Velbert. Dass Hebammen künftig studieren sollen, finden zwei Velberter Hebammen im Prinzip gut. Es gebe aber auch den ein oder anderen Haken.

Nur noch mit einem Studium sollen junge Menschen künftig Hebammen oder Geburtshelfer werden können. Den Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Hebammenausbildung sehen Velberter Hebammen durchaus positiv. Sarah Kleinschulte ist freiberufliche Hebamme . Sie berichtet über ihre Erfahrungen sowie die Vor- und Nachteile der vorgeschlagenen Neuerung.

Schon seit 2008 können Hebammen studieren

Dass Hebammen studieren ist an sich keine Neuheit. Schon seit mehr als zehn Jahren werden duale Studiengänge angeboten. Um genau zu sein seit 2008, als in Osnabrück der erste Bachelorstudiengang startete. Die Velbert nächste Hochschule, die das Studium anbietet, ist die Hochschule für Gesundheit in Bochum. Nun hat das Bundeskabinett den Gesetzentwurf zur Reform der Hebammenausbildung beschlossen, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgelegt hatte. Damit ist das verpflichtende duale Studium über sechs bis acht Semester beschlossene Sache.

Studium für die Arbeit im Ausland

Bis 2018 hat Sarah Kleinschulte im Kreißsaal gearbeitet und oft Studenten erlebt, die mit der geschäftigen Situation dort sehr überfordert waren, „weil im Studium oft von der idealen eins zu eins Betreuung ausgegangen wird“.
Bis 2018 hat Sarah Kleinschulte im Kreißsaal gearbeitet und oft Studenten erlebt, die mit der geschäftigen Situation dort sehr überfordert waren, „weil im Studium oft von der idealen eins zu eins Betreuung ausgegangen wird“. © dpa | Holger Hollemann

Sarah Kleinschulte von der Velberter Hebammenpraxis Kleinschulte & Töchter erinnert sich an die Zeit ihrer Ausbildung: „Als ich 2010 meine Ausbildung begann, fingen parallel die ersten Hebammen an zu studieren. Damals oft aus folgenden Gründen: Entweder wollten die jungen Frauen im Ausland arbeiten, das, wie die USA ein Studium voraussetzte. Oder sie wollten selbst in die Forschung gehen und an der Hochschule bleiben.“

Dass ein Studium nun der verpflichtende Weg sein soll, sieht die 30-Jährige als Chance für das Berufsbild: „Die Glaubwürdigkeit und Anerkennung von Außen kann durch eine akademische Ausbildung steigen. Auch ist es von Vorteil, wenn Hebammen Studien auswerten können und Weitblick für ihren Beruf entwickelt haben.“

Dass der Fokus im dualen Studium weiter auf der Praxis liegen soll, finden Sarah Kleinschulte wie auch ihre Kollegin Michaela Xavier Teixeira äußerst wichtig.

Herausforderung für Studierende

Jedoch sieht Kleinschulte auch die Herausforderungen für Studierende, die in die Kreißsaalrealität kommen: „Bis 2018 habe ich selbst im Kreißsaal gearbeitet und oft Studenten erlebt, die mit der geschäftigen Situation dort sehr überfordert waren, weil im Studium oft von der idealen eins zu eins Betreuung ausgegangen wird. Eine Situation, in der auf fünf Gebärende eine Hebamme kommt, entspricht dann nicht deren Vorstellungen.“

Studium soll Theorie und Praxis verknüpfen

Das duale Studium für zukünftige Hebammen soll wissenschaftliche Theorie mit der Praxis verknüpfen und dabei einen hohen Praxisanteil haben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will durch den neuen Gesetzentwurf die Hebammenausbildung „moderner und attraktiver“ machen.

Wer Kontakt zu den Hebammen aufnehmen möchte : Kleinschulte & Töchter: 02053 8496830, Teixeira: 02051 310855.

Um aber überhaupt die teils sehr schlechte Betreuungsquote aufzubessern, durch die viele schwangere Frauen verzweifelt nach einer Hebamme suchen, hoffen Kleinschulte und Teixeira auf neue Schüler und Studenten. Mit diesen ist die erfahrene Velberter Hebamme Teixeira während der praktischen Ausbildungsphase, dem Externat, in engem Kontakt. „Die Hoffnung besteht, dass durch eine Akademisierung der Ausbildung auch die Anerkennung und finanzielle Einstufung des Berufes steigt“, erklärt Teixeira.