Essen/Sprockhövel. Ein 59 Jahre alter Mann aus Sprockhövel muss sich vor dem Landgericht Essen verantworten. Er soll jahrelang Schwarzarbeiter für seine Fleischfabriken beschäftigt haben. Die Staatsanwaltschaft spricht gar von einer „Fleischzerleger-Szene in Sprockhövel und anderen Orten“.

Dass im Fleisch nicht immer das drin ist, was auf dem Etikett steht, daran haben die Bürger sich mittlerweile gewöhnen müssen. Weniger bekannt ist, dass in den großen Fleischfabriken auch oft mehr Menschen arbeiten als offiziell angemeldet sind. Ein 59-Jähriger aus Sprockhövel muss sich seit Freitag vor dem Landgericht Essen verantworten, weil er jahrelang Schwarzarbeiter für diese Fabriken beschäftigt haben soll.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Essen spricht sogar von einer „Fleischzerleger-Szene in Sprockhövel und anderen Orten“. Gemeint ist, dass dort besonders viele Ausbeiner und Zerleger, oft aus dem Ausland, wohnen, die in die Fleischfabriken vermittelt werden können. Der 59-Jährige soll als selbstständiger Unternehmer diese Arbeitskräfte beschäftigt haben. Das Geschäft soll erfolgreich gewesen sein. Erhebliche Umsätze mit entsprechenden Gewinnen erzielte er, sagt die Anklage. Allerdings soll er die Gewinne illegal erhöht haben, indem er von 2003 bis 2007 seine Bilanz dem Finanzamt schlicht verschwieg.

Mehrere hunderttausend Euro Schaden

Auch die schwarz beschäftigten Arbeitnehmer hätte er den Behörden nicht angegeben und so Lohnsteuer und Sozialversicherungen eingespart. Die Anklage spricht von einem Steuerschaden in Höhe von rund 260.000 Euro und sieht bei den Sozialversicherungsabgaben einen Schaden in Höhe von rund 360.000 Euro.

Der Angeklagte hatte zu den Vorwürfen bislang geschwiegen. Am Freitag redet er. Einen Teil der Vorwürfe räumt er ein. Aber den Hauptvorwurf, illegal Scheinselbstständige beschäftigt zu haben, weist er vor der XXI. Essener Strafkammer weit von sich. Er hätte in der Fleischbranche mit echten Selbstständigen gearbeitet und sich deshalb nichts vorzuwerfen, sagt er. Er erzählt von seinem beruflichen Engagement, von seinen vielen Firmen, die zum Teil auch in den Niederlanden ansässig waren. Von notariellen Übertragungen und Verkäufen berichtet er weiter. Wie ein Geschäftsmann sitzt er da im dunklen Anzug mit Krawatte.

Ermittlungen der Bielefelder Staatsanwaltschaft

Seinen Ursprung hat das Verfahren gegen ihn in Ermittlungen der Bielefelder Staatsanwaltschaft gegen mehrere Fleischzerlegebetriebe. 2006 wurde das Verfahren gegen ihn eingeleitet. Bereits 1989 hatte er ein Gewerbe als Ausbeiner und Zerleger angemeldet. Der Justiz ist er kein Unbekannter. Seit 1971 ist sein Strafregister auf 29 Einträge angewachsen. Nicht gerade schwerwiegende Delikte, darunter ist auch das illegale Töten eines Wirbeltieres.