Heiligenhaus. . Realschüler aus Heiligenhaus haben bei einer Großdemonstration der Bewegung Fridays for Future teilgenommen. Schulschwänzer sind sie aber nicht.
Die internationale Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future hat jetzt Heiligenhaus erreicht. Besonders die Realschüler sind aktiv geworden und haben gegen die aktuelle Klimapolitik demonstriert. Dafür sind sie am vergangenen Freitagmorgen nach Düsseldorf gereist, um mit tausenden anderen Schülern zu protestieren. Warum sie auf diesem Protestmarsch trotzdem keine Schulschwänzer waren.
An diesem überregionalem Aktionstag mit Großdemo begleitete die Realschüler ihr Lehrer Carsten Jansen, wodurch die Aktion zu einem Schulausflug wurde. „Für viele Schüler war es ihre erste Erfahrung, auf die Straße zu gehen“, sagt er und betont, dass die Initiative von seiner Klasse ausgegangen sei, nicht von ihm. Zuvor hatte er jedoch den Klimawandel im Erdkundeunterricht behandelt.
Schulleiterin Cohen unterstützt die Demonstranten
„Dieses Problem geht uns ja alle an, und später auch unsere Familien und Kinder“, bestätigt die 14-jährige Mathilda Dlask, die zusammen mit 20 Schulkameraden demonstriert hat. Deren Einsatz unterstützt nicht nur Lehrer Jansen, sondern auch Schulleiterin Sonia Cohen: „Ich finde schön, dass sich die Schüler zu den Wortführern dieser Bewegung machen. Wir alle müssen unser Verhalten massiv ändern und unseren Umgang mit Ressourcen, um den Klimawandel zu verhindern.“ Die Jugendlichen hätten dies begriffen, so Cohen, „und von der Wissenschaft bekommen sie auch noch Recht. So eine Koalition habe ich noch nie gesehen.“
Verbündete hatten die Realschüler zudem in ihren Eltern, die ihnen diesen Ausflug erlaubten; allerdings begann er erst ab der dritten Stunde. „Wir opfern dafür unsere Freizeit“, sagt Catharina Issel (14), erst lange nach Schulschluss sei die Gruppe wieder in Heiligenhaus gewesen. Die Kritik, den Teilnehmern sei das Klima egal, sie wollten nur unterrichtsfrei, will sie damit entkräften. Zwar räumt Catharina ein, dass sie sich alleine, ohne ihre Freunde, nicht aktiv der Bewegung angeschlossen hätte. Die Demo habe aber nicht nur sie, sondern auch die übrigen Gruppenmitglieder beeindruckt. „Wir waren, glaube ich, 7000 Schüler“, sagt Michael Schüling (15), „und eine Regierung kann so viele Leute nicht mehr ignorieren.“
„Bei uns ist es noch keine Massenbewegung“
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Heiligenhauser Gesamtschüler und Gymnasiasten waren übrigens auch unter den Demonstranten, wenn auch nur vereinzelt. „Es gibt Einzelfälle, aber bei uns ist es noch keine Massenbewegung“, sagt Gesamtschulleiterin Carmen Tiemann. Am Kant-Gymnasium, so der stellvertretende Direktor Dirk Wirtz, seien die Schüler ebenfalls noch nicht ans Kollegium herangetreten, um bei den Fridays for Future teilzunehmen.
Zwar unterstützen alle örtlichen weiterführenden Schulen grundsätzlich dieses Schülerengagement für Umwelt und Klima. „Aber es gibt für uns als Schulleitung keinen Spielraum“, ergänzt Wirtz. Denn die Bezirksregierung in Düsseldorf habe klar gemacht, dass natürlich die Schulpflicht gilt.
Es drohen Bußgeld und Sozialstunden
Wer trotzdem demonstriert, statt zu lernen, riskiert demnach unentschuldigte Fehltage auf dem Zeugnis. Sollte jemand über Wochen, gar Monate freitags für Fridays for Future fehlen, so Tiemann, müsse man – falls pädagogische Maßnahmen wirkungslos bleiben – letztlich sogar das Jugendamt eingeschalten; dann drohten ein Bußgeld oder Sozialstunden.
Einig sind sich die drei Schulen aber darin, dass die Demonstrationen den Jugendlichen helfen, zu Demokraten zu werden und ihnen zeigen, wie man sich politisch einmischen kann.
Realschüler wollen wieder auf die Straße gehen
Einmischen, das wollen sich auch künftig die Realschüler. Allerdings nicht jeden einzelnen Freitag, wie die schwedische Initiatorin der Bewegung, Greta Thunberg. Sondern an ausgewählten überregionalen, internationalen Aktionstagen wie am vergangenen Freitag – und dann wären weitere Schulausflüge zu Klimaschutz-Demos denkbar.
>> Sind die Demonstrationen bei den Fridays for Future sinnvoll?
Aaron Kellner: „Ich finde die Fridays for Future sind ziemlich gut, da die Politiker der jungen Generation, die heute wählt, ansonsten keine große Beachtung schenken würde. Ich war auch mal selbst mit Freunden aus anderen Schulen bei so einer Demonstration und plane, in Zukunft öfters hinzugehen. Mir ist aber aufgefallen, dass viele vor dem Ende der Demo wieder gehen, was vielleicht daran liegt, dass sie keine große Durchhaltekraft haben oder aber dieses Thema nicht ernst genug nehmen.“
Tobias Knop: „Diese Demonstrationen sind eine gute Sache. Es ist schön, dass viele dahin gehen und dass es auch manche Schulen erlauben. Ich selber war noch nicht da, doch würde gerne mal dahin, um dabei gewesen zu sein und auch versucht zu haben, etwas zu verändern. Mein Jahrgang und ich haben unsere Lehrerin gefragt, ob wir nicht doch dahin gehen können, doch dies hat sie verneint.“
Leon Kromoczinski: „Bei den Fridays for Future hat man die Chance, zu versuchen, etwas zu verändern. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele da mitmachen, um nicht in die Schule gehen zu müssen und deshalb auch nicht wirklich an diesem Thema interessiert sind. Ich war noch nicht dabei, würde aber gerne dahin gehen, weil es eben eine gute Sache ist und man Erfahrungen mit Demonstrationen sammeln kann.“
>> ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜRS KLIMA GEPLANT
- Als Unesco-Schule fühlt sich die Realschule ohnehin dem Umweltschutz verpflichtet und setzt bereits einige Projekte um. So gibt es etwa Photovoltaik-Anlagen und Streuobstwiesen für Insekten.
- Als Unesco-Klimaschutzbeauftragter plant Lehrer Carsten Jansen zudem eine Klimaschutz-AG, sofern die Jugendlichen ausreichend Interesse haben.