Sprockhövel. Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren kann man in Sprockhövel selbst pflücken. Die Bauern spüren hohe Kosten. Die Preise steigen nicht überall.
Es ist wieder soweit: Die heimische Beerenernte hat begonnen. Doch nicht nur erhöhte Kosten für Diesel, Lohn und Dünger machen es den Bauern schwer.
„Bei der Frühernte unserer Erdbeeren hatten wir anfangs wegen des Monster-Gewitters und der gigantischen Regenfälle Probleme mit der Fruchtqualität“, sagt Dirk Gelbrich von Erdbeeren-Gelbrich, „der Ausfall lag bei etwa 20 Prozent, weil die Früchte durch das Wasser weich geworden sind.“
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Die Erdbeer-Ernte staffelt der 58-Jährige jedoch in frühe, mittlere und späte Ernte, um das Risiko des Fruchtverlusts durch Unwetter zu streuen, erklärt er. „Ab der kommenden Woche sind die Früchte der mittleren Ernte reif, in gewohnt bester Qualität und in ausreichender Menge.“
Preisdruck verhindert Anpassung bei Erdbeeren
Die gestiegenen Düngerkosten, über die sich viele Bauern beschweren, tangieren Gelbrich nicht, da er seine Erdbeeren nicht düngt, spürbar seien jedoch die gestiegenen Lohnkosten. Und auch wegen der gestiegenen Preise für Pflanzen und Fracht – Stichwort Diesel – müsste er eigentlich die Preise für seine Früchte anpassen: „Das Kilo Erdbeeren zum selber pflücken hätte ich um ungefähr 40 Cent erhöhen müssen, aber das ist derzeit nicht durchsetzbar.“
Sprockhövel: Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren pflücken
Die Gelbrich-Erdbeeren sind bereits verfügbar, voraussichtlich bis Ende Juni und zum abholen oder auch zum selber pflücken. Adresse: Lehn 2 in Herzkamp. Die Öffnungszeiten sind montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 14 Uhr. Bei Regen verschiebt sich das Pflücken zeitlich, aktuelle Infos werden auf Facebook veröffentlicht: www.facebook.com/gelbricherdbeeren Die Jacobi-Himbeeren der Sorte „Tulameen“ und die schwarze Johannisbeeren sind ab dem 15. Juni bis etwa 20. Juli pflückbar, Adresse: Landringhauser Weg 135 in Haßlinghausen. Die Öffnungszeiten sind zur Ernte montags bis sonntags von 9 bis 19 Uhr. Bei Jacobi gibt es für Endverbraucher außerdem Kartoffeln, Milch und neuerdings Eier von freilaufenden Hühnern.
Denn am Markt herrsche ein Preisdruck, weil die heimischen Früchte durch das gute Wetter im April und Anfang Mai etwa zehn Tage zu früh reif waren – „ganze drei Wochen früher als im vergangenen Jahr.“ Zu diesem Zeitpunkt waren die Supermärkte noch mit griechischen und spanischen Erdbeeren versorgt, was zu diesem Preisdruck geführt habe, erklärt Gelbrich.
Himbeeren werden um 50 Cent je Kilo teurer
Gut für den Endverbraucher: Die Preise für die Gelbrich-Erdbeeren werden also in diesem Jahr auf Vorjahresniveau liegen. Dasselbe kann Bauer Stefan Jacobi für seine Himbeeren nicht versprechen: „Wir werden die Preise ein bisschen anpassen müssen, ich schätze so 50 Cent pro Kilo mehr als im Vorjahr.“
Jacobi bietet seine Himbeeren nur zum selber pflücken an. Trotzdem seien die gestiegenen Mitarbeiterlöhne der Grund für die Preiserhöhung, aufgrund der aufwendigen Vorarbeit für die Himbeer-Ernte. „Die Ruten müssen jedes Jahr am Boden abgeschnitten, ausgedünnt und festgebunden werden.“
Preissteigerung bei Mineraldünger immens
Im Gegensatz zu Gelbrich düngt Jacobi seine Beeren – Mineraldünger habe er wegen der hohen Preise in diesem Jahr aber nicht gekauft. „Die Tonne kostete letztes Jahr 300 Euro, nun sind wir bei fast 1000 Euro – das kann ja keiner mehr bezahlen.“ Er könne sich jedoch im Gegensatz zu anderen glücklich schätzen, Stalltiere zu haben, so nutze er den Stallmist als Dünger.
Neben Himbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Kartoffeln und Milch hat Jacobi kürzlich eine weitere Einkommensquelle erschlossen: Er hat ein Hühnermobil mit 250 Hühnern angeschafft. „Unsere Kunden haben immer wieder danach gefragt, freilaufende Hühner gehören einfach zum Bauernhof.“
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Selbstverständlich werden die Hühner so wie alle Tiere auf seinem Hof mit gentechnikfreiem Futter gefüttert, erklärt Jacobi – doch auch hier zahlt er drauf: „2021 kostete ein Doppelzentner Hühnerfutter noch 30 Euro, jetzt haben wir 57 Euro bezahlt – durch den Krieg sind die Getreidepreise total gestiegen.“
Himbeerernte startet Mitte Juni
Mitte Juni geht auch die Beeren-Ernte bei Stefan Jacobi los, dann sind seine Himbeeren und die Johannisbeeren reif. „Die stehen jetzt beide in voller Blüte und sehen sehr gut aus, es darf zur Ernte hin aber natürlich nicht zu viel regnen und bloß keinen Hagelschlag geben – das wäre der Super-Gau.“
Noch ein paar gute Neuigkeiten zum Schluss: Bei den Johannisbeeren bleiben die Preise auf Vorjahresniveau, da sie viel weniger Arbeit als die Himbeeren bedürfen, so Jacobi.
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