Velbert/Wuppertal. . In Wuppertal beginnt heute der Prozess gegen sechs Jugendliche, die in Velbert ein 13-jähriges Mädchen mehrfach vergewaltigt haben sollen.

Auch der achte im unseligen Bunde ist seit Donnerstag wieder in Deutschland. Allerdings sitzt der 15-Jährige noch nicht mit auf der Anklagebank, wenn heute vor dem Wuppertaler Landgericht der Prozess beginnt, der eigentlich auch seiner sein sollte: Verhandelt wird zunächst gegen sechs Jugendliche, die in Velbert eine 13-Jährige vergewaltigt haben sollen. Mehrfach und vor laufender Kamera.

Es war der 21. April, einer der frühen warmen Tage des Jahres, als die Freundinnen am späten Nachmittag das Parkbad verließen: Die Anmache einer Jungs-Gruppe war ihnen zuviel geworden. So erzählten sie es später ihren Eltern. Nur die 13-Jährige war da noch nicht zuhause angekommen. In Sorge begann die Familie zu suchen.

Spaziergängerin rettet das Mädchen

Tatsächlich war, wie die Ermittler konstruierten, das Mädchen in einem Wald erneut auf die Jugendlichen gestoßen. Offenbar waren sie ihr gefolgt. Was dann passierte, schilderte die Staatsanwaltschaft später so: Ein 14- und ein 15-jähriger Junge sollen die 13-Jährige jeweils zweimal vergewaltigt und „schwer sexuell missbraucht“ haben. Auch zwei weitere etwa Gleichaltrige sollen sich an ihr vergangen haben. Vier sahen zu oder filmten. „In unterschiedlicher Art und in unterschiedlichem Umfang beteiligt“, heißt es in einer Mitteilung des Landgerichts.

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Anschließend sollen sie ihr Opfer weitergezerrt und „geplant haben, die Taten zu wiederholen“. Doch dazu kam es nicht: Eine Spaziergängerin (47), die von der Suche nach dem Mädchen gehört hatte, erkannte die Situation, sprach die Jungen an und schlug sie so offenbar in die Flucht. Lange fahndete die Polizei nach den Tätern und schwieg gegenüber der Öffentlichkeit: Erst fast zwei Monate nach der Tat wurde diese bekannt. Man habe, hieß es, das schwer traumatisierte Opfer schützen wollen, damit es nicht erkannt werde.

Am Ende war es die 13-Jährige selbst, die ihre mutmaßlichen Peiniger identifizierte: Einer war ihr bekannt vorgekommen, sie suchte sein Foto bei Facebook – mit Erfolg. Allerdings trug das Profilbild einen falschen Namen; Polizisten erkannten den Jugendlichen schließlich auf der Straße. Ein Volltreffer: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte er ein Handy dabei, auf dem ein Film des Missbrauchs gespeichert war. So konnte die Polizei auch die anderen sieben Beteiligten, allesamt aus bulgarischen Familien, ausmachen.

U-Haft wegen „drastischer“ Taten

Sechs von ihnen, alle zwischen 14 und 17 Jahren, darunter die beiden mutmaßlichen Haupttäter, sitzen seither in Untersuchungshaft und ab heute auf der Anklagebank. „Harte Bandagen“, sagt selbst die Staatsanwaltschaft, „aber hier absolut berechtigt“: Die Straftaten seien „drastisch“ gewesen. In ihren Vernehmungen indes haben die Jugendlichen bislang alles bestritten oder behauptet, der Sex habe einvernehmlich stattgefunden. Sollten sie dabei bleiben, wird das Opfer wohl aussagen müssen.

Ein 14- und ein 15-Jähriger aber sind heute noch nicht dabei, wenn das Gericht wegen des Alters der Jugendlichen nicht-öffentlich verhandelt. Sie hatten sich zunächst mit ihren Familien abgesetzt, wurden mit Internationalem Haftbefehl gesucht. Im Laufe des Juli nahmen Ermittler beide in der bulgarischen Stadt Plovdiv, Herkunftsort vieler im Ruhrgebiet zugezogener Landsleute, fest. Der 15-Jährige sollte gestern nach Frankfurt geflogen werden. Wie auch der 14-Jährige in der vorvergangenen Woche, wurde er von Beamten der Kreispolizei Mettmann begleitet. Ihre Strafsache wird nun abgetrennt verhandelt.

Die 13-Jährige und ihre Eltern verfolgen den Prozess als Nebenkläger. mit sk/dpa

>>INFO: ACHT VERHANDLUNGSTAGE

Die 4. Große Strafkammer als 2. Jugendkammer des Landgerichts Wuppertal hat zunächst acht Verhandlungstage bis zum 8. Oktober angesetzt.

In Essen wird derzeit ein ähnlicher Fall verhandelt: Hier sollen junge Männer mehrere Mädchen missbraucht haben.