Velbert. . In Velbert sollen neue Laternen aufgestellt werden, die auch Wlan-Router und eine Ladestation für E-Autos haben. Und es ist noch mehr möglich.

Zu einer buchstäblichen Säule in punkto Digitalisierung und Klimaschutz könnte demnächst eine neu entwickelte Straßenleuchte in Velbert werden. Denn die Stadtwerke, die Technischen Betriebe sowie die städtische Wohnungsgesellschaft Wobau nehmen an einem Modellprojekt des Energieunternehmens Innogy teil, bei dem die innovativen Laternen nicht nur Licht spenden – sondern auch mit einem leistungsfähigen Wlan-Router für das Internet sowie einer Ladestation für Elektroautos ausgestattet sind. Und es gebe noch einige weitere Anwendungsmöglichkeiten für Säulen, heißt es.

Erste Laternen werden am Panoramabad aufgestellt

Entwickelt wurden die neuen Laternen von Innogy. Sie heißen „Smart Poles“ (englisch für „schlaue Säulen“) und kosten pro Stück rund 11.000 Euro. Mit ihnen soll Velbert eine Modellstadt für „Smarte Quartiere“ werden. Allerdings bedeutet das nicht, dass demnächst die Stadt flächendeckend mit solchen Säulen ausgestattet sein wird: Das Pilotprojekt geht zunächst über drei Jahre, als erstes ist die Aufstellung von mindestens zwei solcher Laternen am Panoramabad geplant. Daneben wollen die Technischen Betriebe (TBV) und die Wobau prüfen, wo weitere Smart Poles zum Einsatz kommen könnten.

Nach Ansicht von Bernd Böddeling, Innogy-Vorstand für den Bereich Kommunen, eignen sich Straßenlaternen auch besonders gut für das Projekt. Denn: „Wir haben eine sehr gute Straßenleuchteninfrastruktur, diesen Träger wollen wir nutzen.“ Laut Innogy gibt es 65 Millionen Laternen in Europa.

Ladepunkte für Elektroautos sind für alle zugänglich

Begeistert von der neuen Technik zeigt sich TBV-Vorstand Sven Lindemann: „Wir freuen uns sehr, dass wir Modellstadt für Smarte Quartiere geworden sind. Sowohl das Thema Elektromobilität als auch beim Parken wollen wir aktuelle Entwicklungen aufgreifen und in Velbert verfügbar machen.“ Schließlich könne damit auch das Problem von zu wenigen Ladestationen für Elektro-Autos angegangen werden, wenn man quasi gleich an der Straßenlaterne Strom tanken könne. Dies könnten auch alle Nutzer von E-Fahrzeugen in Anspruch nehmen. Die Ladepunkte hätten eine Leistung von bis zu 22 kW, es kämen alle Bezahlsysteme für den Strom zum Einsatz.

Stadtwerke-Chef Stefan Freitag sieht „gewaltige Potenziale“ bei den neuen Straßenleuchten.
Stadtwerke-Chef Stefan Freitag sieht „gewaltige Potenziale“ bei den neuen Straßenleuchten. © Alexandra Roth

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für die Smart Poles könnte zudem die Bewirtschaftung des Parkraums sein, dass etwa freie Parkplätze über das Navigationssystem angezeigt würden. Auch könnten digitale Bildschirme mit Nachrichten oder Werbebotschaften an den Laternen befestigt werden. Des Weiteren sei beispielsweise die Installierung von Notrufknöpfen oder auch von Überwachungskameras denkbar, erläutert Bernd Böddeling von Innogy.

Überwachungskameras werden „zur Sicherheit“ eingesetzt

Letzteres solle aber nur für mehr Sicherheit sorgen, schildert Stadtwerke-Chef Stefan Freitag – insbesondere mit Blick auf die Aufstellung der Smart Poles vor dem Panoramabad, das das kommunale Unternehmen betreibt: „Überwachungskameras sollen nur datenschutzkonform eingesetzt werden. Die Aufnahmen werden alle gepixelt.“ Allerdings könnten sie dann etwa im Falle einer Straftat auch entpixelt werden. Freitag erhofft sich daneben noch einen hohen Komfortzuwachs durch die Wlan-Router – so könnten dann auch viele Badbesucher gleichzeitig das Internet nutzen.

Nun wird alles genau unter die Lupe genommen werden

Bequemer könnte auch das Leben von Wobau-Mietern durch die neuen Laternen werden, wie Unternehmenschef Michael Küpper sagt: „Wir wollen voraussichtlich in unserem nächsten Wohnquartier diese innovativen und digitalen Möglichkeiten einsetzen, damit Mieter zum Beispiel auch außerhalb des Hauses die Dienstleistungen nutzen können.“ Zudem werde geprüft, wie auch „Altbestände“ bei den Wohnquartieren aufgerüstet werden könnten.

Nun soll in den kommenden drei Jahren genau unter die Lupe genommen werden, wo Smart Poles überall eingesetzt werden könnten und wie sich die Stadt Velbert dabei aufstellen wird. Doch: „Es gibt dafür gewaltige Potenziale“, ist sich Stadwerke-Chef Stefan Freitag sicher.

>>>DREI WEITERE MODELLSTÄDTE

  • Neben Velbert mit seinen rund 84.000 Einwohnern gibt es noch drei weitere Städte, in denen das Modellprojekt „Smarte Quartiere“ mit dem Energieunternehmen Innogy getestet wird. Diese sind Bochum (circa 365.000 Einwohner), Erndtebrück (rund 7000 Einwohner) und Traben-Trarbach (knapp 6000 Einwohner).
  • Nach Angaben von Innogy wurden bewusst unterschiedlich große Orte gewählt, um möglichst breite Erkenntnisse zu gewinnen.