Sprockhövel. .
In Herzkamp, an der Straße Egen, fehlten vor einem Haus plötzlich sechs Kubikmeter Erde. Nach der Schadensmeldung reagierte ein Netzwerk von Fachleuten blitzschnell.
Sprockhövel wirbt mit dem Slogan „Wiege des Steinkohle-Bergbaus“. Der Kohleabbau lässt sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verfolgen. So wundert es nicht, dass das Erbe der Väter im Ortsteil Herzkamp in Form von Bergschäden heutige Einwohner immer wieder mal an die Vergangenheit erinnert. Auf einer Bergbaukarte des Bergamtes aus dem Jahre 1780 ist zwar ein Flöz zu erkennen, viele andere Flöze dürften aber wohl gar nicht verzeichnet sein.
Aktuell hat die Herzkamperin Birgit Wilk vor einem ihrer beiden Häuser an der Straße Egen mit einem Bergschaden zu tun. Doch die Psychotherapeutin wirkte am Mittwoch recht entspannt, als sie über schiefstehende Pflanzen am Abend und ein Loch am nächsten Morgen vor ihrem Haus berichtete. Durch ein Absacken von sechs Kubikmetern Erde sei auch ein Fallrohr beschädigt worden. Ein Handwerker, der das Rohr im Boden reparieren wollte, blickte unverhofft in ein dunkles Loch.
Helle Aufregung
Danach: helle Aufregung. Das Bergamt des Regierungspräsidenten Arnsberg wurde informiert. „Und dann ging alles sehr schnell. Vertreter verschiedener Behörden, Statiker und Mitarbeiter einer Fachfirma trafen vor dem Haus zusammen. An dem Gebäude konnten keine Beschädigungen festgestellt werden. Da war ich schon mal sehr beruhigt“, so Birgit Wilk. Wenn Bergschäden gemeldet würden, so habe sie den Eindruck, existiere wohl ein Netzwerk von Behörden und Firmen, bei dem ein Rädchen ins andere greife.
In der Zeit zwischen dem vergangenen Freitag und Mittwoch wurden nach Aussagen von Christoph Söbbeler, Sprecher des Bergamtes Dortmund beim RP Arnsberg, fünf Bohrungen niedergebracht. Die gestrige Bohrung, von Mitarbeitern einer Bochumer Spezialfirma durchgeführt, reichte über 19 Meter in die Tiefe.
Vertrauen in die Fachleute
Entdeckte Hohlräume wurden bislang mit mehr als 120 Tonnen eines Spezialgemischs verfüllt. Ein Ende der Arbeiten sei noch nicht abzusehen, sagte ein Mitarbeiter der Firma Keller. Birgit Wilk jedenfalls zeigt keine Nerven: „Ich habe keine Angst. Ich habe Vertrauen in die Fachleute.“ In Herzkamp, wo einst auch die Zeche Helene an der Elberfelder Straße stand, gab es immer wieder Probleme mit Bergschäden. Dieter Hering von der Bürgergemeinschaft erinnert sich, dass bei der Schuleinweihung 1968 hinter der Turnhalle plötzlich ein Loch entdeckt wurde. Auch bei Bohrungen für einen Wasserbrunnen auf dem Grundstück der Familie Feuerstack neben dem Baugelände am Bandwirker Weg wurde 1994 ein Hohlraum mit einer Tiefe von 22 Metern gefunden. Das Gelände wurde über viele Wochen mit einem Betongemisch verfüllt und gesichert.