Sprockhövel. Eine Frage der Hygiene: Untersuchungen haben Verdachtsfälle der Amerikanischen Faulbrut bei Bienen auch in Sprockhövel ergeben. Was zu tun ist.
Bei Routineuntersuchungen in der Region hat es bei Bienen Verdachtsfälle der Amerikanischen Faulbrut gegeben. Das Kreisveterinäramt nimmt daher jetzt bei den Imkern Proben, um die Erkrankung, falls vorhanden, festzustellen. Übeltäter ist ein sporenbildendes Bakterium namens Erik, das entstehen kann, wenn es an Hygiene im Bienenstock fehlt. Auch Bienenvölker in Sprockhövel sind akut gefährdet.
Bienen übertragen die Seuche
Weil die Bienen, nachdem der Honig geerntet ist, fremde Bienenstöcke plündern, wenn man ihnen nicht im eigenen Stock rasch wieder Futter anbietet, überträgt sich die hoch ansteckende Seuche auf diesem Weg. „Äußere Anzeichen gibt es bei der Faulbrut Typ II nicht“, erläutert Imker Ralf Holzapfel, der auch Vorsitzender des Imkervereins Sprockhövel ist. „Deshalb nehme ich aus dem so genannten Futterkranz in der Wabe Proben, die dann im Labor auf den Erreger untersucht werden“, erklärt er das Verfahren. Der Erreger kann Temperaturen bis zu 120 Grad überstehen und ist hoch ansteckend für die Bienen.
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Mit Sachkunde und Geduld ist es aber möglich, ein Bienenvolk, in dessen Stock der Erreger gefunden wurde, zu kurieren. „Das machen die Bienen sogar selbst: Sie kommen in einen sauberen Kasten, entledigen sich des Wachses und starten dann einen Reinigungsflug.“ Das Verfahren sei im Frühling erfolgversprechend, und wenn ein Befall im Herbst festgestellt wird, sei es ratsam, bis zum nächsten Frühjahr mit der Sanierung zu warten.
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Die Ursache für den Ausbruch der Seuche sieht Ralf Holzapfel in mangelnder Hygiene: „Die Waben müssen hell, die Folie muss sauber sein, der Rahmen sollte regelmäßig gereinigt werden. Auch der Stockmeißel, mit dem die Waben aus dem Bienenstock gehoben werden, sollte immer gereinigt sein, empfiehlt der Sachverständige. Er selbst verwende für jeden Bienenstock einen eigenen, und natürlich sollte Hände und Handschuhe auch immer sauber sein. Außerdem müssten die Waben regelmäßig ausgetauscht werden, appelliert der hauptberufliche Koch und Bienenfreund vor allen Dingen an die Amateure.
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Er hält es dringend für geboten, dass man sich einem Verein anschließt, wenn man imkern möchte. Sachkundige Betreuung und eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung zum Wohl der Honigbienen bekomme man im Verein. Das hält Holzapfel mit Blick auf die Verantwortung den Insekten gegenüber für erforderlich. „Gerade während Corona haben viele Menschen ihr Interesse an der Imkerei entdeckt und sind, kaum qualifiziert durch Online-Seminare, eingestiegen“, hat der Bienensachverständige wenig Verständnis für diejenigen, die sich nicht wirklich fachlich interessieren und ausbilden lassen.
Notwendige Hygiene fehlt häufig
Gerade hier fehle es häufig an den notwendigen Hygienemaßnahmen aber auch an Wissen darüber, was man sonst präventiv tun kann: Verjüngung des Bienenvolkes, Ablegerbildung und Drohnenbrutschnitt sind neben Wabenpflege und Wabentausch die passenden Möglichkeiten, um den Ausbruch der Seuche zu verhindern. Mit dem Veterinäramt, das für die Kontrollen zuständig ist, appelliert auch Ralf Holzapfel an jeden, der ein Bienenvolk hat, dieses anzumelden. Das ist ebenso Pflicht, wie die Mitgliedschaft in der Tierseuchenkasse. Für Menschen ist die Faulbrut ungefährlich, gleiches gilt für mit Sporen belasteten Honig, der unbedenklich verzehrt werden kann.
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Ralf Holzapfel ist zur Imkerei gekommen, weil schon sein Großvater Imker war und 70 Bienenvölker hatte. „Als Koch habe ich eigentlich aus der Natur immer nur etwas entnommen. Jetzt ist die Betreuung der Bienen eine Möglichkeit, auch etwas zurückzugeben“, erläutert er. Dabei entgeht seinem geschulten Imker-Blick nichts: Während er die Waben prüft, bemerkt er, dass eine Hornisse in den Bienenstock schlüpft: „Das ist eine deutsche, keine asiatische“, ist Holzapfel wenigstens einigermaßen beruhigt, dass es nicht die invasive Art ist. „Aber auch die holt sich jetzt eine Biene“, weiß der Imker. Wenn er sich nicht gerade um seine eigenen Bienen kümmert, wird er gerufen, um Bienenvölker einzusammeln, die sich selbständig gemacht haben und in fremder Leute Gärten unterwegs sind.