Sprockhövel. Es geht fleißig voran mit der Sanierung der Zwiebelturmkirche in Sprockhövel. Doch gleichzeitig drohen die Kosten zu explodieren.
Es ist wie so oft bei der Restaurierung von historischen Baudenkmälern: Beherzt wird mit den Arbeiten an maroden Stellen begonnen – und es ergeben sich im Laufe der Maßnahme immer neue, oft noch dringlichere Aufgaben am Objekt. So stellt sich der Fall bei der Zwiebelturmkirche in Niedersprockhövel dar, mittlerweile wird von einer Kostenexplosion gesprochen. Zuletzt drohte das Mauerwerk des Turms sogar ein Risiko für die öffentliche Sicherheit darzustellen. Es könnte zu Einschränkungen für den Busbahnhof und die Hauptstraße führen.
Netz hilft gegen bröckelndes Gestein
Zwar ist das Gerüst mittlerweile wieder abgebaut, Passantinnen und Passanten an der Hauptstraße wird jedoch das Netz nicht entgangen sein, das über volle Höhe an einer Seite an der Fassade des Kirchturms gespannt worden ist. „Es haben sich Steinbrocken gelöst, die auf die Straße gefallen sind“, berichtet Pfarrer Arne Stolorz. Zusätzlich wurde sicherheitshalber ein Bauzaun um den Turm gezogen, der den hier stark fließenden Straßenverkehr auf Abstand halten soll.
400.000 Euro gespendet
„Es macht die Gemeinde schon sehr stolz, dass die Summe, die für die Sanierung zur Verfügung steht, auf 1,1 Millionen Euro angewachsen ist, darunter fast 400 000 Euro an Spenden“, betont der Pfarrer. Gleichzeitig seien allerdings die Kosten immer weiter angestiegen. „Die letzten Schätzungen nähern sich einem Betrag von 2,1 Millionen Euro bei den Gesamtkosten.“ Ein Faktor dabei sind Schäden an der Außenfassade, die erst bei der Sanierung des Turmdachs entdeckt wurden und nun mit mindestens 100.000 Euro zusätzlich veranschlagt werden. An vielen Stellen hat sich Sanierungsbedarf herausgestellt, und die immer wieder neu aufkommende Frage ist die nach möglichen Geldquellen.
Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Mittel der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa). Stolorz berichtet aber auch von Landes- und Bundesmitteln, die beantragt werden, sehr dankbar war die evangelische Kirchengemeinde, als kürzlich die Sparkassenstiftung Sprockhövel eine Spende in Höhe von 50.000 Euro in Aussicht stellte. Dafür schaute Sparkassen-Vorstand Daniel Rasche zu Wochenbeginn auch persönlich bei der Baustelle vorbei.
Stadt hilft beim Antragstellen
„Man wird irgendwann kreaktiv“, sagt Arne Stolorz. So sei er mit dem Hinweis, die Zwiebelturmkirche sei schließlich ein Wahrzeichen Sprockhövels, nach Haßlinghausen ins Rathaus gepilgert. Und auch wenn die Stadt Sprockhövel selbst keine direkten finanziellen Mittel beisteuern kann, will man helfen: Es wurde angeboten, bei der Akquise weiterer Fördermittel zu unterstützen – immerhin. Ein weitere Einnahmemöglichkeit besteht vielleicht durch die Verpachtung des Gosekamp-Grundstücks, bei den Sprockhövelern als „Pastorenwäldchen“ bekannt.
Die Geldknappheit hat jetzt zum Entschluss geführt, in diesem Jahr keine weiteren Sanierungsschritte mehr in Angriff zu nehmen. „Daher auch der Abbau des Gerüstes, dessen Miete uns monatlich allein 9500 Euro kostetet“, sagt Stolorz. Durch die Pandemie konnte die Gemeinde auch nicht zur Entfaltung bringen, was sonst bei Kirchens immer funktioniert: Geld sammeln mit Konzerten und Festen. Vielmehr ist daran gedacht, alte Dachziegel des Kirchturms als außergewöhnliches Andenken zu verkaufen. Hinzu kommt, dass die Kirchengemeinde den Freundeskreis „Freunde der Kirche“ gegründet hat. So sind auch in schwierigen Zeiten immer einige Eisen im Feuer. Pfarrer Stolorz sieht es so: „Jeder Bürger Sprockhövels sollte sich fragen, was ihm oder ihr die Kirche wert ist, die doch sehr das Gesicht Sprockhövels prägt.“
Weitere Aktionen
Kreativ war auch die Null-Euro-Aktion der evangelischen Kirchengemeinde, um finanzielle Mittel für die Sanierung der Zwiebelturmkirche zu sammeln. Nach Auskunft von Pfarrer Arne Stolorz kamen durch den Verkauf der Geldscheine ein Erlös in Höhe von 10.000 Euro zusammen.
Auch eines der alten Zifferblätter der Turmuhr wurde für die Sanierung verkauft. Mittlerweile sind zwei neu, zwei überholt und eines der beiden alten von 1890 ist noch im Turm zu besichtigen.