Neviges. Damit die Kinder der Sonnenschule sicher in den Unterricht kommen, hat Schulleiterin Ilka Powilleit eine ungwöhnliche Idee in die Tat umgesetzt.

Es ist 7.50 Uhr, leichter Nieselregen. „Ungemütlich heute“, meint Sabrina Struck, schlägt die Kapuze hoch. Eigentlich hätte die Mutter von eines Schülers, die in Teilzeit arbeitet, heute frei. Stattdessen verhindert sie, dass Kinder im Eifer unachtsam über die Straße laufen, wartet ab, ob ein Autofahrer auch wirklich hält. „Ach, das mach ich gern. Die halbe Stunde ist nicht so wild.“ Jeden Tag von 7.45 bis 8.15 Uhr sorgen Eltern dafür, dass die Schüler der Sonnenschule gefahrlos die Goethestraße überqueren können.

Schulleiterin sorgte sich

Ilka Powilleit leitet seit Sommer 2018 die Sonnenschule.
Ilka Powilleit leitet seit Sommer 2018 die Sonnenschule. © Kathrin Melliwa

„Moment, warte kurz“, sagt sie zu einem kleinen Mädchen, hält es vorsichtshalber an der Jacke fest. „Ok, der steht.“ Die Kleine tippelt schnell rüber, auf der anderen Seite wartet ja schon die Freundin. Ein Autofahrer scheint es eilig zu haben, biegt mit Karacho aus der Hohenbruchstraße in die Goethestraße ein. Als er Sabrina Struck mit ihrer grell-gelben Warnweste entdeckt, tritt er auf die Bremse, hält an. Es sind Situationen wie diese, die Schulleiterin Ilka Powilleit seit ihrem Amtsantritt im Sommer 2018 Sorgen machen. „Hier hält sich kaum jemand an Tempo 30, die Straßenkuppe finde ich unübersichtlich. Ich hatte wirklich Sorge, dass hier mal etwas passiert.“ Also trommelte sie die Elternschaft zusammen.

Eltern melden sich freiwillig

Eine AG für kleine Forscher

Zurzeit unterrichten neun Lehrerinnen, ein Lehrer und eine Referendarin 150 Schülerinnen und Schüler an der katholischen Sonnenschule. Es gibt sechs Klassen, die Klassen eins und vier sind zweizügig.

Zum Angebot gehört neben einer Theater AG auch eine Forscher AG, an der die Kinder unter anderem naturwissenschaftliche Experimente ausprobieren. Jedes Jahr führen sie vor dem Dom ein Martinsspiel auf.

Dabei greifen die engagierten Eltern nicht etwa in den Verkehr ein. „Das dürfen wir nicht, wir sind ja keine Schülerlotsen, dafür muss man Kurse absolvieren und eine Prüfung bestehen.“ Es gehe vielmehr darum, unbürokratisch für mehr Sicherheit zu sorgen. „Ich finde das prima, das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt Yvonne Neuhaus, die gerade ihren I-Dötz Magnus zur Schule bringt: „Meistens gehe ich ja mit, aber bald auch nicht mehr.“ Die Eltern melden sich freiwillig, im November passen die Eltern der 4a auf, im Dezember kommen die der 4b an die Reihe.

Ein Provisorium: die Kunststoff-Teile am Straßenrand.
Ein Provisorium: die Kunststoff-Teile am Straßenrand. © Kathrin Melliwa

Die „Querungshilfe“, wie es die Schulleiterin nennt, wurde geboren, weil diverse andere Ideen scheiterten: „Ich hatte mir gegenüber der Stadt zunächst einen Zebrastreifen gewünscht, dann eine Verkehrsinsel, aber dafür fehlten jeweils die nötigen Voraussetzungen.“ So muss bei der Einrichtung eines Zebrastreifens nach einer Kurve einen bestimmten Abstand eingehalten werden. Arnd Sulimma, Sachgebietsleiter Verkehrsmanagement, Unterhaltung und Verkehrsanlagen, ließ schließlich rot-weiß lackierte Kunststoff-Teile an den Straßenrand setzen.

Kreuzung wird 2020 erneuert

„Das ist ein Provisorium, im nächsten Jahr wird der gesamte Kreuzungsbereich ja umgestaltet“, so Arnd Sulimma. „dann gibt es auch eine komplett neue Beleuchtung.“ Der Wunsch der Schulleitung nach mehr Licht geht damit schon mal in Erfüllung.

Ein sicherer Übergang ist auch deshalb wichtig, weil die Eltern nicht direkt vor der Schule, sondern um die Ecke an der Hohenbruchstraße halten sollen. Ilka Powilleits Appell an die Eltern: „Bitte dort die Kinder raus lassen, da ist Platz. Wenn hier Autos rangieren, wird es unübersichtlich und gefährlich.“