Sprockhövel. Nach Corona bietet die Alzheimer-Gesellschaft in Sprockhövel wieder Beratung und mehr für Demenzerkrankte und Angehörige an. Wo, wann, mit wem.

Pausiert haben während der Corona-Pandemie die Angebote der Alzheimer-Gesellschaft in Sprockhövel für Demenzerkrankte und deren Angehörige. Nun will der Verein diese neu beleben. Gewinnen dafür konnte die Alzheimer-Gesellschaft eine neue Fachkraft: Marion Schirp (52), eine studierte Sozialarbeiterin, die Erfahrungen auch in der Altenpflege hat.

Auf einer gerontopsychiatrischen Abteilung im „Tannenhof“ in Remscheid nämlich hat die Sprockhövelerin bis vor einigen Jahren gearbeitet, danach in Hagen das Projekt „Drachenherz“ für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien geleitet. Nun will Marion Schirp sich wieder Älteren widmen. Frauen und Männer mit einer vermuteten oder diagnostizierten Demenz und deren Angehörige beraten.

Erkrankung betrifft nicht immer nur Menschen weit jenseits der 70

Dass diese Erkrankung nicht immer nur Menschen weit jenseits der 70 betrifft, betont die 52-Jährige – auch wenn die Zahl der Demenzerkrankungen mit dem Alter stetig steigt. Doch gebe es durchaus auch Menschen, die bereits deutlich vor ihrem 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken – von einer so genannten Frühdemenz ist laut Deutscher Alzheimer-Gesellschaft dabei etwa jeder tausendste betroffen.

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Christina Hövels-Henrichs, die Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel, und ihre Vorstandskollegin Elke Vohwinkel betonen, man wolle sich mit dem Neustart nach Corona „offener und vielschichtiger“ präsentieren. „Wir möchten mit unseren Angeboten alle ansprechen“, fügt Marion Schirp hinzu. Verstärkt etwa auch Männer, verstärkt auch Muslime, die die Angebote des Vereins bislang noch eher selten nutzen.

Was tun, wenn jemand regelmäßig Fragen nach kurzer Zeit wiederholt?

Ratsuchende treffen Marion Schirp in Sprockhövel dabei am jeweils ersten Dienstag eines Monats von 16 bis 17.30 Uhr in der Freiwilligenbörse auf der Hauptstraße 44 an. Wer bei einem Angehörigen etwa eine gewisse Vergesslichkeit oder Orientierungslosigkeit festgestellt hat oder auch registriert, dass jemand regelmäßig Fragen nach kurzer Zeit wiederholt, dem rät Marion Schirp zu einem Besuch der kostenlosen Beratungssprechstunde. In dieser könne man dann näher beleuchten, ob womöglich eine ärztliche Abklärung auf Demenz angeraten ist. Aber auch Infos zu Pflege und Versorgung eines an Demenz Erkrankten sowie zu Leistungen der Pflegekasse gibt es bei ihr.

Diese Beschwerden können auf eine Demenz hindeuten

„Demenz“ ist der Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen geistige Fähigkeiten wie Denken und Erinnern eingeschränkt sind. Häufig sind bei Erkrankten zudem Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation festzustellen. In der Folge der noch unheilbaren und meist fortschreitenden Erkrankung des Gehirns vermindert sich die Fähigkeit der Menschen mit Demenz zunehmend, alltägliche Aktivitäten eigenständig durchzuführen.

Folgende Beschwerden können auf eine Demenzerkrankung hindeuten:
- Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
- Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
- Sprachstörungen
- Nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
- Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
- fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
- Fehleinschätzung von Gefahren
- ungekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit
- hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

Im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen können allerdings ebenfalls Zeichen auftreten, die denen der dementiellen Symptome ähneln, im Gegensatz zu diesen aber behandelbar sind – etwa ein Vitamin- oder Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen. Wichtig ist es daher, Anzeichen einer Demenz in jedem Fall durch einen Arzt diagnostisch genau abklären zu lassen.

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Direkt im Anschluss an die monatliche Beratungssprechstunde wird dann – ebenfalls in den Räumen der Freiwilligenbörse – die Selbsthilfegruppe für Angehörige, Pflegende und Freunde von Menschen mit Demenz neu belebt. Der Name „Atempause“ ist dabei Programm, die Gruppe soll den Erkrankten Nahestehenden die Möglichkeit geben zur gegenseitigen emotionalen Unterstützung und zum Austausch von Informationen für wirksame Hilfsangebote.

In Sprockhövel erstmals angeboten: die „Bewegte Stunde“

Zu denen gehört dabei auch die in Sprockhövel erstmals angebotene „Bewegte Stunde“. Menschen mit Demenz und eine Begleitung machen in dieser unter Anleitung einer Fachtherapeutin jeweils dienstags von 9.45 bis 11.15 Uhr Sport in den Räumen der katholischen St.-Januarius-Gemeinde, Von-Gahlen-Straße 7. Noch sind Plätze frei, eine Anmeldung ist aber erforderlich unter 02324-685620. Das Angebot kostet 21 Euro pro Teilnahme, allerdings ist die „Bewegte Stunde“ auch ein von den Pflegekassen anerkanntes Angebot, das als Entlastungsleistung bezuschusst werden kann.

Elke Vohwinkel, Schatzmeisterin der Alzheimer-Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel, Marion Schirp, Sozialarbeiterin für Beratung, und Cristina Hövels-Henrichs, Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft (v. li.).
Elke Vohwinkel, Schatzmeisterin der Alzheimer-Gesellschaft Hattingen und Sprockhövel, Marion Schirp, Sozialarbeiterin für Beratung, und Cristina Hövels-Henrichs, Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft (v. li.). © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Zudem, so betonen Marion Schirp, Christina Hövels-Henrichs und Elke Vohwinkel unisono, soll es neben der Stärkung körperlicher Fähigkeiten „auch ein Stück Normalität und Lebensfreude in den Alltag zurückbringen“.