Sprockhövel. Verzögerungen und Verhinderungen – die Umgehungsstraße in Sprockhövel will nicht fertig werden. Jetzt hat Straßen NRW eine Idee.
Eigentlich könnte der Verkehr bereits seit einiger Zeit um den Stadtkern von Niedersprockhövel herum fließen, denn die Umgehungsstraße ist praktisch fertig. Für die Zeit nach den Sommerferien hatte Straßen NRW die Eröffnung angekündigt, doch dann wieder verschoben. Knackpunkt ist zum einen immer noch die die Brücke für die Rad- und Wandertrasse. Andere technische Probleme konnten zwischenzeitlich ausgeräumt werden. Jetzt wird geprüft, ob die Umgehungsstraße nicht auch vor der Fertigstellung geöffnet werden kann.
Keinen Einfluss auf Lieferprobleme
Zu dem Brückenbauwerk mag sich Straßen NRW zurzeit gar nicht mehr äußern. „Es ist einfach ein Lieferproblem, auf dessen Lösung wir keinen Einfluss haben“, berichtet Julia Ollertz von der Niederlassung Südwestfalen. Daher zeichne sich kein Zeitpunkt ab, wann das Teil – mit erheblichem Transportaufwand – angeliefert und eingesetzt werden kann, so dass neben dem Straßenverkehr auch der Rad- und Fußgängerverkehr wieder lückenlos weitergeführt werden kann.
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Mängel an Regenrückhaltebecken beseitigt
Im Zuge der Abnahme der Baustelle L70n waren dann noch zwei Regenrückhaltebecken ins Visier der Prüfer geraten. „Die hier festgestellten Mängel sind behoben“, teilt Ollertz mit. Bleibt also nur noch die Brücke. Und so ist die Situation aktuell: Die Bürgerinnen und Bürger von Niedersprockhövel, viele von ihnen haben sich nach Baubeginn 2018 heftig gegen das Projekt Umgehungsstraße gewehrt, stehen nun vor eine fertigen Straße, die nicht benutzt werden darf.
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Wenig Verständnis von Passanten
„Das ist schon grotesk“, sagt Radfahrer Bruno Schwagenscheidt. „Jetzt wäre es doch ein Leichtes, mal eben zur Haßlinghauser Straße durchzufahren, oder den Parkplatz an Hauptschule zu nutzen.“ Auch Saskia Koskott würde sich den Ortsteil gerne mal von der L70n aus ansehen, „aber so typisch deutsch: Erst gegen viele Widerstände in die Landschaft setzen und dann fertig und ungeöffnet stehen lassen.“ Es sei zum Haareraufen „und irgendwo doch auch eine Art Fortsetzung der Hauptstadtflughafen-Geschichte.“
Vorzeitige Öffnung geprüft
Aber auch Straßen NRW nimmt für sich in Anspruch, das Naheliegende nicht zu übersehen. „Da ja alles fertig ist, haben wir mit der Prüfung begonnen, die Umgehungsstraße vorzeitig zu öffnen“, sagt Julia Ollertz. Dafür ist ein so genanntes Sicherheitsaudit notwendig: „Dabei gibt es eine systematische Ermittlung von Sicherheitsdefiziten aus der Sicht aller Verkehrsteilnehmer“, klärt Ollertz auf. Das sei ein durchaus aufwendiges Verfahren: Ein Auditor versetzt sich vor Ort in die Lage aller, die direkt und indirekt am Verkehr teilnehmen – Kraftfahrer, Radfahrer, Fußgänger und andere. Das Verfahren läuft zurzeit, wenn die Prüfer Bedenkenlosigkeit signalisieren, könne die Straße freigegeben werden, so Ollertz. Aber auch hier: einen konkreten Termin gibt es auch hier noch nicht.
Endabrechnung ist noch offen
Es ist die nächste in einer Reihe von Verzögerungen beim Bau der Umgehungsstraße. Und auch die Kosten sind zwischenzeitlich explodiert. Der Baustart für das 1100 Meter lange Projekt ist mittlerweile bald fünf Jahre her. Damals wurde mit Baukosten in Höhe von knapp 4,3 Millionen Euro geplant. Inzwischen sind es gut elf Millionen – die Endabrechnung ist noch offen.
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