Velbert. Seit 120 Jahren ist das Unternehmen in der Hand ein und derselben Velberter Familie und hat jetzt auch Standorte in Tschechien und Bulgarien.
Es ist schon ein ganz besonderes Jubiläum, das die Velberter Firma Witte in diesen Tagen begeht: Das Unternehmen wird 120 Jahre alt und genau so lange befindet es sich in den Händen seiner Gründerfamilie. Mit seiner Belegschaft aus dem Niederbergischen feierte der Automobilzulieferer jetzt ein großes Fest.
Die Firmengeschichte beginnt am 26. Oktober 1899 mit Gründer Ewald Witte. Das Unternehmen startete mit der Produktion von Kofferschlössern – ein typisches Velberter Produkt also, – später wurden sie bis nach Indien exportiert. Dabei blieb es aber nicht, so wurden die vorhandenen Stanzmaschinen auch für die Herstellung von „Kronkorkenöffnern“ benutzt – etwa 15 Arbeiter waren damals bei Witte beschäftigt.
Türgriffe für den VW-Käfer
Schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts tat sich ein neuer Geschäftszweig auf mit dem Aufstieg der Autoindustrie. Es wurden unter anderem Türgriffe für den VW-Käfer und Fensteraufsteller produziert. Während der Weltkriege beteiligte sich Witte auch an der Produktion von Rüstungsgütern, nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch Haushaltsgeräte hergestellt.
Heute sind nach Angaben von Witte-Geschäftsführer Rainer Gölz (seine Mutter ist eine geborene Witte) 98 Prozent der Unternehmens-produkte Zubehör für die Automobilindustrie, oft „Fahrzeugzugangssysteme“. Gut 5000 Menschen arbeiten für Witte, davon etwa 1000 in Wülfrath und Velbert, die übrigen in den Werken in Bitburg, in Tschechien und Bulgarien sowie in Schweden und Frankreich.
Auch Elektroautos brauchen Türgriffe
Dem Wandel in der Automobilindustrie sieht Witte relativ gelassen entgegen. „Auch Elektro-Autos brauchen Türgriffe“, sagt Geschäftsführer Gölz. „Wir sehen uns gut gerüstet.“ Mehr Sorgen bereiten ihm der nachlassende Absatz von Autos und die Handelsbeschränkungen durch den Brexit und den Streit China/USA; das betreffe auch die Kunden von Witte sowie das Unternehmen selbst. Aber in Velbert habe man früh genug reagiert.
Digitales Geschäftsfeld aufgebaut
Außerdem, so Gölz, habe man mit Witte-Digital ein neues Geschäftsfeld aufgebaut, hier würden Zugangsmöglichkeiten zum Auto mittels Smartphone entwickelt, was für Autoverleiher und Fuhrunternehmen besonders interessant sei.
Zur großen Feier am Wochenende hatte Witte ein Werkshalle leer geräumt, so dass rund 700 Mitarbeiter und Gäste dort Platz fanden. Ein besonderer Programmpunkt waren Produktshows, hier konnten Mitarbeiter und Gäste Witte-Entwicklungen an echten Autos bewundern. So den Mercedesstern, der auf Knopfdruck kippt und eine Kamera frei gibt, den völlig versenkbaren Türgriff an einem Volvo oder den Türkantenschutz, den Witte für den Focus von Ford entwickelt hat.
Ein Umsatz von 650 Millionen Euro
Witte hat im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 650 Millionen Euro gemacht. Gemeinsam mit seinen zwei amerikanischen Partnern lag der weltweite Umsatz der VAST Automotive Group mit fast 1,8 Mrd. US-Dollar vier Prozent über dem Vorjahr.
Im Mai hat Witte sein Werk in Bulgarien, das vor zehn Jahren eröffnet wurde, erweitert und die Produktionsfläche dort verdoppelt. Über 1000 Menschen sind in der Produktionsstätte beschäftigt.
Auf eigene Kraft gesetzt
Für die große Party setzte Witte viele auf eigene Kräfte. So wurden die Tombolahauptgewinne von den Mitarbeitern gestiftet: ein Fotoshooting, ein Personalcoaching und Fluggutscheine von einem Kollegen, der selbst fliegt. Auch den Kuchen hatten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst gebacken. Der Erlös auch aus Kuchenverkauf und Tombola ging an das Johanniterheim in Velbert, das damit Spielmaterialien für Menschen mit Demenz anschaffen will. „Wir haben uns mit Absicht ältere Menschen ausgesucht, sie werden bei Spenden nur selten berücksichtigt“, sagt Bettina Janke, die Unternehmenssprecherin.