Sprockhövel. Personalnot ist in den Sprockhöveler Grundschulen kein Thema mehr. Aber bei den Raumkapazitäten gibt es an manchen Häusern Engpässe.

Nachrichten, wonach auch im Ruhrgebiet viele Schulen in NRW mit deutlich zu wenig Personal in das neue Schuljahr starten, können in Sprockhövel nicht bestätigt werden. Die beiden größeren Grundschulen haben mittlerweile genügend Lehrerinnen und Lehrer, so dass kein Unterricht ausfallen muss. Schwieriger ist dagegen das Thema Raumbedarf.

Krisenmanagement in Gennebreck

In der vergangenen Woche hatte Melanie Kastner, Leiterin der Grundschule Gennebreck, Einblick in die Situation ihres Hauses gegeben, nachdem der Starkregen Mitte Juli das Souterrain des Schulgebäudes unter Wasser gesetzt hatte. In der Folge sind derzeit Sanierungsarbeiten fällig, die das Raumangebot in der kleinsten Grundschule Sprockhövels zusätzlich belasten. Kastner hatte sich aber im Gespräch mit dieser Zeitung zuversichtlich gezeigt, durch Umorganisation Abhilfe schaffen zu können, so dass alle Unterrichtsveranstaltungen wie geplant laufen können – sogar die Proben des Jekits-Orchesters.

Gute Personalausstattung im Börgersbruch

Ulrike Böller, Leiterin der größten Grundschule in der Stadt im Börgersbruch, berichtet von einem grundsätzlichen Personalmangel in Verbindung mit Schule. „Es gehen in den nächsten Jahren viele Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand, und von den Unis kommt nicht genügend nach.“ Aber Ulrike Böller will nicht klagen, sie verfüge zurzeit über eine sehr zufriedenstellende Personalgröße. „Zu den 20 Lehrerinnen und Lehrern kommen noch Inklusionskräfte hinzu, außerdem habe ich zusätzlich einen Diplom-Sportlehrer, eine Kunstpädagogin und zwei pensionierte Lehrer für Deutsch als Zweitsprache“, sagt Böller. Um diesen Stand zu erreichen, hat die Schulleiterin Anträge beim Schulamt eingereicht, und sie habe die entscheidenden Stellen wohl vom Bedarf überzeugt.

Neubau des Pavillons

Zum neuen Schuljahr werden in der Grundschule rund 90 Erstklässler erwartet, die in vier Eingangsklassen beschult werden. Da Börgersbruch zu den Schulen in Sprockhövel zähle, bei denen perspektivisch ein Schülerzuwachs zu erwarten sei, sei sie darüber hinaus schon länger im Gespräch mit der Stadt. „Wir haben Raumnot und ich hoffe, dass der geplante Neubau eines Pavillons bald in Angriff genommen werden kann.“

Offenes Problem Offener Ganztag

„Raumnot haben die Schulen meistens“, ist Jörg Hicker vom Geschäftsbereich Schule in der Stadtverwaltung von Sprockhövel sicher; es fehlen nach seiner Kenntnis insbesondere Funktionsräume. Bei der Stadt gebe es jedoch für alle städtischen Schulen eine Raumanalyse, die den Bedarf transparent mache. „Ein aktuelles Problem, das die meisten Schulen auch außerhalb von Sprockhövel haben, ergibt sich aus der Debatte um den Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag“, sagt Hicker. Einen Schritt Richtung Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf wollte die Große Koalition damit tun. Alle Grundschulkinder sollten in einem gestuften Verfahren von 2026 an einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz erhalten. Der Bundesrat jedoch ließ das Vorhaben scheitern, nun soll ein Vermittlungsverfahren eine Einigung zwischen Bund und Ländern vorantreiben. Das Ergebnis wird bald erwartet. „Kommt dieser Rechtsanspruch doch noch durch, wird das einen erheblichen Einfluss auf den Raumbedarf an den Schulen haben“, prophezeit Jörg Hicker.

Baustelle in Haßlinghausen

In der Grundschule Haßlinghausen gibt es derzeit bei lediglich zwei neuen Eingangsklassen ab Donnerstag kein Raumproblem. Und der Personalengpass, der zwischenzeitlich herrschte, als die Schule Lehrer zur Unterstützung an andere Schulen entsenden musste, ist auch vorbei. „Wir sind gut fürs neue Schuljahr gerüstet“, sagt Schulleiter Benedikt Heufken. Lediglich eine Baustelle zur Sanierung der Fassade sei unangenehm, „zumal wir ja zwischendurch immer wieder lüften müssen“, so Heufken.

Gewerkschaft schlägt Alarm

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW spricht von „alarmierenden Rückmeldungen der Personalvertretungen“ auch aus dem Grundschulbereich: zu wenig oder keine Bewerbungen für vakante Stellen, kein Personal für die dringend erforderliche Vertretungsreserve. Die Folgen des Lehrkräftemangels seien hohe Belastungen des Kollegiums und massive Überforderungen mit steigenden Krankmeldungen.

Die GEW NRW hat schon im letzten Jahr rasche Abhilfe durch zeitlich befristete Notmaßnahmen gefordert, um die teils gravierenden regionalen Unterschiede bei der Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern abzubauen.