„Man sollte wissen, auf welchem Boden man lebt”, sagt Sprockhövels Denkmalbeauftragter Erich Schulze-Gebhardt. Gerüstet mit Gummistiefeln und Regenschirm folgten interessierte Hobbygeologen dem 81-jährigen Heimatkundler in den Natursteinbruch Weuste in Haßlinghausen.

Das „Senksbänkchen” ist der älteste und tiefste erschlossene Flöz des Ruhrcarbons, der jedoch aufgrund seiner geringen Mächtigkeit von nur 30 Zentimetern nie abgebaut wurde.

Außerdem befindet sich in der Herzkamper Mulde die Grenze zwischen Kohle und Schiefer, so erklärt Schulze-Gebhardt auch den Straßennamen „In der Leye” (im Schiefer). Als Grenze der beiden Gebiete gebe es eine große Wand mit Driftholzversteinerungen. Auch an ihr könne man erkennen, was vor 300 Millionen Jahren auf der Erde geschehen sei. Drifthölzer, die am Meeresufer lagen, wurden mit der Zeit eingesandet. Durch viele weitere sich darüber lagernde Sedimentschichten, entstand Druck, der die Formen der Hölzer, Halme oder Insekten in den Stein presste.

Luftdicht verschlossen und ausgehärtet durch Kalk entstanden diese Relikte, die heute in Hobeuken zu sehen sind. Versteinerte Palmenfunde ließen nicht darauf schließen, dass früher Palmen in Sprockhövel gewachsen seien, sie wiesen vielmehr darauf hin, inwieweit die Plattentektonik die Erde gewirkt habe. Die jüngsten Teilnehmer waren fasziniert. Sie suchten selbst nach Versteinerungen und ließen sich ihre Funde dann im Detail von Schultze-Gebhardt erläutern.

Die durch das Engagement von Schulze-Gebhardt unter Denkmalschutz gestellte „Rippelwand” gehört ebenfalls zum „lebendigen Gestein”, wie der Geologe sie nennt. An ihr seien Wellenspuren zu erkennen. Diese Rippelmark gebe verglichen mit anderen Funden der Umgebung, Aufschluss über den Wechsel von Ebbe und Flut. Seit 1969 verkleinerte sich die Wandfläche. Zum einen waren es die Grundschule Herzkamp, die Ruhruniversität Bochum oder andere Schulen, die große Platten kauften, zum anderen nagt der Zahn der Zeit an dem Wellenmuster. Seit 60 Jahren kämpft Schulze-Gebhardt für den Denkmalschutz des gesamten Gebiets und für die Restaurierung der Wand.

Um das letzte Stück Wand erhalten zu können, müssten einige Bäume, deren Wurzeln die Wand sprengen und die im Falle eines Absturzes die Wand zerstören würden, gefällt werden. Außerdem verletzen auch Moose und andere Sträucher die Rippelmark. „Das geologische Landesamt hilft, wo es kann, doch überall ist Geld knapp”, sagt Herzkamper besorgt. Sein Wunsch ist es, einen Pfad zur Mauer anzulegen und eine Art Schutzdach zu realisieren. Für das kommende Jahr plant er eine Führung durch seine Kunstscheune Auf dem Schee. „Es ist wichtig zu wissen, was Heimat bedeutet, welche Veränderungen es gab und welche vielleicht noch auf uns zukommen werden”, schloss er seine Führung und erntete Beifall der Hobbygeologen.