Sprockhövel. Die Mittelstraße in Sprockhövel soll umgestaltet werden. Doch die Händler schlagen Alarm: Zu viel „Verschönerung“ könnte ihre Existenz kosten.

Viele Einzelhändlerinnen und Einzelhändler in Haßlinghausen sind skeptisch, was die Planungen der Stadt entlang der Mittelstraße in Haßlinghausen betrifft. In einer Bürgeranhörung konnten sich Interessierte ein Bild von den Vorhaben machen. „Alles sehr schön“, sagt Reinhard Krön, Inhaber eines Sportgeschäfts, danach. „Aber auf Kosten der Parkplätze darf es keine Veränderungen geben.“

Entwurfsplanung der Öffentlichkeit vorgestellt

Die Stadtverwaltung Sprockhövel hat eine Entwurfsplanung für die barrierefreie Umgestaltung der Gehwegbereiche vom Kreuzungsbereich Mittelstraße/Poststraße/Dorfstraße bis zur Ausfahrt des Raiffeisenmarktes und den dritten Trittsteinplatz vor dem Gebäude Mittelstraße Hausnummer 30 erarbeitet. Die Planung wurde vorgestellt und Wortmeldungen aus dem Publikum waren willkommen.

https://www.waz.de/staedte/sprockhoevel/sprockhoevel-von-der-schummrigen-bar-zum-tanzlokal-id237974761.html

Thema: Attraktive Aufenthaltsräume

Neben der Barrierefreiheit auf Gehwegen und Plätzen mit ebenso stufenlosen Anschlüssen an die Gebäude sollen attraktive Aufenthaltsräume für die Bürgerinnen und Bürger entstehen – so oder ähnlich wird es seit den frühen Tagen des „Integrierten Handlungskonzeptes für Haßlinghausen“ formuliert, es geht dabei auch um hohe Summen an Fördergeld.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Sprockhövel verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Kunden müssen vorfahren können

„Was nur völlig fehlt bei den schönen Ausführungen, ist die Situation des Einzelhandels“, sagt Krön. Sollte die Zahl der Parkplätze für die Veränderungen reduziert werden müssen, gefährde das seine Existenz als Händler. Aktuell laufe das Wintersaisongeschäft: „Meine Kunden müssen vorfahren können, sie kommen beispielsweise mit Skiern, die hier aufgearbeitet werden“. Wege etwa vom Parkplatz bei Rewe über einige Hundert Meter bis zu seinem Laden nähmen die bestimmt nicht in Kauf.

Weitere Leerstände drohen

Kerstin Stang von Moden Hedtfeld war zwar nicht beim Anhörungsabend dabei, es sei aber auch bestimmt vier Jahre her, dass es mal ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Werberingsmitgliedern über die Situation der Haßlinghauser Händlerschaft gegeben habe. „Gewerbesteuern nimmt man bei der Stadt gerne von uns, es müssen aber auch die Bedingungen für unsere Läden stimmen“, kritisiert Krön. „Sonst drohen hier immer mehr Leerstände, und dann braucht es am Ende keine schönen Plätze mehr an der Mittelstraße“, ergänzt Kerstin Stang.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Planung passt nicht nach Haßlinghausen

Christian Gimbel hat viel über den Einzelhandel in Haßlinghausen nachgedacht, er betreibt sein Fachgeschäft für Teppiche, Farben und Tapeten hier schon seit Jahrzehnten. „Mir hat die Planung der Verwaltung insgesamt schon sehr gut gefallen“, sagt er. Doch sein Fazit ist: „Sie passt einfach nicht nach Haßlinghausen!“ Leuchtendes Vorbild für solche Planspiele sei Gevelsberg, wo die Innenstadt durch deutliche Verkehrsberuhigung, Barrierefreiheit und schöne Plätze für Verweilqualität erheblich gewonnen habe.

Stadt ohne Einfluss auf Mittelstraße

„Aber uns fehlen leider alle Voraussetzungen dafür“, betont Gimbel. So befinde sich die Mittelstraße als Landesstraße nicht in der Verfügungsgewalt der Stadt, eine Begrenzung der Geschwindigkeit sei gegen Straßen NRW nicht machbar. Auch gebe es – anders als in Niedersprockhövel – keine Möglichkeiten, Verkehr durch eine Umgehungsstraße umzuleiten. Vielmehr fungiere die Mittelstraße als Umgehungsstraße für die verstopften Autobahnen – mit der Konsequenz der regelmäßig auftretenden Blechlawinen, wo sich nichts mehr bewege im Stadtteil.

Stadt soll Parkplatz bauen

Und das leidige Parkplatzproblem: „Die Stadt müsste ein Grundstück kaufen und einen zentral gelegenen Parkplatz errichten, um den Druck von den Straßenrändern zu nehmen“, sagt der Einzelhändler. Weit mehr sorgen sich die Planer im Rathaus um Bügel für Fahrräder, sagt er. „Kunden sind wie scheue Rehe. Wenn sie die Erfahrung machen, nicht mehr an ihre Geschäfte heranfahren zu können, kaufen sie woanders.“

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel