Velbert-Mitte. Der Immobilienservice knöpft sich das alte Haus im Offers vor und renoviert es gründlich. Ein Sanierungskonzept fürs Fachwerk steht aber noch aus.

Eigentlich sah das Haus Im Offers ja immer recht schmuck aus. Seit oberhalb der Offersplatz jedoch aufwändig umgestaltet worden und der wohl älteste Profan-Bau von Velbert-Mitte dadurch viel besser in den Blick gerückt ist, zeigt sich aber auch nur allzu deutlich, dass der Eindruck mehr Schein als Sein war. Der Fachbereich Immobilienservice unterzieht das Offers-Haus jetzt einer gründlichen Renovierung.

Schon seit Wochen eingerüstet

Marc Meyer (li.) und Dirk Schutte – beide sind Bauleiter beim städt. Immobilienservice – erläuterten beim Ortstermin mit der WAZ Umfang und Stand der Arbeiten.
Marc Meyer (li.) und Dirk Schutte – beide sind Bauleiter beim städt. Immobilienservice – erläuterten beim Ortstermin mit der WAZ Umfang und Stand der Arbeiten. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Seit Anfang August ist es eingerüstet, sind u. a. bereits sämtliche Holzwerke lackiert worden. Dazu zählen laut Dirk Schutte Fenster, Türen, Gesimse, die rückwärtige, obere Fassade und das Fachwerk. Bis vor vier oder fünf Jahren, so der Bauleiter und Maurermeister weiter, habe die Wobau das denkmalgeschützte Haus Im Offers – es gehört seit 1926 der Stadt – verwaltet und Geld für die „Unterhaltung von Dach und Fach“ bekommen. Seither kümmere sich der Immobilienservice um die Unterhaltung. Dabei werde turnusmäßig geschaut, ob das Dach und die Fenster dicht und die Regenrinnen in Ordnung sind und ob alles ordentlich schließt. Zudem würden Vandalismusschäden beseitigt. Im Rahmen der Offersplatz-Umgestaltung habe man sich jedoch zu einer gründlichen Renovierung entschieden und damit auch dem Wunsch der Politik Rechnung getragen.

Lagerbalken von Fäulnis attackiert

Marc Meyer zufolge ist das Vorgehen mit der Unteren Denkmalbehörde abgeklärt, wurde zudem eigens auf Landesebene eine Genehmigung eingeholt. Vor Ort seien mehrere Gewerke im Einsatz, berichtet der Bauleiter und Bautechniker. Besonders gefragt ist nunmehr das Know-How eines ortsansässigen

Fachwerkhäuser, Villen und Viadukte

Die Palette der Baudenkmäler reicht in Velbert vom Wegekreuz über Eisenbahnviadukt und Wasserturm, vom Fachwerkhaus und über die Villa mit Parkanlage bis hin zur Schlossanlage mit Vorburg. Die Bauwerke sollen auch für künftige Generationen als anschauliches und greifbares Zeugnis der Stadtgeschichte bewahrt werden.

Seit Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes in NRW 1980 sind die Gemeinden als Untere Denkmalbehörden für dessen Vollzug verantwortlich. Bei der Stadt Velbert ist die Behörde der Fachabteilung Umwelt- und Stadtplanung zugeordnet.

Spezialisten für Fachwerkarbeiten. Nachdem nämlich die Regenrinne ringsum erneuert wurde, fiel auf, dass am hinteren Giebel ein gut acht Meter langer Eichen-Lagerbalken durch Fäulnis angegriffen ist. Er bildet den Abschluss zum Erdgeschoss, fungiert als so genannter Deckenanschlussbalken und muss in Teilen erneuert werden.

Konstruktion lässt Eingriffe problemlos zu

Die Giebelseiten des Offers-Hauses sind Wind und Wetter ganz besonders ausgesetzt.
Die Giebelseiten des Offers-Hauses sind Wind und Wetter ganz besonders ausgesetzt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Das ist nicht spektakulär, sondern ganz normal. Wir reden ja schließlich von Jahrhunderten“, sagt Meyer und erklärt, dass man bei einer Fachwerkkonstruktion eigentlich problemlos überall etwas herausnehmen und ersetzen könne, wenn man es natürlich fachgerecht abstütze. Die Giebel- seien dem Wetter viel stärker ausgesetzt als die durch den Dachüberstand geschützten Längsseiten, ergänzt Schutte.

Proben zur Analyse ins Labor

Überall dort, wo es am Gebälk keine sichtbaren Schäden gibt, wurden Holz-Proben entnommen, die nun in einem Labor analysiert werden. Anschließend wird ein Sanierungskonzept aufgestellt und mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt, dessen Umfang noch völlig offen ist. Erst dann gibt’s auch einen Überblick über die Kosten. „Aktuell sind 50 Prozent der Arbeiten erledigt“, resümiert Dirk Schutte, bisher habe man ohne Fachwerk rund 100.000 Euro aufgewendet.

Im Obergeschoss sind Mietwohnungen

Im Haus im Offers – der Name wird von Opfer abgeleitet – wohnte einst Küster Offermann, der für die Kirche das Opfergeld erhob. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1326. Der Hof ist aber wahrscheinlich älter. Er stand ursprünglich in Verbindung zum Kloster Werden. Seit 1954 ist es Gründungs- und Heimstätte der Offers-Kompeneï. Im Erdgeschoss sitzt der Verein für Familienhilfe (zuvor Villa Herminghaus); darüber sind drei der vier Wohnungen vermietet.

Sanierung erst im Frühjahr 2020

Die Fachwerk-Sanierung wird übrigens erst ab dem nächsten Frühjahr über die Bühne gehen. Vorher anzufangen, erklärt Schutte, mache nach fachmännischem Urteil des Zimmermanns überhaupt keinen Sinn.