Sprockhövel. .
Sprockhövel hat Falten. Und der Geologe Erich Schultze-Gebhardt mag jede einzelne von ihnen, jede noch so kleine Welle des Faltengebirges.
Besonders hat es ihm der Steinbruch Weuste angetan. „Hier hat man die einzigartige Gelegenheit, in die Erde hineinzuschauen“, erzählt er begeistert auf seiner Führung durch den Steinbruch.
Und was er da vor 50 Jahren gefunden hat, begeisterten ihn noch heute: die Rippelmarken, eine große, steil aufgerichtete Felswand mit den Wellenfurchen eines etwa 300 Millionen Jahre alten versteinerten Meeresbodens.
„Sprockhövel lag vor Million von Jahren am Meer. Der Strand ist dann durch Erdbewegungen gefaltet worden“, erklärt er seinem Publikum, das an diesem Samstag besonders groß ist. 70 Hobby-Geologen folgen seinen Erzählungen, erkundeten den Steinbruch etwas abseits der Gruppe auf eigene Faust, machen Fotos oder kletterten über die Felsen - ein Vergnügen, dass sich vor allem die jüngeren Teilnehmer gönnen.
Eines der größten Geotope in Mitteleuropa
So ein großes Publikum hat Schultze-Gebhardt noch nie gehabt. Sein Schatz, der nicht aus Gold und Silber, sondern aus schlichtem Sandstein besteht – auf den Steinen blühen höchstens ein paar Eisenoxyde rötlich auf – wird allerdings von Witterung und Vegetation in Mitleidenschaft gezogen.
„Die Wand muss wieder saniert werden, die letzte Sanierung liegt etwa acht Jahre zurück“, erklärt er. „Und am liebsten würde ich ja die ganze Wand hier unter Denkmalschutz stellen lassen.“ Schultze-Gebhardts Begeisterung für das Geotop, einem der größten dieser Art in Mitteleuropa, scheint anzustecken.
Eine Besucherin aus Gevelsberg sagt beeindruckt: „Da merkt man, wie klein wir Menschen doch sind.“ Michael Gericke, aus Witten zur Führung angereist, ist ebenso beeindruckt. „Ich habe schon Bücher über diese Wand gelesen“, erzählt er. „Aber im Original ist sie noch gewaltiger, als die Bilder vermuten lassen.“
Mittlerweile ist der Steinbruch Weuste, in dem auch das südlichste Kohlenflöz des Ruhrgebiets zutage tritt, eine Station der „GeoRoute Ruhr“, einem geotouristischen Wanderweg von Mülheim bis Schwerte, der im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Erich Schultze-Gebhardt bietet zweimal im Jahr Führungen durch den Steinbruch an. „Und es lohnt, öfter vorbei zu sehen“, wie er findet. „Da der Steinbruch noch in Betrieb, ist, entdecke ich hier oft ganz neue Sachen.“