Wuppertal. Vor dem Wuppertaler Landgericht hat der Prozess begonnen. Polizei fand penibel geführtes Kassenbuch Einige kennen sich wohl aus einem Rocker-Club

Zum Start in einem Großprozess um organisierten Marihuana-Schmuggel kündigten die sieben Angeklagten aus Velbert und Wülfrath Geständnisse an. Die Männer sollen ab Ende 2017 bis September 2018 Drogen zum Straßenpreis von jeweils mehreren 10.000 Euro kilogrammweise aus Holland eingeschmuggelt und weiter verkauft haben. Laut Anklage kennt sich ein Teil von ihnen aus einem Velberter Rocker-Club.

Schwer belastet werden sie von dem Kassenbuch, das sie penibel über alle Geschäfte geführt haben sollen und das in die Hände der Polizei gelangte. Den Ergebnissen zufolge stellten die Ermittler bei mehreren Angeklagten scharfe Pistolen, geschliffene Macheten und Dolche sicher, dazu Westen mit Vereinsabzeichen – sogenannte Kutten. Bei den Angeklagten durchsuchten teils Spezialkräfte der Polizei.

Lange Haftstrafen drohen

Die Angeklagte müssen mit langen Haftstrafen rechnen. Zwei von ihnen erlaubten den Behörden bereits am ersten Prozesstag und vor dem Urteil, ihre Drogen und Waffen zu vernichten. Es geht um möglichst milde Strafe. Ein Anwalt bekräftigte: „Wir möchten den Prozess einvernehmlich mit den Gericht gestalten.“

Drei bildeten den Kern der Gruppe

Der Staatsanwaltschaft zufolge waren drei Angeklagte Kern der Gruppe. Ein 30 Jahre alter Velberter sei der Kopf. Er habe von früher holländische Marihuana-Lieferanten gekannt. Zunächst habe er einen zwei Jahre jüngeren Bekannten angeworben, die Bücher zu führen. Dieser Mann habe dringend Geld gebraucht und Drogen-Vorräte vorübergehend in seiner Wohnung gelagert. Schließlich sei ein weiterer Velberter dazu gekommen. Der Staatsanwalt erläuterte: „Es ging darum, die Gewinne zu steigern und gleichzeitig auf eine gewisse Qualität zu achten.“

Die Gruppe wuchs schnell

Binnen Kurzem sei die Gruppe angewachsen: Der Buchhalter habe einen Cousin hinzugezogen, der das Lager übernommen habe. Andere Männer seien Fahrer geworden. Mitte 2018 sei ein Angeklagter dazu gekommen, der Marihuana zuvor in Wuppertal gekauft habe. Der habe seinen 65 Jahre alten Vater, einen Rentner überzeugt, als Kurier nach Holland zu fahren. Der Vater ist mit angeklagt. Er soll selbst gelegentlicher Konsument von Joints gewesen sein.

Weiter laut Anklage scheiterte Anfang September 2018 ein Großgeschäft der Gruppe. Kunden aus Siegen sollen neun Kilogramm bestellt haben. Ein Lieferant in Holland habe die Menge zunächst zugesagt, dann aber nicht Wort gehalten. Mehrere Angeklagte sollen noch vom Kurierauto aus versucht haben, zusätzliche Drogen aufzutreiben. Schließlich sei eine Lieferung fast ohne Gewinn heraus gekommen.

Die Angeklagten zwinkerten sich zu

Hintergrund mehrerer Angeklagter soll deren Mitgliedschaft im Rockerclub Brothers MC gewesen sein. Die Gruppe ist nicht verboten. Beobachtet wird der Prozess von gut einem Dutzend Angehöriger, die der Anklageschrift anscheinend wenig Spannendes abgewinnen konnte. Der vorsitzende Richter mahnte: „Wenn Sie schon herzhaft gähnen müssen, dann halten Sie wenigstens eine Hand vor den Mund. Und quatschen Sie nicht die ganze Zeit.“ Die Angeklagten zwinkerten sich teils still zu. Anders als erwartet zeigten sich keine Rocker im Gericht. Die vier weniger belasteten Männer sind auf freiem Fuß. Das Gericht will Dienstag, 6. August 2019, weiter verhandeln.

Berauschendes Geschäft

Marihuana und Haschisch kosten im Straßengeschäft im Rheinland rund 10 Euro pro Gramm. Der Preis schwankt abhängig vom Gehalt an Wirkstoff. Die Anklage geht davon aus, dass die sieben Männer die Drogen in Holland zu Preisen unter fünf Euro pro Gramm kauften. Bei Großabnehmern sollen sie 50 Cent pro Gramm aufgeschlagen haben.

Es laufen zahlreiche weitere Prozesse gegen Kunden der Gruppe.