Wülfrath/Kreis Mettmann. Ohne Regen sind sie machtlos: Die Landwirte ziehen eine sehr durchwachsene Bilanz der Ernte. Aber sie haben noch ganz andere, wachsende Sorgen.

Falls noch jemand Zweifel hat, ob der Mensch der Erde zu kräftig einheizt und damit auch am eigenen Ast sägt, der könnte mal mit Leuten reden, die in der hiesigen Region ein Leben lang Tag für Tag bei Wind und Wetter draußen sind – mit Landwirten. Die sind sich nämlich ganz sicher: „Der Klimawandel kommt nicht, er ist da!“

Bei der Aussaat nur im Staub gearbeitet

Das Getreide wurde in diesem Jahr deutlich früher als sonst üblich geerntet.
Das Getreide wurde in diesem Jahr deutlich früher als sonst üblich geerntet. © dpa | Armin Weigel

Als Belege wurden anlässlich der jüngsten Erntebilanz der Kreisbauernschaft Mettmann in Wülfrath u. a. die „ungewöhnlichen Witterungsverläufe der letzten beiden Jahre“ und die „zunehmend extremen Wetterereignisse“ angeführt. Man erlebe nun schon im zweiten Jahr eine Trockenphase, berichtet Josef Aschenbroich, habe bei der Aussaat nur im Staub arbeiten können. „Wenn was kommt, dann meist nur punktuell“, so der erste stv. Kreisvorsitzende, „es fehlen 500 Liter pro Quadratmeter, die wir sonst haben.“ Der Regenmangel sei vor allem im Kreissüden mit seinen sehr sandigen Böden ein Problem: „Ohne Regen sind wir machtlos.“

Es dürfte gerne homogener sein

Die außergewöhnliche Wärme im Februar hat Aschenbroich zufolge zu einer wahren Käfer-Invasion auf den Rapsfeldern geführt. „Gott sei Dank kamen im Mai zur Haupt-Entwicklungszeit dann Niederschläge.“ Gerste, Roggen und Weizen seien viel früher als sonst geerntet worden; die Erträge schwankten zwischen „ganz gut“ bis „ganz mies – solche Unterschiede haben wir noch nie gehabt“. Diese Schwankungen korrespondieren mit der unterschiedlichen Beschaffenheit und Güte der Böden im Gebiet der

Verband repräsentiert 15.000 Mitglieder

Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) ist die einheitliche Berufsvertretung für die Bauern und ihre Familien im Rheinland. Er repräsentiert rund 15.000 Mitglieder. Auf freiwilliger Basis sind rund 95 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe des Rheinlandes im RLV organisiert.

Der RLV gliedert sich in Ortsbauernschaften, Kreisbauernschaften und Bezirksbauernschaften. Zur Kreisbauernschaft Mettmann gehören der Kreis Mettmann, Düsseldorf, Remscheid, Solingen und Wuppertal.

Kreisbauernschaft: „Es ist alles nicht so homogen, wie wir’s gerne hätten“, sagt dazu der Kreisvorsitzende Martin Dahlmann.

Kaum Hoffnung auf Ausgleich über höhere Preise

Die Kartoffelernte falle ebenfalls „sehr durchwachsen“ aus – „von mittelprächtig bis schlecht“. Beim Mais reiche die Bandbreite von „Krüppel bis 1,2 Meter hoch“. Eine miese Ernte sei bei den Zuckerrüben zu erwarten: „Das lohnt teils gar nicht.“ Ein Ausgleich über höhere Preise sei jedoch eher nicht zu erwarten, urteilt Bernhard Weyers (Raiffeisen Warengenossenschaft Rheinland): „Der Weltmarkt bestimmt die Preise.“ Weyers spricht ebenfalls von einer sehr durchwachsenen Ernte und einer durchschnittlichen Gesamtmenge. Und er kriegt viel mit: „Es gibt Betriebe, die stehen existenziell wirklich schlecht da.“

Bauern werden zum Buhmann gemacht

Sie bewegt nicht nur das Thema Ernte: Bernhard Weyers, Martin Dahlmann und Josef Aschenbroich (v. li.).
Sie bewegt nicht nur das Thema Ernte: Bernhard Weyers, Martin Dahlmann und Josef Aschenbroich (v. li.). © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

(Nicht nur) Josef Aschenbroich hat den Kaffee ziemlich auf. „Es macht keinen Spaß mehr. Die Landwirtschaft ist angeblich immer alles schuld.“ Allenthalben werde auf die Landwirte kräftig drauf gedroschen, sie würden zum Buhmann gemacht. Dabei habe man in der Region beispielsweise kein Gülleproblem und kein verseuchtes Grundwasser.

Respekt und Anerkennung eingefordert

Der Kreisvorsitzende fordert für sich und seine Kollegen sichere Rahmenbedingungen, wettert gegen die „Flut der Vorschriften, die durch das Agrarpaket auf die landwirtschaftlichen Familienbetriebe einprasselt.“ Das sei existenzgefährdend. Dahlmann bringt den steigenden Frust auf den Punkt: „Es muss endlich Schluss sein mit dem maßlosen Aktionismus gegen die Landwirtschaft. Geht es so planlos und praxisfern weiter, wird man nur ein Ziel erreichen: Dass die regionale Landwirtschaft verschwindet und Nahrungsmittel in Zukunft aus dem Ausland kommen.“ Die Bauern seien bereit, den Veränderungsprozess im Sinne von Klima-, Umwelt- und Naturschutz weiter voran zu bringen. Voraussetzung seien allerdings Respekt und Anerkennung für das, was Landwirte Tag für Tag für die Gesellschaft leisteten.