Sprockhövel. Die Brücke Eichenhofer Weg in Sprockhövel ist gesprengt. Wie die Sprengung lief und was Anwohnende zur Organisation der Evakuierung sagen.
Die Brücke am Eichenhofer Weg ist Vergangenheit. „Ihr könnt wieder zu Eurem Haus zurück, die Brücke ist gesprengt!“ Der Anruf einer Freundin aus der Wilhelm-Kraft-Straße in Sprockhövel-Haßlinghausen erreicht Familie Winterkamp um kurz nach 9 Uhr am Sonntag (22.10.).
„Unsere Freunde haben einen ordentlichen Knall gehört, als die Sprengladung gezündet wurde“, beschreibt Birgit Winterkamp; sie wohnt mit ihrer Familie nah an der Brücke Eichenhofer Weg auf Wuppertaler Seite und war, wie andere Anwohner auch, um 7 Uhr evakuiert worden. „Ich war noch nicht drin im Haus“, erläutert sie eine Stunde nach der Sprengung und hofft, dass es keine Schäden gegeben hat.
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Brücke in Sprockhövel gesprengt
90 Kilo Sprengstoff hatte Sprengmeister Oliver Marks in Bohrlöchern deponiert, die in die vier Stützpfeiler gebohrt worden waren. „Der Plan ist, den Beton wegzusprengen, so dass die Brückenkonstruktion nach unten durchsackt. Das ist reine Physik“, skizziert der erfahrene Sprengmeister, der schon mehrere Brücken und über 200 Abrissobjekte in die Knie gezwungen hat, den Plan.
Brückenneubau
Bis Ende 2024 soll die neue Brücke fertig sein, so lange bleibt der Eichenhofer Weg in diesem Bereich gesperrt.
Umleitungen sind ausgeschildert. In dieser Zeit werden die vier runden Pfeiler durch Y-förmige Konstruktionen ersetzt. Der Brückenkopf auf Sprockhöveler Seite kann weiter genutzt werden, und auch die bisherigen Fundamente können mit der neuen Konstruktion überbaut werden.
Eine Beleuchtung bekommt die neue Brücke nicht. Die Baukosten sind mit 6,2 Millionen Euro veranschlagt.
Nach dem entscheidenden Knopfdruck sei alles nach Plan verlaufen, die Brücke habe getan, was sie sollte, so der „Held des Tages“, Oliver Marks, dem die Erleichterung aber dann doch ins Gesicht geschrieben steht. Eine top Ausbildung, umfangreiches Wissen und viel Erfahrung seien wichtig in seinem Beruf, aber die Verantwortung, die man trage, sei dennoch jedes Mal enorm.
Beteiligte sind erleichtert
Der Geschäftsführer des Sprengtechnik-Experten Altwert, Jens Kempers, ist ebenso erleichtert über den perfekt aufgegangenen Plan, wie Manuela Poschau, Projektleiterin bei der Baugesellschaft „Die Straßen Westfalen“.
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Kaum hatten sich die Betonstaubwolken einigermaßen verzogen, wird überprüft, ob tatsächlich alle Sprengladungen ordnungsgemäß gezündet haben, und ob die Brücke am Stück über die beiden Widerlager auf Wuppertaler und Sprockhöveler Seite in die Tiefe gerutscht ist.
Aufräumdienst setzt sich in Bewegung
Unmittelbar nachdem der Sprengmeister Entwarnung gegeben hat, setzt sich der Aufräumdienst in Bewegung: Zahlreiche Abbruchbagger und Kipper, die sich von oberhalb der Widerlager in 18 Metern Tiefe wie Spielzeug ausnehmen, beginnen sofort mit den weiteren Abbrucharbeiten.
Dabei werden zunächst einzelne Teile der Fahrbahn perforiert und weggebrochen, wobei sich die Aufräumarbeiten zunächst auf diejenigen Brückenteile konzentrieren, die auf die Zubringer im Autobahnkreuz Nord gefallen sind. „Montagmorgen um 4 Uhr müssen wir fertig sein“, erläutert Oliver Marks mit einer unerschütterlichen Überzeugung, dass das Kreuz pünktlich um 5 Uhr wieder freigegeben werden wird.
Kritik an Evakuierung
Imposante Rampen aus Erde und Schotter bilden das Fallbett für die Brücke, der Asphalt darunter ist mit riesigen Folien abgedeckt. Vorübergehend hat dieser Teil des Autobahnkreuzes die Anmutung eines Truppenübungsplatzes, auf dem sich riesige Kettenfahrzeuge die Hügel hinauf und hinab bewegen.
Auch Familie Hentschke, die innerhalb des Evakuierungsradius von 300 Meter auf dem Eichenhofer Weg wohnt, musste um 7 Uhr das Haus verlassen: „Wir sind vier Personen mit zwei Hunden. Da kann man am Sonntagmorgen nicht mal eben zu Bekannten gehen.“ Also seien sie auswärts frühstücken gefahren. Anders als von der Stadt angekündigt, sei für die Anwohner nur ein Bus bereitgestellt worden. Kein heißer Kaffee, kein Imbiss, keine Toilette . . . nichts.
Busfahrerin verteilt eigene Kekse
Die Busfahrerin habe schließlich eigene Kekse verteilt, ärgern sich die Hentschkes, vor allen Dingen für die älteren Menschen sei die Wartezeit nicht einfach gewesen und sie hätten sich gewünscht, dass vielleicht das Technische Hilfswerk hier unterstützt hätte.
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