Velbert. Die Tafel Niederberg unterhält in Velbert ein Lager, von dem aus sechs Standorte versorgt werden. Die Auflagen führen zu einem enormen Aufwand.
Morgens um Zehn herrscht im Lager der Tafel Niederberg und auch auf dem Hof davor völlige Ruhe. Richtig Auftrieb war hier, an der Heidestraße, bis acht Uhr; dann sind die Fahrer ausgeschwärmt. Sie klappern zuerst die Supermärkte, Discounter, Tankstellen und Bäckereien u. a. ab, beliefern die Tafel-Standorte, kommen gegen 14, 15 Uhr zurück – ein Lager, drei Städte, sechs Standorte. „Das könnte keine Stadt für sich alleine stemmen“, sagt Renate Zanjani.
Gerechter und dosierter verteilen
Nach Auskunft der Tafel-Leiterin ist das zuvor industriell genutzte Lager vor knapp zehn Jahren angemietet worden. So ziemlich jeder der insgesamt 220 Quadratmeter ist bestens genutzt: mehrere gut gefüllte Schwerlastregale, ein Kühlhaus, vier große Kühltruhen, hier stapeln sich rote Transportkisten deckenhoch, dort grüne. Allerdings dient die Halle nicht allein dem reinen Aufbewahren, sondern hilft das Lager vor allem dabei, die gespendeten Lebensmittel „gerechter und dosierter zu verteilen“, sowie das Ganze besser und gezielter zu steuern.
Die ganze Stadt mit Pizza überschwemmen
„Wir haben zunehmend öfter und mehr Frischeprodukte von einer Sorte, mitunter palettenweise“, erzählt Tanja Högström. Das seien vor allem Milchprodukte, aber auch frische Nudeln – im Grunde genommen sämtliche Produkte aus der Kühltheke, immer wieder Riesenmengen“, so die Teamleiterin. „Neulich hätten wir ganz Velbert mit Pizza überschwemmen können“, ergänzt Zanjani.
Hinzu kommt der Umstand, dass die Tafeln untereinander austauschen und eng vernetzt sind. So zählen die Niederberger zum Kreis der rheinisch-bergischen Tafeln, zu denen beispielsweise Dormagen, Haan,
Eng verbunden mit den Gemeinden
Die Tafel Niederberg ist eine Einrichtung der Bergischen Diakonie und eng verbunden mit den Gemeinden des ev. Kirchenkreises Niederberg. Fünf mal in der Woche können bedürftige Menschen in Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath an sechs Standorten ein gesponsertes Mittagessen einnehmen und überzählige, gespendete Lebensmittel für den persönlichen Bedarf gegen einen Obolus mitnehmen. Die Bedürftigkeit wird auf der Grundlage aktueller Einkommensnachweise überprüft.
Das sind die aktuellen Standorte vor Ort: dienstags in Velbert-Mitte, ehemalige Kita St. Joseph, Friedrichstraße 320; mittwochs Am Berg, Kirchengemeinde Dalbecksbaum, Apostelkirche, Jahnstraße 1; donnerstags in Neviges, Schaesbergstraße 2 - 4; freitags in Langenberg, Kirchengemeinde Langenberg, Kreiersiepen 7 (jeweils von ca. 12.30 bis 14.30 Uhr).
Hilden, Krefeld, Mettmann und Ratingen gehören. In Dormagen sitzt ein großes Verteilzentrum, wo in Mengen Paletten ankommen und ziel- und planvoll wieder auf den Weg gebracht werden, um Menschen zu helfen.
Kühlkette darf nicht unterbrochen werden
Der hiesige Fahrzeug„park“ umfasst drei Kühlwagen – „Die Kühlkette muss schön nahtlos eingehalten und auch dokumentiert werden“ – und einen Kleintransporter. Die werden von einem in Teilzeit angestellten Logistiker, drei Bufdis, einem mittels Jobcenter-Förderung angestellten Mitarbeiter und sechs Ehrenamtlern bewegt. Im Schnitt sind’s 360 Kilometer pro Woche und Fahrzeug.
Tafel finanziert sich komplett aus Spenden
Die Autos und die zugehörigen notwendigen Versicherungen sind nur ein Faktor auf der Kostenseite, bei der sich per anno 120.000 bis 130.000 Euro summieren. Hinzu kommen zum Beispiel Ausgaben für Mieten und nicht zuletzt für die Erfüllung der Hygieneauflagen. „Wir haben exakt dieselben Auflagen wie alle anderen auch, und das ist natürlich okay und sinnvoll“, führt Renate Zanjani aus, „aber wir können es halt nicht über den Preis steuern.“
Gesundheitsamt und Lebensmittelkontrolleure passen auf
Der Aufwand ist beträchtlich, und das kostet: lebensmittelechte Brötchentüten, Unmengen von Einmal-Handschuhen, regelmäßige aufwändige hygienische Reinigung der Kisten und Fahrzeuge, isolierende Styroporkisten, Handschuhe für nass und für trocken, Tüten zum Auskleiden der Kunststoff-Kisten, für die es übrigens extra eine Waschanlage gibt, sowie „tonnenweise“ Kühl-Akkus verschiedenster Größe. Das geht hin bis zum Arbeitsschutz für die Fahrer und einheitlicher Kleidung für die Tafel-Leute im „Außendienst“. Högström: „Sie müssen eindeutig erkennbar sein, sie bewegen sich etwa in Supermärkten ja schließlich in Bereichen, die eigentlich nur Mitarbeitern zugänglich sind.“ Kontrolliert wird das gesamte Geschehen rund ums Tafel-“Geschäft“ vom Gesundheitsamt und den Lebensmittelkontrolleuren des Kreises Mettmann.
Im Sommer war weitgehend Ebbe
Die Tafel finanziert sich nach wie vor ausschließlich aus Spenden. „Wir haben nur eine Hand voll Dauerspender mit Beträgen von sechs bis 200 Euro im Monat“, berichtet Tanja Högström, „und hatten leider wieder ein Riesen-Sommerloch und keine Sonder-Spenden.“ Darunter verstehen die Tafel-Verantwortlichen so genannte anlassbezogene Gaben, wie von Geburtstagen oder Firmen-Jubiläen.
Aktuell gibt es übrigens Überlegungen, das Büro (noch an der Ostststraße) und das Lager zusammen mit einem Standort zu zentralisieren. Das eröffne auch neue Optionen, meint Renate Zanjani, so könne man eventuell einen Extra-Tag für ältere Leute anbieten und ihnen das Schlangestehen ersparen oder auch ein Angebot für berufstätige Geringverdiener, die bei den jetzigen Tafel-Zeiten keine Chance hätten.