Velbert. Pfarrgemeinde will in Velbert ein Zeichen setzen gegen Extremismus, Rassismus und Antisemitismus. Jugendliche führen durch Anne-Frank-Ausstellung.
Es ist schon eine geraume Weile her, dass Gisbert Punsmann in einer Kirchenzeitung einen Bericht über eine Anne-Frank-Ausstellung gelesen hat. Das Interesse des Pastoralreferenten war sofort geweckt, er klemmte sich dahinter und nunmehr laufen bereits seit gut neun Monaten die Vorbereitungen, um die Ausstellung „Deine Anne – Ein Mädchen schreibt Geschichte“ endlich auch in Velbert zeigen zu können.
Bedeutendes historisches Dokument
Ausrichter ist die katholische Kirchengemeinde St. Michael und Paulus Velbert; der Eröffnungstermin ist just am 12. Juni, der 90. Geburtstag von Anne. Als Zeitzeuge ihrer Lebensjahre in Amsterdam und Freund des deutsch-jüdischen Mädchens ist Pieter Kohnstam Gast der Eröffnung um 18 Uhr. Anne Frank wurde in Frankfurt geboren, 1934 wanderte sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester in die Niederlande aus, um der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen und wurde kurz vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen Opfer des Holocaustes. Kohnstam kommt aus New York. Und der Leiter des Anne Frank Zentrums in Berlin, Patrick Siegele, ist dann ebenfalls zugegen. Jedermann sei herzlich eingeladen, so Punsmann. Das weltweit bekannte, sehr persönliche Tagebuch der Anne Frank gilt als bedeutendes historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust und seine Autorin als eine Symbolfigur gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes.
Ab sofort eine Führung buchen
Die Ausstellung läuft bis zum 10. Juli. Sie ist wochentags von 16 bis 20 und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Wer Führungen buchen möchte, wendet sich an den Pastoralreferenten Gisbert Punsmann (Tel. 02051-967153) oder mailt an ausstellung@st-michael-paulus-velbert.de. Punsmann zufolge gibt es noch Möglichkeiten für Schülergruppen oder Gruppen von Erwachsenen.
Vertrauensvorschuss nicht verspielen
Man wolle mit der Ausstellung ein Zeichen setzen gegen wachsenden Extremismus, Rassismus und Antisemitismus, sagt Punsmann. Er findet es unglaublich, dass beispielsweise in Berlin jüdische Schüler gemobbt würden. „Das macht mich einfach fassungslos.“ Zudem erinnert der Initiator und Projektverantwortliche an die Juden, die nach dem Krieg und dem Ende der Nazi-Diktatur ganz bewusst und entschlossen in Deutschland geblieben seien. „Das war ein Riesenvertrauensvorschuss, und heute sind wir dabei, diesen zu verspielen“, mahnt er.
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„Ein Mädchen schreibt Geschichte“ sei die größte und zugleich neueste der fünf Ausstellungen des Anne Frank Zentrums. Sie sei seit 2012 in 58 deutschen Städten zu sehen gewesen. „Die Grundidee ist, dass Schüler dorthin gehen“, so Gisbert Punsmann. Hauptzielgruppe seien Schüler mit ihren Klassen bzw. Kursen ab 13 Jahren, aber der Besuch sei auch lohnenswert für Erwachsene und andere Jugendgruppen.
Für die Ausstellung, deren Präsentation wohlgemerkt alles andere als kostenlos ist und die eine Fläche von ungefähr 200 Quadratmetern benötigt, wird der „neuere“ Teil der Kirche St. Joseph an der Berliner Straße 5 komplett geräumt. Das machen Profis. Die Kosten für die Schau tragen die Pfarrgemeinde und Sponsoren, von denen weitere ausdrücklich noch willkommen sind.
Jugendliche werden nach Pfingsten geschult
Die Ausstellung arbeitet übrigens nach dem so genannten Peer-Guide-Prinzip: Jugendliche führen andere Jugendliche hindurch. Aufgrund eines öffentlichen Aufrufs und mittels persönlicher Ansprache sind genügend Freiwillige zusammengekommen, die nach Pfingsten vom Anne Frank Zentrum geschult werden, „so dass das Verhältnis zwischen Anmeldungen und Guides passt“. Man könne die Ausstellung aber auch ohne Führung besuchen. Sie sei interaktiv mit kleineren Wort- und Filmbeiträgen.
Spuren jüdischen Lebens nachgehen
Das Rahmenprogramm wartet u. a. mit einer Autorenlesung durch Andrea von Treuenfeld auf (18. 6., 19.30 Uhr), tags darauf geht Frank Overhoff mit Teilnehmern Spuren jüdischen Lebens in Velbert-Mitte nach (18 Uhr); am 25. 6. folgt ein Vortrag „Facetten des Antisemitismus – ein gesamtgesellschaftliches Problem (19.30 Uhr), am 27. 6. läuft ein Spielfilm zum Leben von Anne Frank (19.30 Uhr); und am 4. 7. steht zum Abschluss um 18 Uhr eine öffentliche Führung auf dem Programm.