Sprockhövel. Die Brennerei Habbel in Sprockhövel kann nicht nur Whisky. Jetzt stellt sie mit „Deputat“ ein Produkt vor, das auf alte Traditionen zurückgeht.
Zurück zu den Wurzeln: Kohle gibt es im Ruhrgebiet zwar nicht mehr. Aber Deputat kann man wieder bekommen. In flüssiger Form. So wie die Bergleute in früheren Zeiten.
„Ich habe lange gekämpft, den Namen für unseren neuen Korn zu bekommen, aber wir haben es geschafft“, strahlt Michaela Habbel, seit kurzem Chefin der Destillerie und Brennerei Heinrich Habbel. Das neue Produkt des Hauses (32 Prozent) wurde jetzt in passender Umgebung am Stock und Scherenberger Erbstollen an der Helsbergstraße 25 vorgestellt.
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Die 34-jährige Unternehmerin, die jetzt in vierter Generation die Firma führt, hat ein ausgesprochen großes Geschichtsbewusstsein. „Als mein Großvater 1878 die Destillerie gründete, ging es nicht in erster Linie um den Geschmack. Denn die Bergleute tranken den Schnaps, der ja ein Teil ihres Lohns war, in erster Linie wegen des Alkohols.“
Der neue Korn ist ein sehr milder Weizenkorn
Sie möchte mit dem „Deputat“ wieder an die Ursprünge erinnern, aber natürlich geschmacklich in anderer Form. Der neue Korn ist ein sehr milder Weizenkorn, der süßliche Getreidenoten aufweist. „Im Gegensatz zu den alten traditionellen Kornrezepturen, die besonders geschmacksneutral sein sollten und klassischerweise im kontinuierlichen Kolonnendestillerieverfahren hergestellt wurden“, klärt die Fachfrau auf.
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Dabei handelt es sich um ein kontinuierliches Brennverfahren, da immer wieder neue Maische in den Brennkessel eingefüllt werden kann und so ohne große Unterbrechung große Mengen von Alkohol hergestellt werden können. Das Verfahren wird bei Korn und Wodka eingesetzt.
Bei dem neuen „Deputat“ kommt neben der klassischen Methode auch die des Pot Still Destillierverfahrens zum Tragen. Der Prozess ist dabei nicht kontinuierlich, sondern wird immer unterbrochen, findet beispielsweise in Chargen statt. „Mir war es wichtig, dass es ein absolut reines und mildes Getränk ist, das auf keinen Fall im Hals kratzt.“
Bewegte Zeiten gibt es auch immer wieder beim Unternehmen Habbel. „Was für meinen Großvater der Krieg war, ist für mich heute die Nach-Corona-Zeit“, erklärt Michaela Habbel. „Es ist die härteste Zeit, die wir je hatten.“ Denn in der Pandemie liefen die Geschäfte für die Destillerie ausgesprochen gut.
Die Weizenpreise sind enorm in die Höhe gegangen
Aber der Ukraine-Krieg hat auch für Habbel deutliche Veränderungen mit sich gebracht. „Die Weizenpreise sind ja enorm in die Höhe gegangen, das ist auch bei uns spürbar. Obwohl wir aus der Region unseren Weizen beziehen. Das sind eben Weltmarktpreise, die sich überall auswirken.“
Herbstfest am 21. und 22. Oktober
Unternehmerin Michaela Habbel, Chefin der Destillerie und Brennerei Heinrich Habbel, freut sich, dass sie sich mit dem neuen Produkt „Deputat“, selbst verwirklichen konnte. Die 0,7-Liter-Flasche hat 32 Prozent und kostet 16.50 Euro.
Beim Herbstfest am 21. und 22. Oktober auf dem eigenen Grundstück an der Gevelsberger Straße 127 wird die jüngste Schöpfung natürlich vorgestellt.
„Obwohl wir auch sehr viele, schöne Attraktionen für Kinder haben“, sagt die 34-Jährige und betont, dass ausnahmslos alle Interessierten zum Feiern eingeladen sind: Logischerweise die Niedersprockhöveler, Haßlinghauser und Hiddinghauser. „Aber auch alle Menschen aus vielen anderen Städten, die uns kennenlernen möchten.“
Das nächste Problem sei die Glaslieferung. Das Glas beziehen wir hauptsächlich aus Osteuropa, aber es war einfach nicht mehr lieferbar. Ihr Opa habe aber immer gesagt „Arsch hoch und weiter“ und das Motto sei auch ihres. Das Unternehmen sei in den vielen Jahrzehnten so langsam gewachsen, dass es Zeit gewesen sei für Veränderungen. „Wir setzen jetzt alles um, was wir lange geplant haben.“ Die Firma sei umfirmiert, die Produktion modernisiert und erweitert worden und es soll dem Korn ein neues Image gegeben werden. „Das Deputat ist ein Genussmittel und eben sensorisch nicht mehr besonders neutral, wie zu Opas Zeiten.“
Das neue Produkt bewahrt die Tradition mit viel Humor. An der Seite auf dem Etikett sind drei Teilstriche zu finden mit unterschiedlichen Angaben: Ganz oben steht „Voller Lohn“, in der Mitte „Halber Lohn“ und im unteren Bereich findet sind der „Restlohn“.
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„Es ist eine Hommage an den Ruhrpott, ein Denkmal an unsere alten Familientraditionen und ein Aufbruch in eine neue Zeit“, betont die Chefin.