Sprockhövel. Die Hofläden in Sprockhövel haben mit hohen Futterkosten und gestiegenem Mindestlohn zu kämpfen. Wie sich die Preise entwickelt haben.

Seit Jahren erhöht sich der Absatz von regionalen Produkte und auch von Bio-Waren in Deutschland – die gegenwärtigen Preissteigerungen könnten diesen Trend jedoch umkehren. Auch in Sprockhövel bieten verschiedene Hofläden Lebensmittel direkt vom Erzeuger an. So haben sich die Preise auf den Sprockhöveler Höfen in jüngster Zeit entwickelt.

Wenn Kunden zu regionalen Produkten und zu Bio-Waren greifen, seien dies in der Regel Impuls-Käufe, erklärt eine leitende Rewe-Mitarbeiterin. „Seit Benzin und Gas teurer geworden sind, vergleichen die Kunden vermehrt die Preise und kaufen deshalb weniger regionale Produkte und weniger Bio-Frischware ein.“

Preiserhöhung nicht durchsetzbar

Das ist auch Bauer Dirk Gelbrich aufgefallen: Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatz der vorigen Jahre habe er in der aktuellen Saison nur etwa 50 Prozent der Menge an gepflückten Erdbeeren verkauft. Seine Meinung: „Wenn alles teurer geworden ist, spart der deutsche Verbraucher nicht an der Urlaubsreise, sondern zuerst an den Lebensmitteln.“

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Insbesondere wegen der Mindestlohn-Erhöhung hätte der 58-Jährige die Preise in diesem Jahr eigentlich um zehn Prozent anheben müssen. „Wir konnten das aber nicht durchsetzen, zehn Tage lang haben wir nach der Ernte kaum etwas verkauft und deshalb wieder die Preise reduziert.“ Aber der Mindestlohn wird weiter steigen und er könne dies im kommenden Jahr nicht anders kompensieren als über den Preis. „Sollte der Verbraucher wie in diesem Jahr die Preissteigerung nicht akzeptieren, hören wir auf.“

Tagespreise und teures Futter

„Alles hat unglaublich angezogen, deshalb sind alle unsere Preise zur Zeit Tagespreise – anders geht es nicht“, sagt Ina Stock-Tonscheidt von Hof Stock. Der Mindestlohn ist hier jedoch nicht der Grund, da sie für ihre Mitarbeiter eine Förderung erhalte und ihnen sowieso mehr als den gesetzlichen Mindestlohn zahle. „Für unsere 450 Hühner müssen wir aber Futter kaufen, das deutlich teurer geworden ist. Deshalb haben wir die Eier-Preise anpassen müssen, um nicht draufzuzahlen.“ Die Preise für ihre Erzeugnisse wie Salate und Obst habe sie aber bisher nicht erhöht. „Ob wir da etwas verändern müssen, ist von der weiteren Entwicklung abhängig.“

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Fleisch-Verteuerung mit Sorge

Horst Knippschild von Hof Knippschild hat aufgrund der gestiegenen finanziellen Belastung seines Betriebs die Verkaufspreise für das selbst erzeugte Fleisch vor vier Wochen um einen Euro pro Kilo erhöht – aber offenbar mit Sorge: „Man muss aufpassen, denn irgendwann wird das Fleisch für den Normalverdiener unbezahlbar und dann verkauft man gar nichts mehr.“ Da der Getreidepreis mittlerweile gefallen sei, „sieht es für mich nun nicht mehr nach einem weiteren Preisanstieg aus.“

Preiserhöhung ist unvermeidbar

Birgit Hütter (55) verkauft Galloway- sowie Angus-Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung, einer besonders artgerechten Tierhaltung. Sie ist natürlich auch von den gestiegenen Preisen betroffen, habe jedoch bisher keine Preise angepasst: „Denn der Verbraucher guckt mittlerweile mehr auf den Preis und kauft bei Preiserhöhungen gegebenenfalls noch weniger.“

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Die Nachfrage nach regionalen Produkten sei generell am Markt gesunken, im Gegensatz zu 2020 und 2021 habe sie in diesem Jahr etwa 35 Prozent weniger verkauft. „Eine Preiserhöhung ab Herbst ist jedoch unvermeidbar.“

Doppelt so hohe Futterkosten

Familie Hegenberg bietet auf ihrem Milchhof Eier und Milch an, außerdem viermal im Jahr Rindfleisch aus eigener Produktion. „Allein die Futterkosten für unsere 200 Hühner sind mittlerweile doppelt so hoch wie vor dem Ukraine-Krieg“, sagt Friedrich-Wilhelm Hegenberg. Deshalb haben sie die Eier-Preise bereits zweimal angepasst, von 28 Cent auf 33 Cent jetzt im Juli.

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Die Milchpreise seien schon vor längerer Zeit auf einen Euro pro Liter erhöht worden, ergänzt Ute Hegenberg. Demnächst möchten sie auch Kartoffeln anbieten – zu Preisen können sie angesichts der derzeitigen Entwicklungen noch nichts sagen.