velbert. . Nur noch wenige Kunden besuchen den Wochenmarkt am Rathausplatz. Dafür machen die Beschicker auch den Umzug vom Europaplatz verantwortlich.

Es ist ein Trauerspiel: Nur wenige Stände sind am Vormittag auf dem Wochenmarkt auf dem Rathausplatz vertreten, noch weniger Kunden kaufen Obst, Gemüse, Backwaren oder Fisch. Eine kleine Schlange hat sich zur Mittagszeit nur am Imbiss-Stand von Wolfgang Schwarze gebildet – die Kunden wissen, dass sie hier Reibekuchen, Frikadellen, hausgemachte Salate und Eintöpfe bekommen.

Standortwechsel wurde bereits früh bemängelt

Mehr als zehn Jahre war Schwarze selbst Marktbetreiber, heute hat er hier nur noch seinen Stand. „Die Verlegung zum Rathaus war letztlich der Todesstoß für den Wochenmarkt“, ist er überzeugt. „Am Europaplatz war es top – da habe ich früher auch dafür gesorgt, dass es günstige Parkplätze für die Händler im Parkhaus gibt. Hier zahlen sie jetzt sechs Euro.“ Eine Kundin stimmt ihm zu: „Ja, das ist wirklich schlimm hier mit dem Parken.“

Den Standortwechsel des Marktes hatte bereits Anfang 2017 die Deutsche Marktgilde bemängelt, die damals Marktbetreiber war. „Es liegt aber nicht nur am Standort“, schränkt Schwarze hingegen ein. „Die Zeiten haben sich geändert, jüngere Leute haben keinen Bezug zum Wochenmarkt, und es gibt auch immer weniger Markthändler – nicht nur in Velbert.“

Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingereicht

Sowohl die Zahl der Kunden als auch die der Stände nimmt auf dem Wochenmarkt am Rathausplatz ab.
Sowohl die Zahl der Kunden als auch die der Stände nimmt auf dem Wochenmarkt am Rathausplatz ab. © Uwe Möller

Hinzu kommt in der Schlossstadt jedoch ein hausgemachtes Problem: Der seit 2016 schwelende und noch nicht endgültig beigelegte Streit um die Betreiber der vier Wochenmärkte. Damals hatte die Stadt die Wochenmärkte in Langenberg und Am Berg dem Obst- und Gemüsehändler Frank Peglau, den Markt in Velbert-Mitte der „Al-Wi-Markt GbR“ und den Markt in Neviges der dortigen Werbegemeinschaft zuschlagen wollen.

Dagegen war aber die Deutsche Marktgilde, bisheriger Betreiber des Nevigeser Marktes, vor das Verwaltungsgericht gezogen – und hatte Recht bekommen. Die Bewerbung der Werbegemeinschaft Neviges, so das Gericht, sei nicht rechtmäßig, weil diese den Markt auf einer größeren Fläche betreiben wolle als in der Ausschreibung vorgesehen. Zudem seien zwei Ratsmitglieder befangen gewesen.

Händler bleiben vielfach auf den Kosten sitzen

Die Stadt wiederum legte Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Münster ein, die jedoch abgewiesen wurde. Das Gericht entschied damals, dass die Bewerbung der „Al-Wi-Markt GbR“ nicht fristgerecht abgegeben wurde. Und nachdem auch Wolfgang Schwarze als vierter Bewerber seine Bewerbung zurückzog, stand fest: Der Nevigeser Markt wird weiterhin durch die Deutsche Marktgilde betrieben. Doch der Streit ging in die nächste Runde.

Die Markthändler vor Ort haben derweil andere Probleme: Mit sinkender Kundenfrequenz bleiben viele auf ihren Kosten sitzen. Wolfgang Schwarze bringt es auf den Punkt: „Mit Standgebühr, Krankenkasse, Haftpflicht und mehr bist du schnell bei Tausend Euro im Monat. Das Geld muss ja erstmal reinkommen.“

>>>LEDIGLICH EINE ÜBERGANGSLÖSUNG

  • Die Märkte in Velbert gestalten sich weiter als Hängepartie: Im März dieses Jahres setzte die Stadt die Betreiber für die vier Wochenmärkte für die Zeitspanne von zwei Jahren erneut fest – und musste drei Wochen später zurückrudern.
  • So sollten nach Wunsch der Stadt die beiden Märkte in Mitte (im Zentrum und Am Berg) sowie der Wochenmarkt in Langenberg von Frank Peglau und der Markt in Neviges von der Werbegemeinschaft Neviges betrieben werden.
  • Doch wieder schaltete sich das Verwaltungsgericht Düsseldorf ein: Die durch die Stadt vorgenommene Neufestsetzung der Wochenmärkte zum 1. April dürfe bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens in der Hauptsache nicht vollzogen werden, hieß es.
  • Seitdem gibt es – mit gerichtlicher Genehmigung – eine Übergangslösung, mit der die Kontinuität der Wochenmärkte gesichert werden soll. Bis Ende September betreibt Frank Peglau die Märkte Am Berg, im Zentrum und in Langenberg. In Neviges bleibt die Deutsche Marktgilde am Ball.