Langenberg. . Bei diesem Kurs erfahren Teilnehmer, wie sie todkranken Angehörigen helfen können. Warum es wichtig ist, über Sterben und Tod zu sprechen.
Über den Tod wird sowohl in Familien als auch in der Gesellschaft kaum gesprochen. Der Hospizverein Niederberg und die Arbeiterwohlfahrt wollen dies ändern und haben jetzt zum Letzte-Hilfe-Kurs ins Haus Meyberg eingeladen. Dieses umfassend informative Angebot schließt einen Kreis zur Ersten Hilfe, welche Henry Dunant im 19. Jahrhundert zusammen mit der letzten Hilfe auf dem Schlachtfeld leistete. Der Gründer des Roten Kreuzes half nicht nur Verletzten, sondern stellten auch Sterbenden bis zum letzten Atemzug einen Begleiter bei.
„Der Tod gehört zum Leben“, sagt Awo-Mitarbeiterin Anja Schubert, die Hospizbeauftragte des Hauses Meyberg. So sollten Sterbende und ihre Angehörigen unbedingt darüber sprechen, wie das Lebensende gestaltet werden soll. Sollen Ärzte im Krankenhaus jede medizinische Möglichkeit nutzen, das Leben zu verlängern? Oder sollen sie zu Hause nur noch die Schmerzen lindern?
Informationen über palliative Versorgung und Hilfen
„Niemand redet über das Sterben, und deshalb sterben die meisten noch im Krankenhaus“, sagt Anja Schubert. Doch dies würden die meisten gar nicht wollen. „Sie wollen in vertrauter Umgebung gehen, friedlich und würdevoll und möglichst schmerzfrei.“ Dabei können Palliativmediziner und Pfleger unterstützen.
Daher erfuhren die Teilnehmer zunächst, was eine palliative Versorgung bedeutet: dass es nicht mehr darum geht zu heilen, sondern Leiden zu lindern. So wurde auch über viele Hilfsangebote gesprochen. „Betroffene, die sich dafür entscheiden, sind meist sehr klar“, sagt Anja Schubert. „Der Schritt ist für die Angehörigen sicherlich schwer, aber nie unerwartet.“ Zumal der Kranke zuvor oft an Symptomen und Schmerzen leide.
Das Sterben ist individueller geworden
Das Wissen über die Umstände, Hintergründe und Wege am Lebensende ist von immer größerem allgemeinen Interesse in der Gesellschaft. Und auch notwendig. Nicht nur Patientenverfügungen und Vollsorgevollmachten sind jedoch wichtig. Denn in der palliativen Versorgung hat sich einiges verändert.
Das Sterben sei immer individueller geworden, führte Kursleiterin Barbara Stulgies vom Hospizverein aus. „Früher wurden die Menschen im Krankenhaus zum Sterben ins Badezimmer geschoben, und die Schwestern wären nie auf die Idee gekommen, sich dazuzusetzen.“ Dies sei seit Mitte der 90er aber anders. Seither werde respektiert, dass jeder Mensch einen anderen Anspruch hat, wie er die letzten Tage verbringen möchte. „Manche haben Angst, andere sind ganz ruhig und furchtlos“, sagt Barbara Stulgies. Religiöse und spirituelle Begleitung sei daher durchaus gefragt. Diese wurde ebenso offen, verständig und kompetent angesprochen wie praktische, rechtliche oder jegliche Fragen zum Menschsein am Lebensende.
Laien können mit kleinen Gesten viel bewirken
Dabei gelang es Barbara Stulgies zusammen mit dem zweiten Kursleiter Burkhard Uhling (Caritas), unnötige Hemmschwellen zu überwinden und das Sterben ins lebendige Bewusstsein zu rücken. Darüber regelmäßig und zwanglos miteinander zu sprechen, helfe, sich mit der Individualität des Abschiedsprozesses einfühlsam und angemessen menschlich zu befassen sowie alle begleitenden Institutionen im Blick zu behalten, um die richtige Hilfe bei Bedarf zu bekommen.
Die Kursteilnehmer haben etwa erfahren, dass man über das Ende sprechen soll, dass Gefühle dazugehören – neben Trauer durchaus auch Wut und Zorn. „Betroffene sterben vorher oft einen sozialen Tod“, weiß Barbara Stulgies, weil Freunde und Familie die Situation nur schwer ertragen oder der Todkranke deren Trauer nicht. „Kleine Gesten werden am Lebensende sehr geschätzt und werden ganz wichtig“, betont die Kursleiterin. Auch Laien könnten damit den Abschied erleichtern, ob mit durstlindernder Mundpflege, einer Handmassage mit der Lieblingscreme oder einer Praline als kleinem Genuss.
Letztlich sind Einfachheit, Kreativität, Achtsamkeit, Akzeptanz und Klarheit hilfreiche Begleiter vor dem Tod, und der Letzte-Hilfe-Kurs bot viel Inspiration für die letzte Reise.
>> Weitere Kurse in Velbert und Heiligenhaus
- Die Letzte-Hilfe-Kurse sollen laut dem Hospizverein Niederberg irgendwann so selbstverständlich und verbreitet sein wie die Erste-Hilfe-Kurse. Er bietet einen ersten Überblick über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und der Pflege von Todkranken. Die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat über vier Unterrichtseinheiten, anerkannt vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.
- Weitere Kurse sind im Mai im Johanniterheim (Cranachstraße 58, Velbert) und im September im Caritas-Seniorenzentrum St. Josef (Rheinlandstraße 24, Heiligenhaus) geplant.
- Weitere Informationen auf www.hospiz-niederberg.de und www.letztehilfe.info.