Sprockhövel. Die Verärgerung in der Sprockhöveler Gastronomie ist groß: Die Rückführung der Mehrwertsteuer auf 19 % sorgt für Wut und Streikbereitschaft.

Die Mehrwertsteuer in der Gastrononmie ist seit Jahresbeginn wieder auf dem alten Stand: Sprockhöveler Gastwirte schwanken jetzt zwischen Gelassenheit gegenüber dem offenbar Unvermeidlichen sowie Wut in Kombination mit Streikbereitschaft und Kampfeslust: „Wir sind es leid“, spricht Nicole Neudek, die mit ihrer Familie die Hünninghauser Bauernstuben an der Albringhauser Straße betreibt, deutliche Worte.

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Neudek ist stinksauer. Ihr Unternehmen sei nicht in der Lage, die Rücksetzung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent zu tragen und den Kunden mit Preiserhöhungen zu verschonen. Diverse Teuerungen und der höhere Steuersatz machten monatlichen beinen Betrag von etwa 2000 Euro aus. Das sei eine enorme Belastung, ist Neudek wütend über die Last, die die Gastronomie zu tragen hat.

„Wir streiken, wenn es so weit kommen sollte“

„Wir streiken, wenn es so weit kommen sollte“, ist die kämpferische Unternehmerin extrem sauer auf die Regierung und ihre Ausgabenpolitik: „Wir ackern hier von morgens bis abends, schuften ohne Unterlass und werden extrem belastet. Ich bin ausdrücklich nicht damit einverstanden, wofür unsere mühsam erwirtschafteten Steuern ausgegeben werden“, ist die Sprockhöveler Gastwirtin tief frustriert. Gleichzeitig bedauere sie, dass die gestiegenen Kosten sich auch in der Preisgestaltung der Speisekarte wiederfänden.

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Gastwirt Toni Jonjic vom Restaurant „Zur Schwenke“ ist ebenfalls unglücklich über die allgemeine Situation: „Ich stehe allein in der Küche, arbeite auch im Service mit. Jetzt kommt noch die Mehrwertsteuererhöhung dazu. Ich bin leider gezwungen, diese Preiserhöhung an die Kunden weiterzugeben. Dies Kosten kann mein Restaurant nicht auch noch übernehmen.“

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Auch die deutlich gestiegenen Nebenkosten belasteten das Unternehmen ja schon; sie schlügen mit 600 Euro im Monat zubuche. Hinzu kämen die ebenfalls merklich gestiegenen Einkaufspreise. Personal habe er ausreichend, erläuterte Toni Jonjic. Zwar sei Fachpersonal knapp, aber er zahle übertarifliche Löhne, so dass er sich auf sein Team verlassen könne.

Das bedeute auch, dass er die bisherigen Öffnungszeiten aufrecht erhalten könne. Diese sind – bis auf mittwochs – täglich von 17 bis 22 Uhr.

Hintergrund zur Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wurde im Sommer 2020 wegen der Corona-Pandemie gesenkt, um die wirtschaftliche Situation erträglicher zu machen – und um einen Anreiz zu schaffen, auswärts essen zu gehen. Für die Gastwirte sollte das durch den Lockdown verlorene Geschäft angekurbelt werden. Die Maßnahme war eigentlich befristet bis Ende 2020. Wegen der schwierigen Wirtschaftslage und der Dimension der Pandemie wurde diese Frist jedoch mehrfach verlängert.

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Versprach der damalige Kanzlerkandidat Olaf Scholz noch im Sommer 2021 in einem Interview der Wahlarena, dass er die Absicht habe, die reduzierte Mehrwertsteuer nie wieder abzuschaffen, sind die Gastronomen seit Wochen empört: Für den Jahresbeginn hat die Bundesregierung doch die Rückkehr bei der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent und damit auf den Wert von vor Corona beschlossen.