Sprockhövel. Eine Frau wird nachts in Sprockhövel am Straßenrand liegend überfahren. Was ist da passiert? Ein Spezialistenteam sucht seit sechs Wochen Spuren.
Es war ein ebenso tragischer wie mysteriöser Verkehrsunfall, der sich am 25. Juni auf der Silscheder Straße in Sprockhövel ereignet hat. Eine 44-jährige Sprockhövelerin hatte kurz vor Mitternacht eine am Straßenrand liegende, zunächst unbekannte Frau überfahren und tödlich verletzt. Seither bemüht sich ein spezielles Team der Polizei Köln, mit großem technischem Aufwand den Unfallhergang zu rekonstruieren.
Über Fingerabdrücke identifiziert
Die Tote hatte keine Papiere bei sich gehabt und erst über den internationalen Abgleich ihrer Fingerabdrücke war es möglich geworden, sie als 52-Jährige aus Usbekistan zu identifizieren. Das war aber nur eines von mehreren Rätseln, die das Unfallaufnahmeteam zu lösen hat. Ein Ergebnis liegt auch sechs Wochen nach dem Unfall noch nicht vor.
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Wäre dieser Unfall zu verhindern gewesen?
Aber zahlreiche Einzelergebnisse, die jedoch noch wie ein Puzzle zusammengesetzt werden müssen. „Zentrale Frage dabei ist: Wie ist dieser Unfall abgelaufen – und wäre dieser Unfall zu verhindern gewesen oder war er unvermeidlich“, fasst Polizeisprecher Christoph Neuhaus zusammen. Eine abschließende Einschätzung ist noch nicht möglich, nächste Woche soll am Unfallort das nächtliche Geschehen auf Grundlage der bislang ermittelten Fakten mit Statisten nachgestellt werden.
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Objektive Spurensicherung
Was macht so ein polizeiliches Unfallaufnahmeteam, von denen es in NRW – angeschlossen jeweils an ein Polizeipräsidium – mehrere gibt, eigentlich? Wie verfährt es? „Grob gesagt leisten die Kolleginnen und Kollegen, die für diesen Jab besonders qualifiziert worden sind, eine objektive Spurensicherung“, sagt Neuhaus. Das läuft heutzutage, wo Hochleistungsrechner viele Details mühelos miteinander verbinden und zu einem Gesamtbild zusammenfügen können, anders als früher, wo sich Spurensicherung in Kreidemarkierungen auf dem Asphalt erschöpfte.
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Viel Technik im Einsatz
„Heute wird fotografisch gescannt, kleinste Spuren von Bremsvorgängen und Fahrzeugteilen werden erfasst, gesichert, sehr leistungsfähige Fotoapparate ermöglichen es, den Tatort rundum und aus verschiedenen Perspektiven abzubilden, berichtet Neuhaus. In die Gesamtschau werden Witterungs- und Lichtverhältnisse und auch Kleidungsteilchen eingearbeitet.
Ergebnisse der Gerichtsmedizin
Von großer Bedeutung für die Arbeit des Unfallaufnahmeteams wird aber auch sein, was die Gerichtsmedizin beizusteuern hat. „Die Obduktionsergebnisse werden darlegen, welchen Aufschluss für die Erklärbarkeit des Unfallhergangs etwa Hämatome und andere Verletzungen sowie Reifenmuster auf der Leiche geben“, sagt der Polizeisprecher. Am Ende der Faktensammlung, so hatte es der Kölner Polizeisprecher Sascha Wallmeroth gegenüber dieser Zeitung betont, seien die Ermittler unabhängig vom tatsächlichen Unfallort, alles sei digital im Kasten.
Enormer Aufwand ist zu rechtfertigen
Der enorme Aufwand sei auch zu rechtfertigen, „weil wir es ja in dem vorliegenden Fall und in dieser Konstellation ausschließlich mit Opfern zu tun haben“, gibt Christoph Neuhaus zu bedenken. Da sei neben dem Opfer aus Usbekistan deren Hinterbliebene, die Mutter aus Wuppertal – und die 44-jährige Frau aus Sprockhövel am Steuer des Unfallwagens. „Die ist ja keine Täterin, sondern sozusagen zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.“ So habe die Arbeit des Unfallaufnahmeteams letztlich auch entscheidende Bedeutung bei der Ermittlung der Schuldfrage.
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