Sprockhövel. Straßen NRW hat in Sprockhövel die Planungen für die Sanierung des Autobahnkreuzes Wuppertal-Nord vorgestellt.
Für Straßen NRW ist der Umbau des Autobahnkreuzes Wuppertal-Nord ein Mammut-Projekt mit überaus komplexem Planungsbedarf und hoher Dringlichkeit. Bevor erste sichtbare Maßnahmen im kommenden Jahr in Angriff genommen werden, stellt der Landesbetrieb das Projekt in den betroffenen Städten vor. Und das interessierte am Montagabend im Rathaus auch zahlreiche Bürger Sprockhövels.
Ursprünglich war Vollausbau geplant
Ursprünglich, so der Projektleiter Thomas Schittkowski bei der Vorstellung der Planung im Rahmen des Stadtentwicklungsausschusses, sei mal ein Vollausbau des Kreuzes beabsichtigt gewesen, „doch genehmigt wurde dann nur eine Bestandsverbesserung“, also eine kleinere Lösung. Aber immerhin: Im Bundesverkehrswegeplan des Verkehrsministeriums rangiert das aktuell auf 75 Millionen Euro taxierte Projekt des Kreuzes zwischen Schwelm, Sprockhövel und Oberbarmen, das drei stark frequentierte Autobahnen zusammenführt, weit oben in der Prioritätenliste.
Ampelanlagen sollen verschwinden
Dringlich geworden war der Umbau durch Ampeln auf der Autobahn, die immer wieder zu Auffahrunfällen geführt hatten, sowie die Verbindung von A1 und A 46 durch einen Bundesstraßenabschnitt. „Lösung soll jetzt eine Verkehrsführung werden, die Ampel und Bundesstraße überflüssig macht und über Rampen die drei Autobahnen direkt mit einander verbindet“, führte Schittkowski aus. „Wir planen, alle Verkehrsbeziehungen kreuzungsfrei zu gestalten“, so der Projektleiter. Im Vorfeld des Großprojektes, das im kommenden Jahr beginnen und mindestens zehn Jahre in Anspruch nehmen wird, müssen einige Brücken rund um das Kreuz neu- oder umgebaut werden. „Unsere Prüfungen haben ergeben, dass die alten Bauwerke dem stark zugenommenen Schwerlastverkehr nicht gewachsen sind.“ Konkret betroffen sind der Eichenhofer Weg (2020/21), der über alle drei Autobahnen führt, die Brücke der A43, die die A1 überquert, die A1-Brücke über die Schwelmer Straße (2021/22) und die A1-Brücke über die Gevelsberger Straße (2021/22). Von den insgesamt zehn Brückenbauwerken sollen im Vorfeld fünf saniert oder neu gebaut werden, nach dem erfolgreich abgeschlossenen Planfeststellungsverfahren, das zurzeit vorbereitet wird, dann weitere fünf.
Lärmschutz und Naturschutz
Wichtiges Thema beim Umbauprojekt ist der Lärmschutz, die Emissionen sollen 59 Dezibel tagsüber und 49 nachts nicht übersteigen. Mit Blick auf diese Werte soll auf den Fahrbahnen ein stark poröser Asphalt aufgetragen und als ebenso aktiver Lärmschutz bis zu acht Meter hohe Lärmschutzwände errichtet werden. „Darüber hinaus gibt es für Anwohner die Möglichkeit auf Förderung passiven Lärmschutzes wie etwa Fenster- und Türdichtungen“, so Schittkowski. Das Projekt kollidiert ganz erheblich mit den Vorstellungen von Naturschutz, 600.000 so genannte Ökopunkte produziert der Umbau, die kompensiert werden müssen. „Das werden wir über Aufforstungen, die teilweise Renaturierung der Stefansbecke und den Erhalt des Orchideenwiesen-Biotops erreichen“, informierte der Projektleiter.
Skeptische Rückfragen von Bürgern
Im Anschluss an die Ausführungen von Straßen NRW wurde die Sitzung für Rückfragen der Bürger unterbrochen. Das zu vergrößernde Rückhaltebecken für Straßenoberflächenwasser Bruchmühle war Thema, was Auswirkungen für Michael und Michaela Habbel und ihre bekannte Destillerie hat. Sie verlieren Obstbaumwiesen und somit wichtige Rohstoffe für ihre Destillate. Sie machten ihrem Unmut Luft, zumal der Ausbau zusätzliche Flächen benötigt, die Straßen NRW von den Eigentümern kauft, die aber auch in letzter Konsequenz über Enteignung in die Verfügungsgewalt des Straßenbaulastträgers fallen können. „Die gütliche Einigung hat immer Vorrang“, beschwichtigte Schittkowski. Wieso Ausbau, fragten andere, Autobahnausbau stehe doch im Widerspruch zu zukunftsweisenden Verkehrskonzepten. „Das alles wird die Bezirksregierung prüfen“, so Thomas Schittkowski, der aber daran erinnerte, dass es in diesem Fall ein erhebliches öffentliches Interesse am Ausbau des Kreuzes gebe.
INFO
Straßen NRW plant in der kommenden Zeit eine umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung für das Sanierungsprojekt.
Nach den Vorstellungen in den drei betroffenen Städten ist in Sprockhövel auch ein Infomarkt für interessierte Bürger geplant, um die Akzeptanz zu steigern.