Vier Gemeindemitglieder und Pastoralreferent Gisbert Punsmann aus der Gemeinde St. Michael und Paulus folgten dem Jakobsweg 800 Kilometer nach Santiago de Compostela in Nordspanien. Einige Teilnehmer berichten von sehr persönlichen Erfahrungen auf diesem Weg des Glaubens.
Vor vier Jahren sind sie aufgebrochen, jetzt haben sie ihre Wallfahrt beendet. Pastoralreferent Punsmann erzählt, warum man lange unterwegs sein sollte. Und schweigend pilgern sollte. „Als wir an das Schild kamen, noch 4,1 Kilometer bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela, das war schon ein sehr emotionaler Moment“, sagt Gisbert Punsmann. Der Pastoralreferent und andere aus St. Michael und Paulus sind vor vier Jahren losgepilgert. Jetzt sind sie angekommen.
Ein harter Kern aus fünf Gemeindemitgliedern ist die ganzen 800 Kilometer vom französischen St. Jean Pied-de-Port aus gelaufen, sechs weitere haben Teilstücke absolviert. Durchgängig unterwegs war die Gruppe aber nicht. Seit 2011 hat sie jedes Jahr etwa 200 Kilometer gemacht. Das Andauernde an dieser Wallfahrt ist Punsmann wichtig, denn „seine Beziehung zu Gott zu entwickeln, das hat etwas Kontinuierliches“.
Man pilgert nicht nur zu Gott
Man pilgert aber nicht nur zu Gott. Der Glaubenspilger, der Sportler, der Wanderer, der Kulturtourist, der Selbstfinder, diese von Punsmann aufgemachte Typologie zeigt schon an, dass es entlang des Jakobswegs noch ganz anderes zu finden gibt.
Zum Beispiel ermöglicht der Weg Erlebnisse wie dieses: „Wir kamen an einer Klosterkirche vorbei. Der Eingang war 100 Schritte entfernt. Wenn man 40 Kilometer pro Tag läuft, dann spart man an jedem überflüssigen Schritt, also hab ich mich gefragt: Gehst du da jetzt hin? Viele Kirchen entlang des Wegs sind ja leider geschlossen. Ich bin dann doch hingegangen, und die Kirche war offen. Die Ordensgemeinschaft betete gerade das Morgengebet. Der Kirchenraum war dunkel, nur eine Stelle war hell, da stand eine Figur des Heiligen Antonius von Padua. Ich habe eine persönliche Geschichte mit diesem Heiligen. In solchen Momenten läuft’s einem heiß und kalt den Rücken runter.“
Man gewinne über die Dauer der Wallfahrt auch Respekt für die Schöpfung. Und einen akzeptierenden Blick auf gewisse Mitmenschen.
Pilger Günter Dziuba gibt Beispiele: „Da gab es schon auch Pilger, die morgens um fünf Uhr losgelaufen sind und das bei vollem Licht machen mussten oder auch andere Pilger, die abends nach 23.30 Uhr nach einigen Gläsern Wein in den Schlafsaal kamen. Außerdem gibt es in jedem Schlafsaal eine bestimmte Prozentzahl an Schnarchern.“ Punsmann schließt daran an: „Aber wenn ich das Großartige sehe, das Gott geschaffen hat, und wenn der Mensch die Krone der Schöpfung ist, dann kann ich auch die Menschen nicht gering schätzen, über die ich mich ärgere.“
All diese Veränderungen und noch andere kann der Jakobsweg bereithalten, sofern die Gruppe Raum fürs Schweigen lässt, findet Punsmann. „Wenn man unterwegs ist, kommen mitunter Gesichter und Gedanken hoch, mit denen man nicht gerechnet hätte.“ Günter Dziuba: „Ich erinnere mich an manche Gedanken, die ich vorher so nicht kannte, manche Beziehungen, die ich neu ins Auge genommen habe.“ Da wird das Schweigen dann wichtig. Denn, so Punsmann, „was man dann nicht möchte, ist diese Erfahrungen zu zerlabern.“