Sprockhövel. Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Das stimmt so nicht. Die Sprockhöveler Destillerie-Chefin Michaela Habbel über die Situation ihres Betriebs.

Die allgemeine Teuerung bei Rohstoffen und Energie geht auch an Betrieben wie der Sprockhöveler Destillerie & Brennerei Habbel nicht vorbei. Wie läuft das Geschäft? Landläufig herrscht doch die Meinung, hochprozentige Getränke wie Schnaps und Brände liefen doch eigentlich recht gut in Krisenzeiten. Wie es um den Traditionsbetrieb aus Sprockhövel steht, darüber gibt die Geschäftsführerin Michaela Habbel (33) Auskunft.

Topseller reift unter Tage in Bochum

Welcher Ihrer Brände läuft zurzeit besonders gut, welchen würden Sie empfehlen?

Michaela Habbel: Zu unseren Topsellern gehört der „Hillock 12 Single Malt Whisky“, er ist gerade neu herausgekommen und die Faszination ist bei der Kundschaft sehr groß. Das ist beste Ruhrgebietstradition, unsere Bergbau-Edition ist zwölf Jahre alt und wird am Ende noch 24 Monate unter Tage im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum gelagert.

Firmenentwicklung

Seit 1878 ist die Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel bereits in Familienbesitz. Die ehemalige Kornbrennerei mit angeschlossener Landwirtschaft ist heute die größte Obstbrennerei in der Region.

Michael Habbel, der die damalige Kornbrennerei in den 1960er Jahren von seinem Vater erbte, hatte schon früh die Ambition, sein Hobby zum Beruf zu machen. So kam es bereits in den 1970er Jahren dazu, dass er von Korn auf Obst umstellte, seither umfasst die Produktpalette auch eine Reihe von Obstbränden und Likören.

Ein weiteres Produkt der Leidenschaft ist der „Uralter Whisky“ aus der Brennerei, der 1977 von Michael Habbel destilliert wurde. Dieser Whisky ist außerdem Deutschlands ältester Whisky und wurde mehrmals auf internationalen Messen wie beispielsweise der Interwhisky ausgezeichnet.

Stimmt es, dass die Menschen in Krisenzeiten mehr Alkohol konsumieren?

So wie ich das überschaue, haben viele Menschen früher in schwierigen Situationen Trost im Alkohol gesucht. So ist das nicht mehr. Der Trend geht doch deutlich hin zu einer gesundheitsbewussten Lebensführung. Unsere Produkte haben ihre Bedeutung als Genussmittel und wir stellen eher fest, dass der Alkoholkonsum insgesamt zurückgeht.

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Wie stark sind Sie vom Anstieg der Preise für Rohstoffe und Energie betroffen?

Wir sind massiv betroffen, und das in verschiedenen Bereichen. Der Einsatz von Gas und Heizöl hat zentrale Bedeutung bei unserer Produktion und verursacht wahnsinnig hohe Mehrkosten. Auch bekommen wir nur schwer die von uns benötigte Zahl an Flaschen, die energieintensive Glasindustrie steckt tief in der Krise.

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Was können Sie tun?

Wir begegnen einigen dieser Probleme mit einer weitsichtigen Bevorratungsstrategie. Als sich die Schwierigkeiten bei den Lieferketten andeuteten, haben wird sofort damit begonnen, Lager anzulegen. Das gilt auch für die Botanicals, das sind alle pflanzlichen Grundstoffe, auch die von uns eingesetzten Obstsorten. Als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen stellen wir auch unsere Aromen selbst her.

Wie steht es um die Auslastung des Restaurants?

Wir betreiben das Restaurant nicht mehr selber. Unser Pächter leidet jedoch zurzeit sehr unter langfristigen Planungen: da wurden Preise für Veranstaltungen geplant, wo seine Kosten zwischenzeitlich stark gestiegen sind. Für den Pächter bedeutet das sehr viel geringere Gewinnmargen. Bis jetzt hat er jedoch noch genug zu tun.

Ist der Generationswechsel bei der Firma Habbel abgeschlossen?

Ein Generationswechsel im klassischen Sinne ist das bei uns nicht. Ein Familienunternehmen, das seit 1878 existiert, funktioniert nach dem Prinzip Verantwortung. Seit 2018 bis ich Geschäftsführerin und trage für alles die Verantwortung. Für meinen Vater bleibt das Brennen und Destillieren jedoch Herzensangelegenheit, er ist als 74-Jähriger in der Produktentwicklung engagiert, insofern ist er noch da und unser Haus profitiert erheblich von seiner Erfahrung.

Habbel hat seinerzeit die Sprockhöveler Kornbrennerei Hegemann übernommen. Was passiert da heute noch?

Wir haben 2018 lediglich die Produktlinien von Hegemann übernommen, nicht die Produktionsstätte mit ihren Gebäuden. Die erfolgreichen Getränke laufen über uns weiter, wir produzieren sie aber unter dem Label Hegemann.

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