Sprockhövel. Auch in Sprockhövel gibt es hässliche Ruinen und Schrottimmobilien. Meistens kann die Stadt nichts dagegen tun.
Wahrscheinlich ist es so, dass Sprockhövel eine rundum schöne Stadt ist in noch schönerer Umgebung. Da fallen bauliche Ausreißer und Immobilien, die nicht mehr gebraucht und bewohnt werden und vor sich hin rotten, besonders auf.
Kritischer Blick ansonsten zufriedener Sprockhöveler
Die Ergebnisse aus dem Stadtteilcheck, den diese Zeitung in den vergangenen Wochen anhand verschiedener Themen untersucht hat, kam bei der Zufriedenheit der Einwohner Sprockhövels mit dem Leben in ihrer Stadt auf durchgehend gute Werte. Wolfgang Hülssiep aus Obersprockhövel teilt diese Ansicht, ist aber in seiner Heimatstadt auch immer mit offenen Augen unterwegs. „Mir fallen dabei auch einige Schandflecke auf“, sagt er. Exemplarisch nennt er den Landgasthof Auf dem Brink in Herzkamp und die ehemalige Gaststätte an der Straßenkreuzung Quellenburgstraße/Elberfelder/Wuppertaler Straße. „Besonders die Gaststätte muss erwähnt werden, die seit vielen Jahren vor sich hin gammelt und direkt an der Straße einen schlimmen Blickfang darstellt.“
Zuständig ist die Bauaufsicht
In der Kommunalverwaltung ist für solche Objekte die Bauaufsicht zuständig. „Es ist festzustellen, dass sich die beiden Objekte in Privatbesitz befinden, so dass wir als Stadt keinen Einfluss darauf haben, was damit passiert“, sagt Andreas Hensel von der Bauaufsicht. Erst wenn die Verkehrssicherheit von solchen Gebäuden gefährdet sei, als Baufälligkeit entstehe, habe die Stadt Zugriffsmöglichkeit. Grundsätzlich sei es Privatsache, ob eigene Bauwerke gepflegt werden oder nicht, da spiele das Empfinden der Öffentlichkeit keine Rolle.
Komplizierte Rechtslage beim Landgasthof
Bei dem Landgasthof Auf dem Brink in Herzkamp ist die Sachlage kompliziert. Seit 2017 ist die Küche hier kalt geblieben, im Herbst 2018 hatte es mit der Wuppertaler Hans-Werner-Dausend-Stiftung einen Kaufinteressenten gegeben, der aber bei einem angesetzten Zwangsversteigerungstermin nicht zum Zuge kam, weil der Erbe der verstorbenen Eigentümerin das Verfahren mit Beschwerden und Befangenheitsanträgen in die Länge zieht. Die Stiftung, die aus der Immobilie gerne behindertengerechte Wohnungen und ein Mehrfamilienhaus bauen will, kommt somit nicht zum Zug - und so wächst das schön verschieferte Haus mittlerweile langsam zu.
Verlassenes Haus an der Eickerstraße
Das verlassene Haus an der Eickerstraße liegt auf einem Bebauungsgebiet, wo zahlreiche Häuser entstehen sollen. „Das Projekt befindet sich noch in der Planungsphase, insofern es jetzt noch völlig offen, ob das angesprochene Objekt nicht vielleicht weichen muss“, sagt Hensel.
Anfragen bei der Wirtschaftsförderung
Welche Rolle könnte der städtischen Wirtschaftsförderung bei der Vermittlung von betagten Immobilien zukommen? Michelle Großmindorf berichtet, der Weg sei umgekehrt: „Interessenten im Bereich des Handels oder Gewerbes melden sich bei uns, sind etwa auf der Suche nach Immobilien, interessieren sich für Nutzungsänderungen bei konkreten Objekten oder Flächen.“ Anfragen etwa zu Gastronomien habe es in den letzten Monaten wahrscheinlich wegen der Corona-Pandemie gar nicht gegeben. „Wenn klar wird, dass ein begehrtes leerstehendes Gebäude in Privatbesitz ist, haben wir ohnehin keine Möglichkeiten, vermittelnd tätig zu werden“, sagt Großmindorf. Ansonsten werde auf das Bauamt im Hause verwiesen, die über die Gebäude in der Stadt in der Regel gut Bescheid wissen.
Zum Begriff Schrottimmobilie
Der Begriff Schrottimmobilie bezeichnet umgangssprachlich eine Immobilie, die sich in mangelhaftem Verkaufszustand befindet oder aus anderen Gründen wie etwa einer schlechten Lage nur einen geringen Marktwert hat.
Dem Erwerber wurde das Objekt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf betrügerische Weise deutlich über Wert verkauft.