Velbert. Im Kreis Mettmann hat in den letzten zehn Jahren jede neunte Gaststätte geschlossen. Warum das so ist, sind sich die Velberter nicht einig.
Innerhalb von zehn Jahren haben 85 Gastro-Betriebe im Kreis Mettmann geschlossen. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede neunte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht – das berichtet die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) und warnt vor einem weiteren Kneipensterben. Mit den Betriebsschließungen stehe unter anderem „ein wichtiger Teil der Alltagskultur auf dem Spiel“, heißt es in der Mitteilung.
Auf der Facebook-Seite der WAZ Velbert haben wir nachgefragt, wie unsere Leser die Situation in Velbert einschätzen: Teilen Sie die Meinung der Gewerkschaft oder ist die Kneipenszene in der Stadt noch immer lebendig?
Für manche ist das Rauchverbot Teil des Problems
Die Antworten sind unterschiedlich: Manche, wie Nutzer Axel Strüter, machen das Rauchverbot in Gaststätten zum Teil mitverantwortlich. Er sagt: „Wo ich nicht rauchen darf, zahl ich auch keine zwei Euro für ein Glas Bier.“ Das sieht auch Nutzer Frank Qro so: „Mit dem Rauchverbot fing es an. Wenn ich mal auf ein Bier ausgehe, sitze ich alleine an der Theke. Dann bleibe ich doch lieber Zuhause alleine, ist sicherer und günstiger.“
Trend gehe weg von der Kneipe hin zu Bars oder Pubs
Andere WAZ-Leser haben dagegen einen anderen Trend beobachtet. So etwa Nutzer Michael Siekmann: „Kneipen sterben, Restaurants boomen. Damit scheint mit klar zu sein, was der Kunde und die Kundin wünschen.“ Dieser Meinung ist auch Nutzer Marks MacEmcy: „Klar werden die Kneipen immer weniger. Es ist halt nicht mehr im Trend. Immer weniger wollen überhaupt noch in eine ,einfache’ Kneipe und die, die wollen würden, sterben langsam aus.“ Kaum einer gehe „nach der Arbeit“ zuerst in die Kneipe, so wie früher üblich. „Zudem“, schreibt Markus MacEmcy weiter, „wird viel weniger Alkohol konsumiert. Das ist der Lauf der Zeit. Schade aber ,Evolution’. Ich denke mal, dass moderne ,Kneipen’ – also eher Bars, Pubs,... – mit Aktionen und Events da weniger Probleme haben.“
Leser Holger Schiemann pflichtet dem bei: „Merkwürdig, wollten letztens den Italiener in der neuen Galerie in Velbert mal ausprobieren. Freitagabend und es waren alle Tische besetzt. Wenn ich so in den Großstädten in Deutschland unterwegs bin – und das bin ich viel – ist es selbst unter der Woche immer sehr voll in den Lokalen. Also, Gastronomie funktioniert immer noch, nur halt nicht mehr mit ‘ner ollen Eckkneipe, da muss man sich halt mal neu erfinden und in neue Ideen investieren.“
Gewerkschaft NGG macht Arbeitsbedingungen mitverantwortlich
Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG Düsseldorf-Wuppertal, macht für den Trend aber auch die Arbeitsbedingungen verantwortlich. „Nachts und am Wochenende hinterm Tresen zu stehen, das wollen viele nicht mehr. Deshalb hat die Branche schon heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, so die Gewerkschafterin. Ein entscheidendes Mittel sei deshalb, die Branche bei Löhnen und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen.
Aber auch den Wirten fehle oft ein Nachfolger, um den Betrieb weiterzuführen, so Torun. „Außerdem müssen sich die Gastronomen gegen Pleiten absichern. Dazu gehört das nötige betriebswirtschaftliche Know-How. Genauso aber originelle Ideen, wie man eine Gaststätte zum Treffpunkt für junge Leute macht.“