60 Jahre nach dem Abitur trafen sich die Abiturienten des Gymnasiums Langenberg wieder. Die Erinnerungen rühren sogar einige zu Tränen.
„Schon im Jahr 1551 bekamen die Langenberger ihr heutiges Selbstbewusstsein“, damit hatte der Referent Hans Colsman alle Aufmerksamkeit der ehemaligen Abiturientenklasse 1 b des Gymnasiums Langenberg im Jahr 1959. Neun ehemalige Schüler und eine Schülerin sowie Freunde und Ehepartner hatten sich zum 60-jährigen Jubiläum im Restaurant Hirsch getroffen und gemeinsamen Erinnerungen gefrönt, sich aber auch einen interessanten Vortrag gegönnt.
Colsman erzählte von Wilhelm von Bernsau, der aus Geldnot auf die Leibeigenschaft verzichtet habe, erzählte von dem früheren Hauptverkehrsweg, der über die Klippe, durch Bach-, Heller-, Hauptstraße hoch hinauf auf die Hohlstraße und dann nach Neviges geführt habe. „In den 1860er Jahren stellten die Bandweber auf industrielle Fertigung um“, erzählte der Colsman-Nachfahre, während die normalen Weber in Langenberg erst 20, 30 Jahre später auf die industrielle Fertigung umstiegen.
Erinnerungen an wunderbare Mädchen
Bei den Zuhörern kamen Erinnerungen hoch: „Ich erinnere mich, dass wir am Hardenberger Bach wohnten, als dort noch die Farben ins Wasser geleitet wurden.“ - „Mein Vater war früher für 40 Webstühle verantwortlich.“ Nicht alle ehemaligen Abiturienten waren damals Langenberger. Diethelm Schuster beispielsweise war ein sogenannter „Fahrschüler“, lebte damals wie heute in Essen-Kupferdreh.
Ebenso wie Lothar Mönch, der sich für die damals herzliche Aufnahme am Gymnasium bedankte: „Sie hat mich mein Leben lang getragen“. Als er und sein Bruder damals auf die Langenberger Schule wollten, gab es einen Aufnahmestopp. Beide besuchten zunächst das Gymnasium in Essen-Steele, wechselten gar auf ein Internat in Höxter. Dort habe Lothar Mönch sogar Klaus Töpfer kennengelernt. Mönchs Bruder ersann sich einen Trick, um nach Langenberg zu dürfen: Er gab vor Kontrabass zu spielen. Lothar Mönch spielte Trompete und damit wurden beide aufgenommen. Damals habe er nur wunderbare Mädchen gesehen, korrigierte sich jedoch sofort: „Aber auch die Jungs waren sehr liebenswert“.
Film über die Schulzeit rührt zu Tränen
Seit dem 27. Dezember 1959 trifft sie sich die Abiturklasse von damals fast jährlich. Von Beginn an organisierte Hans-Joachim Schmaus die Treffen und erinnerte sich: Damals habe man sich noch im katholischen Vereinshaus getroffen. Sie seien jung gewesen, zum Teil Studenten, und entsprechend wenig Umsatz dort generiert. Im Anschluss habe der Wirt Geld für die Heizung von Schmaus gefordert. „Wir haben auch schon mal den Sender besucht“, viele Führungen mitgemacht, was nun alles nicht mehr ginge.
Gute Stimmung herrschte dennoch, vor allem als dann ein Film über die Schulzeit gezeigt wurde: Alte Ansichten aus Langenberg aber vor allem Schüler und Lehrer aus der alten Zeit waren zu sehen, Bilder von der ersten Geige „Lehrer Herr Storch“, von Ausflügen, dann Diethelm Schuster auf dem Barren.
Als wenn man nie weg gewesen wär
Manches bleibt ein Leben lang
Manche Sätze bleiben ein Leben lang. So aus dem Französischunterricht der Satz „Demain on mange ici gratis“ - „Morgen essen wir gratis“, der auch beim 60-jährigen Jubiläum immer noch für Belustigung sorgte. In Frankreich lockten Wirte mit diesem Satz ihre Kunden an.
„Das Posthorn und das Englischchor, bläst Fräulein Schütte ganz enorm“ - natürlich waren gerade Erlebnisse mit dem und Erinnerungen an das Lehrpersonal lang anhaltend. Doch auch Wichtiges blieb hängen: „Non scolae sed vitae discimus“ -
„Nicht für die Schule sondern für das Leben lernen wir.“
Ein Gedicht des selbigen, Lothar mit Jazzband und als Offizier, Irene und Lothar, „Schmausi“ als Banker, „Aka“ als Kampfpilot, Marlies als Lehrerin, Didi als Bankkaufmann. Dazwischen Bilder von früheren Treffen, zu denen auch Lehrer kamen. Doris Hartmann rührte der Film stellenweise zu Tränen. Er fand so großen anklang, dass er gleich noch einmal geschaut wurde.
Peter Hahlweg war aus München angereist. Vor zehn Jahren war er zuletzt bei einem Treffen. Hahlweg kam viel herum, als Berufsoffizier war er unter anderem in Texas stationiert. Doch zurück in Langenberg fühlte er sich wohl: „Es ist so, als wenn man gar nicht weg gewesen ist. Keiner ist mir fremd. Deswegen hat sich meine Reise gelohnt. Auch mit den Beiträgen, die wir hier heute gehört haben.“