Sprockhövel. Für das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord steht ein umfangreicher Umbau an. Nun melden sich Gegner und Kritiker aus Sprockhövel zur Wort. Ihre Gründe.
Viele Bürger in Sprockhövel wehren sich gegen den geplanten Ausbau des Autobahnkreuzes Wuppertal-Nord. Für sie ist ein solches Projekt nicht mehr zeitgemäß, zudem sehen Kritiker Gefahren und Nachteile für die Umwelt.
Kurz zur Erinnerung: Die ersten Entwürfe bekam die Bevölkerung im November 2019 zu Gesicht, also wenige Monate vor der Pandemie. Bei einer Versammlung im Rathaus stellten Planer das Mammutprojekt vor, das seinerzeit bereits 75 Millionen Euro kosten sollte. Wegen Corona geriet das Vorhaben ins Stocken, gewinnt aber nun wieder an Fahrt, wobei es jetzt Initiativen gibt, die das Projekt am liebsten komplett beerdigen würden.
Sprockhöveler Bürger kritisieren Flächenverbrauch
Unter den Zuhörern seinerzeit waren auch die Sprockhöveler Michaela und Michael Habbel, die fast unmittelbar an den Ausläufern des Autobahnkreuzes ihre Brennerei und Destillerie betreiben. „Wir wurden hellhörig, als von der Projektleitung von zusätzlichen Flächen berichtet wurde, die für den Umbau des Kreuzes gebraucht werden würden“, berichtet Michaela Habbel.
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Beim konkreten Nachfassen wurde deutlich, dass es die Obstwiesen von Habbels sein würden, die dem Bauprojekt einverleibt werden sollen. „Da stehen alte Obstbäume, die unsere Rohstoffe für Brände und Schnäpse bilden“, sagt die Geschäftsführerin. Natürlich, so sagte sie schon damals dieser Zeitung, werde sie gegen solche Begehrlichkeiten vorgehen. „Ein Autobahnausbau ist doch auch gar nicht mehr zeitgemäß“, findet Michaela Habbel, „wir leben doch in Zeiten der Verkehrswende.“
Frage nach der Notwendigkeit des Vorhabens
Zuständig für 13.000 Kilometer Autobahn
Die Autobahn GmbH ist seit Januar 2021 zuständig für das 13000 Kilometer umfassende Autobahnnetz in Deutschland.
Zu den Aufgaben gehören neben Planung, Bau und Instandhaltung auch der Betrieb sowie die Finanzierung und Verwaltung der Straßen.
Das Unternehmen hat seine Zuständigkeiten in zehn Gebiete aufgeteilt, von der Region Nord über Westfalen bis hin zu Südbayern.
Das ist das Argument, das auch einige Initiativen und Bündnis 90/Die Grünen mit ihren Gliederungen in Schwelm, Wuppertal und Sprockhövel anführen, die im Zusammenschluss gegen das Verkehrsprojekt aufbegehren. Der „Arbeitskreis Autobahnkreuz Wuppertal-Nord“ ist ein Zusammenschluss interessierter Personen und Organisationen, der das Ziel verfolgt, den Blick der Öffentlichkeit auf dieses für die umliegenden Kommunen und Bürger bedeutsame Projekt zu legen.
„Mit Blick auf die dringend notwendige Verkehrswende stellt sich die Frage, ob ein derart invasiver Ausbau überhaupt noch notwendig und zeitgemäß ist: Um die Klimakrise einzudämmen, muss der CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich bis 2030 halbiert werden“, schreiben die Gegner des AK-Ausbaus. Da sei die Ertüchtigung des Verkehrsknotenpunktes doch das falsche Signal.
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Begründet wird die Notwendigkeit der Neugestaltung seitens der Autobahn GmbH mit einer nicht mehr ausreichenden Leistungsfähigkeit des Verkehrsknotenpunktes. „Da eines der wesentlichen Ziele der Verkehrswende eine Reduktion des Autoverkehrs darstellt, erscheint das Ziel des Ausbaus zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Kreuzes nicht mehr zeitgemäß.“ Auch sei es zweifelhaft, ob die Kostenkalkulation von 2019 überhaupt noch zutreffe.
Auch für die Natur wäre ein Ausbau fatal, betonen die Ausbau-Gegner. „Denn in unmittelbarer Umgebung des Kreuzes liegen z.B. Fragmente eines der bundesweit nur wenigen Berghochmoore.“
Neues Verkehrsgutachten erforderlich
Wegen Corona lag das Vorhaben über lange Zeit auf Eis. Aber jetzt schreiten die Planungen wieder voran. Inzwischen hat die Autobahn GmbH die Aufgabe des Ausbaus übernommen. Nach Worten der für Westfalen zuständigen Sprecherin Susanne Schlenga überarbeiten Fachleute derzeit das Verkehrsgutachten und werten neue Verkehrszählungen aus. Anhand der Angaben wollen die Experten die Erfordernisse an den Umbau festlegen. Zudem soll es auch Absichten geben, in Nähe des Autobahnkreuzes ein Logistikzentrum anzusiedeln.
Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, starte die Autobahn GmbH mit dem Planfeststellungsverfahren. Bürger haben dann ebenso wie Städte, Organisationen und Einrichtungen die Gelegenheit, ein Wörtchen mitzureden. Wann es damit aber losgeht, sei noch vollkommen offen, so Schlenga.