Velbert-Mitte. . Der Grundstein aus dem Jahr 1905 ist bis heute sichtbar. Das Kirchengebäude verändert sich stets nach den Bedürfnissen der Gemeinde.
Wer die Rheinlandstraße oder die Berliner Straße entlang fährt, sieht an der Kreuzung der beiden den Glockenturm von St. Joseph aufragen. Doch das Kirchengebäude selbst oder gar das Innere der Kirche ist vielen noch unbekannt. Dabei gibt es hier viel zu entdecken: vom blauen Himmel über der Orgel im Chorraum bis hin zu den bunten Fenstern einer bekannten Künstlerin.
Um die Jahrhundertwende wächst die Gemeinde
Ein Blick zurück zeigt, dass die katholische Gemeinde in Velbert zur Jahrhundertwende um 1900 stark wuchs. Daher beschloss der Kirchenvorstand den Bau einer neuen katholischen Kirche. Nachdem auch der Kölner Diözesenbaumeister von der Notwendigkeit des Vorhabens überzeugt war, wurde ein Grundstück auf der Friedrichstraße zum Preis von 46 000 Mark erworben. Im Jahr 1905 fand dann die Grundsteinlegung für den Kirchenbau statt, ein Jahr später wurde St. Joseph festlich geweiht. Der symbolische Stein des Baubeginns ist noch heute im Chorraum zu sehen.
Der kleine Kirchturm ist heute nicht mehr erhalten
Das alte Gebäude ist im neogotischen Stil erbaut, ein für diese Stilrichtung typisches Kreuzgratgewölbe beschließt den Kirchenraum nach oben. Der ursprüngliche, kleine Kirchturm direkt auf dem Kirchdach ist heute nicht mehr erhalten. Dafür steht ein quadratischer Glockenturm frei mit kleinem Abstand zu der Kirche. Die Glocken ertönen mit einer Tonierung, die in Velbert einzigartig ist, dreimal am Tag zum Angelusgebet.
Die zwei großen Seitenfenster zeigen in buntem Glas die Heiligen St. Elisabeth und St. Joseph. „Gleichnamige Gemeindemitglieder hatten die Fenster 1939 gestiftet und ihre Namenspatronen als Motiv umsetzten lassen,“ erläutert Küster Christopher Frieling. Die Künstlerin Maria Katzgrau aus Aachen hatte die Fenster entworfen, umgesetzt wurden sie von einer Werkstatt für Glasmalerei.
1957 wurde eine Erweiterung nötig
Durch das weitere Wachstum der Gemeinde wurde 1957 eine Erweiterung nötig, die sich als Anbau noch heute an die Längsseite der Kirche anschließt. Um als Gottesdienstbesucher von beiden Gebäudeteilen einen Blick auf den Altar zu haben, befindet sich dieser, um drei Stufen erhöht, in der Mitte der alten Kirche.
Die St. Joseph Kirche gleicht in ihrer Funktion heute einem „caritativen Zentrum“, wie es der Küster treffend beschreibt. Zwei Jahre lang war es nach der Auflösung des angrenzenden Kindergartens ruhiger um und in der Kirche geworden. Doch nun spielen wieder Kinder der anliegenden Grundschule auf der Kirchwiese und im zur Kirche gehörenden Gebäude findet aktuell die Tafel statt. Auch Flüchtlingsfamilien wohnen in den Häusern der Kirche und beleben den Straßenzug.
Originalzustand wiederherstellen
Jedoch ist die Gemeinde nicht mehr so groß wie früher, weshalb eine Wiederherstellung des Originalzustands der St. Joseph Kirche im Raum steht. Frieling erklärt: „Der Anbau wurde in den 50er Jahren nicht für die Ewigkeit erbaut und weist auch bauliche Mängel auf, daher wird über einen Abbruch dieses Gebäudeteils diskutiert.“
Christopher Frieling interessiert sich als Student der Theologie und Geschichte für die Kirchengeschichte und Kunstgegenstände seiner „Heimatkirche“ St. Joseph. Daher plant er aktuell ein interessantes Projekt: „Ich möchte noch Ende des Jahres eine Ausstellungsreihe in verschiedenen Velberter Kirchen organisieren. Kirchenschätze der Gemeinde, wie liturgische Gewänder oder Kelche und Statuen sollen gezeigt werden.“
<<< EICHENHOLZKANZEL IST VERSCHWUNDEN
Velberts einzige katholische Abendmessen finden mittwochs um 19 Uhr und samstags um 18 Uhr in St. Joseph statt.
Die Kanzel aus Eichenholz ist seit der Kirchenreform in den 1960er Jahren nicht mehr vorhanden. Jedoch haben v ier hölzerne Statuen überlebt, die die vier lateinischen Kirchenväter zeigen. Diese sind nun an den Säulen im Neubau der Kirche zu finden.