Velbert. Obwohl es in Velbert 16 gelistete Hebammen gibt, ist es für werdende Eltern schwierig, einen Termin zu bekommen.
„Ich habe schon mit Frauen gesprochen, die 20 Hebammen kontaktiert und nur Absagen bekommen haben“, beklagt Hebamme Sarah Kleinschulte die schwierige Suche nach einer Geburtshelferin in Velbert. Tatsächlich sind viele Hebammen monatelang ausgebucht und werdende Mütter suchen verzweifelt nach einer Geburtshelferin.
Kleinschulte ist in ihrer Hebammenpraxis „Kleinschulte&Töchter“ bis März 2020 ausgebucht und kann keine Anfragen mehr annehmen. „Das hängt auch damit zusammen, dass wir bei uns die einzigen Beleghebammen in der Umgebung sind“, erzählt Kleinschulte, die gemeinsam mit ihrer Frau und Schwiegermutter in der Praxis arbeitet. Besonders für die Geburtsbegleitung sei es schwer, eine Hebamme zu finden.
Velbert steht vergleichsweise gut da
Landesverband startet Studie
Weil es bislang nur wenig Daten zur Anzahl von Hebammen in Nordrhein-Westfalen gibt, hat der Landesverband für Hebammen NRW mit der Hochschule für Gesundheit Bochum die Studie HebAB.NRW gestartet.
Dafür wurden Mütter nach der Geburt und Hebammen befragt. So soll geklärt werden, wie die Versorgungssituation landesweit aussieht. Die Ergebnisse werden im November diesen Jahres vorgelegt.
Laut Gesundheitsamt sind 16 Geburtshelferinnen in Hebammenverzeichnis für Velbert gelistet. Zu wenig? „Wir sind in Velbert und Umgebung noch vergleichsweise gut aufgestellt. Und trotzdem ist die Situation so, dass es schwierig ist, eine Hebamme zu finden“, schildert die Leitende Hebamme des hebammengeleiteten Kreißsaals im Helios Klinikum Niederberg, Yvonne Rohde, die Lage.
Auch Hebamme Deborah Cosmades stellt einen Mangel fest. Sie selbst ist bis Januar 2020 terminlich voll eingespannt. Ganz so drastisch schätzt sie die Lage aber nicht ein: „Es ist sicherlich so, dass es hier weniger Hebammen gibt. Ich denke aber, dass jeder, der früh genug sucht, auch jemanden findet. Ich erhoffe mir, dass sich durch das neue Studienfach etwas ändert und es wieder mehr gibt.“
So wird der Hebammenberuf zum Januar 2020 reformiert und akademisiert. Ab Januar 2020 wird es eine Hebammen-Ausbildung mit dualem Studium an Hochschulen geben. Die Ausbildung soll dadurch attraktiver werden.
Arbeitsbedingungen sind anstrengend
Dass die Suche für viele Schwangere bislang so schwierig ist, hängt für Cosmades mit den Arbeitsbedingung zusammen, die der Beruf mit sich bringt: „Bei mir sind zwölf bis 14-Stunden-Tage nicht selten. Ich denke, dass viele Hebammen versuchen, den Stress zu reduzieren und deshalb die Kapazität runterfahren.“
Das versucht auch Sarah Kleinschulte: „Wir haben kleine Kinder zuhause, da müssen wir schauen, wie wir das mit Bereitschaftsdiensten machen. Wir versuchen, bereitschaftsfreie Intervalle einzuführen. Weil wir ein Familienunternehmen sind, kann es natürlich sein, dass auf jeder Familienfeier das Telefon klingelt.“
Schwangere sollen sich so früh wie möglich kümmern
Vor allem von der Politik wünschen sich viele Hebammen mehr Unterstützung, wie Yvonne Rohde vom Helios Klinikum sagt: „Die tarifliche Vergütung von Hebammen ist nicht so, wie sie sein sollte. Da erwarte ich von den Krankenkassen und der Politik, dass sich etwas ändert, damit der Beruf auch wieder attraktiver wird.“
Auch interessant
Auch Deborah Cosmades kritisiert die Bezahlung: „Es ist nicht so, dass wir am Hungertuch nagen. Aber ich zahle 950 Euro monatlich für die Krankenkasse. Das Geld muss auch erst wieder reinkommen. Für einen Hausbesuch gibt es 37 Euro brutto. Dafür kommt kein Handwerker ins Haus.“
Sarah Kleinschulte rät werdenden Müttern für die Hebammen-Suche „sich so früh wie möglich zu kümmern. Nach einigen Schwangerschaftswochen ist es meist schon zu spät.“