Sprockhövel. Die Destillerie & Brennerei Michael Habbel in Sprockhövel ist ihren Werten treu geblieben. Aber auch ausgefallene Kreationen sind im Angebot.
„Ein guter Whisky sollte nicht nach Nagellackentferner schmecken, alles andere ist Geschmackssache“, findet Michaela Habbel, Inhaberin der Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel in Sprockhövel. Wenn es nach ihr geht, soll das Produkt mild sein und nach dem schmecken, was drauf steht. Und sollte jemand Whisky gerne mit Cola trinken, dann sei das natürlich okay, aber wenn das bei ihrem neun Jahre alten Schätzchen passiere, habe sie trotzdem ein tränendes Auge.
Seit 1878 in Familienbesitz
Die 32-Jährige leitet die Destillerie gemeinsam mit ihrem Vater Michael Habbel in vierter Generation. Stetiger Wandel und respektvoller Umgang mit Tradition ist ihr Geheimrezept. Seit 1878 ist die ehemalige Kornbrennerei mit angeschlossener Landwirtschaft in Familienbesitz.
Heute ist sie die größte Obstbrennerei in der Region. „Zum Fortbestehen der Brennerei ist das Know-How entscheidend“, sagt Michaela Habbel.
Jede Generation gibt ihr Wissen weiter
„In jeder Generation wurden die Rezepturen, Erfahrungswerte und Versuche weitergegeben“, so die Inhaberin. „Auf der anderen Seite haben wir keine Scheuklappen auf, was Modernisierung angeht.“ So sind Geräte und Technik zum Destillieren und Brennen noch traditionell von früher, allerdings werden sie stetig durch neue Anschaffungen erweitert.
Auch die Produkte werden durch neue Ideen weiterentwickelt: „Gin ist aktuell ein Trendthema“, erzählt Michaela Habbel. „Da kommt dann beispielsweise eine Agentur zu uns, die in Spanien eine tolle Erfahrung mit einer Mandarine gemacht hat, gepaart mit Orangenblüten. Und dann entwickeln wir das Produkt mit diesen Komponenten.“
Im Trend sind die Sorten Mate und Goji-Beere
Im Trend liegende Geschmäcker wie Goji-Beere und Mate werden auch in den Bränden verarbeitet. „Wir gehen auch mal an verrücktere Sachen ran, die aber trotzdem traditionell hergestellt werden.“
Neben Whisky und Gin gehören auch Obstbrände und Kräuterliköre zum Sortiment. Michaela Habbel erläutert, dass der früher in der Region gerne getrunkene Doppelwachholder heute der klassische Gin sei und der damalige Korn heute in gelagerter und anders destillierter Variante der Vorgänger des Whiskys darstelle.
„Alles wird untergebracht, nichts kommt weg“
Das Kontrastprogramm der Brennerei spiegelt sich auch auf dem Gelände wider. Neben altem Backsteingemäuer reihen sich moderne Gebäude. „Für den Gärungsprozess wird beispielsweise heutzutage immer noch Wasser aus dem historischen Brunnen gewonnen, der der Brennerei angegliedert ist“, erzählt Michael Habbel. Anschließend werde das Wasser auch wieder auf das Gelände zurückgeführt. „So entsteht ein natürlicher Kreislauf.“
Dem 72-Jährigen ist es wichtig, die Brennerei auf eine nachhaltige und umweltschonende Weise zu betreiben. Die Rückstände der Gärflüssigkeit, die sogenannte Schlempe, holt regelmäßig ein Landwirt aus der Region als Futter für seine Tiere ab. „So wird alles untergebracht und nichts kommt weg.“
Kooperationen mit dem NABU für Naturschutz
Zudem pflanzt Familie Habbel auf ihrem Gelände seltene Baumarten an und steht eng mit dem Naturschutzbund (NABU) in Kontakt. So verkaufen sie einen Whisky, auf dessen Flasche der Vogel des Jahres, das Rotkehlchen abgebildet ist. „Mit jeder verkauften Flasche erhält der NABU eine Spende“, so Michael Habbel.
Tochter Michaela Habbel findet: „Wir bekommen unsere Rohstoffe aus der Natur, deshalb müssen wir ihr auch wieder etwas zurückgeben.“ Das habe schon immer der Philosophie des Familienunternehmens entsprochen, nur die nachhaltigen Maßnahmen hätten sich mit der Zeit erweitert. „Der Gedanke, der hier schon seit Jahrzehnten so gelebt wird, passt eben auch in den modernen Zeitgeist.“
„Wir lernen voneinander und ergänzen uns“
Als Team sind Vater und Tochter unschlagbar. „Wir lernen viel voneinander und ergänzen uns“, sagt Michaela Habbel.
Schlüssel sei die Mischung aus Tradition und Fortschritt. „Mein Vater steht Neuem offen gegenüber und ich glaube an die Tradition von früher.“ Das sei wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein.
Ausgezeichnete Produkte
Bereits 2019 wurde die Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel zur World Class Distillery in der Klassifizierung Whisky ausgezeichnet.
Die Verleihungen des „World Spirits Award 2020 und 2021“ fielen in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie aus. Trotzdem wurden alle eingeschickten Produkte mit einer Medaille ausgezeichnet. Der neue Hillock 5,5 Chief Rye Whisky bekam die Goldmedaille und der getorfte Hillock Peated 4,5 erhielt Silber.
Auch der Sprockhöveler Gin, der zum Jubiläum der Stadt Sprockhövel kreiert wurde, bekam ebenfalls eine Silbermedaille.