Sprockhövel. Was für eine Entwicklung: Angefangen hat Ina Stock-Tonscheid aus Sprockhövel mit zehn Hühnern – heute liefert sie Obst und Gemüse für 65 Schulen.

„Ich habe das nicht geplant, es hat sich alles so ergeben“, sagt Ina Stock-Tonscheid, wenn man sie nach ihrem Geschäftsgeheimnis fragt. Die 44-Jährige ist eine Powerfrau mit zwei Kindern, die mit ihrem Ex-Mann gemeinsam die Produktion auf dem Sprockhöveler Hof organisiert, sich nebenbei auch noch für Menschen mit Handicap und den Umweltschutz einsetzt, Obst und Gemüse zukauft, um damit täglich 65 Schulen zu versorgen, außerdem einen Onlineshop und einen Hofladen mit angeschlossenem Café führt.

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Alexander Iwert räumt  die Ware ein.
Alexander Iwert räumt die Ware ein. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Angefangen hat alles 2006 mit zehn Hühnern“, erzählt sie. Das war damals auf dem Hof. Schnell kamen zu den Eiern weitere Produkte hinzu und schon zwei Jahre später stellte sie gemeinsam mit ihrem Mann die erste Mitarbeiterin ein. „Ich musste mir klarmachen, dass mein Geschäft nur wächst, wenn ich Verantwortung abgeben kann, wenn ich mir sage: Das wird schon laufen, irgendwie.“

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Mit Erfolg: Heute hat sie 28 Mitarbeiter in ihrem Integrationsbetrieb, zehn Mitarbeiter haben ein Handicap. „Das Wichtige dabei ist, die zu den Fähigkeiten passende Aufgabe zu finden, dann können auch Menschen mit Handicap auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt werden.“

Täglich Obst und Gemüse für 65 Schulen

Für einen Autisten sei beispielsweise eine immer gleiche Aufgabe Gold wert, eine Arbeit mit wechselnden Tätigkeiten passe hingegen gar nicht, erläutert sie. „Meine Arbeit macht mich zufrieden, denn es ist toll zu sehen, wie selbstbewusst diese Menschen werden, weil sie unabhängig sind und sich selbst versorgen können.“

Mehr Informationen über das Geschäft

Der Hofladen „Hof Stock Café und Bioladen“ befindet sich im Bahnhof Niedersprockhövel an der Bahnhofstraße 3. Weitere Informationen im Internet unter www.hofstock.de/bioladen-alter-bahnhof

Es gibt allerlei Waren von Obst und Gemüse über Käse, Wurst, Fleisch sowie einem Spezialsortiment für Veganer und Allergiker. Zudem bietet Ina Stock-Tonscheid saisonale Deko-Artikel sowie in ihrem Café Frühstück, Kaffee, Kuchen und Mittagstisch.

Ihre Angestellten verpackten aktuell wöchentlich rund acht Tonnen Obst und Gemüse. Stock-Tonscheid liefert sie im Zuge des „EU Schulprogramms NRW“ auch an Schulen. „Ich habe 2010 mit zehn Schulen angefangen – mittlerweile sind es täglich 65“, berichtet sie. Etwa 16.000 Schüler bekämen so täglich ein gesundes Rohkost-Päckchen, nachhaltig verpackt von ihren Mitarbeitern.

Nora Hüsemann kocht für den Hofladen.
Nora Hüsemann kocht für den Hofladen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Im Jahr 2014 startete das nächste Projekt: „Ich habe gesehen, dass der Bahnhof Sprockhövel zu haben ist, der hat so viel Charme, da habe ich sofort zugeschlagen, um den Hofladen zu vergrößern.“

Jetzt verkauft sie auch Spezialwaren für Veganer und Allergiker, außerdem saisonale Deko-Artikel, aktuell für Ostern. Und im Café gibt es Frühstück, Kaffee, Kuchen und Hausmannskost zu Mittag. „Das ist entstanden, damit wir angedötschtes Obst und Gemüse nicht wegschmeißen müssen, also um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und es wird sehr gut angenommen, sowohl bei uns als auch beim Außer-Haus-Geschäft.“Zudem verschickt sie so genannte Abo-Kisten mit Obst und Gemüse, die sie im Internet anbietet.

Bald soll es wieder Live-Musik-Events geben

In nächster Zukunft möchte sie in ihrem Café wieder Live-Musik-Events veranstalten, wenn es die Pandemie zulässt. Außerdem arbeite sie an einer umweltbewussten Verpackungs-Alternative für ihr Außer-Haus-Geschäft.

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Ina Stock-Tonscheids Alltag klingt nach sehr viel Arbeit, als hätte sie niemals frei – doch mitnichten: „Ich war vor kurzem vier Tage in Bayern zum Skifahren und letztes Jahr sogar zehn Tage in Kroatien.“ Ihr Arbeitshandy habe sie jedoch immer dabei – ihr Partner sei aber sehr verständnisvoll. „Nur Freunde sagten mir schon, ich müsse das Telefon doch mal ausmachen, um den Kopf freizubekommen, aber ich sage dann: Das muss so sein, dass soll so sein, denn mein Geschäft ist mein Leben – mein Baby!“