Sprockhövel. Ilka und Karl Sandmann aus Sprockhövel sammeln seit fast 50 Jahren Fossilien. Von 2000 Fundstücken ist keins gekauft.

Vier Jahrzehnte lang war die Suche nach Fossilien Ilka und Karl Sandmanns größtes Hobby, mittlerweile haben sie eine beachtliche Sammlung zusammengetragen. „Wir sind übrigens steinreich“, sagt Ilka Sandmann lachend zur Begrüßung. Sie meint: Reich an Steinen, denn davon hat das Sprockhöveler Ehepaar im Laufe der 52-jährigen Ehe sehr viele gesammelt: „Wir haben ehr als 2000 Stücke in allen Größen bis zu 60 Kilogramm – und zwar aus fast allen Erdzeitaltern“, schätzt Karl Sandmann. Einen materiellen Wert hätten die Fundstücke zwar nicht, aber einen sehr hohen ideellen: Denn im Gegensatz zu anderen Sammlern sei es für sie selbst nie infrage gekommen, Fossilien zu kaufen, erklärt Karl Sandmann, „wir wollten sie immer selbst finden – nur so hat man eine Beziehung dazu.“

Alles begann an der Ostsee

An der Ostsee fing alles an, es war wohl 1970. „Wir sind wie jedes Jahr nach Grömitz gefahren und haben dort bei einem Spaziergang zufällig Donnerkeile gefunden.“ Donnerkeile, die eigentlich Belemniten heißen, seien das Innenrostrum eines Tintenfischs, erklärt er weiter, „und die sind etwa 60 Millionen Jahre alt!“ Herausgefunden hätten sie das damals im Kurhaus des Ortes, in dem vergleichbare Stücke ausgestellt waren. Die Vorstellung, dass ein Tier vom Eis des Eiszeitalters eingeschlossen und erst Jahrzehnte später wieder freigegeben würde, habe sie beide einfach fasziniert.

Fossilien-Ausflüge auch nach Schweden

Holsteiner Gestein aus dem Tertiär in der Fossiliensammlung bei Ilka und Karl Sandmann in Sprockhövel.
Holsteiner Gestein aus dem Tertiär in der Fossiliensammlung bei Ilka und Karl Sandmann in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Als sie in einem der nächsten Urlaube Sammler kennenlernten, die mit Werkzeugen Steine spalteten, um Fossilien zu finden, hätten auch sie damit begonnen – und sie hätten sich ins Thema eingelesen: „Bald konnte ich dadurch sehr viele Fundstücke sofort selbst bestimmen“, erzählt Karl Sandmann stolz. Neben den normalen Urlauben unternahm das Ehepaar Sandmann mit Tochter Katja fortan jeweils einwöchige Fossilien-Ausflüge, beispielsweise zu Steinbrüchen in Deutschland und Schweden. „Dort hieß es dann immer: ein halber Tag Steinbruch, ein halber Tag Kultur“, berichtet Ilka Sandmann. Gefunden hätten sie aber nicht immer etwas, gibt Karl Sandmann zu: „Manchmal haben wir tagelang Steine gekloppt und doch nichts gefunden, da ist man dann enttäuscht – und alles tut einem weh.“

Viele Sammler verschmutzen Steinbrüche

Aber wenn sie dann etwas gefunden hätten, „das war wie ein Lottogewinn“, sagt Ilka Sandmann und man sieht ihr noch heute die Begeisterung an. Der Zugang zu Steinbrüchen – elementar bei diesem Hobby – sei früher kein Problem gewesen, berichtet sie weiter. Heutzutage sei das aber nicht mehr möglich: Viele Steinbrüche seien rekultiviert worden und zu den verbliebenen bekomme man kaum mehr Zugang. „Viele Fossilien-Sammler haben sich nicht anständig verhalten“, ergänzt seine Frau. „Die haben ihren Müll im Steinbruch zurückgelassen, der hat dann die Maschinen blockiert, wodurch die fördernde Firma Ausfälle hatte – so kam es zu Betretungsverboten.“ Zuerst hätte ihnen noch ihre Mitgliedschaft in der „Gesellschaft für Geschiebekunde Ostholstein“ Zutritt verschafft. „Weil wir unsere kleine Tochter dabei hatten, gingen die Betreiber davon aus, dass wir uns anständig im Steinbruch benehmen – was wir natürlich auch machten.“

Sandmanns zeigen ihre Lieblingsstücke

Doch die Ausübung des Hobbys gestaltete sich immer schwieriger, so hörten sie damit auf. Ihre Lieblingsstücke hätten sie sowieso bereits gefunden: „In Laufen an der Eyach knackte es plötzlich und es löste sich Geröll vom Felsen, das hätte auch richtig böse enden können“, erzählt Ilka Sandmann. Stattdessen sei ein Ammonit, etwa 140 Millionen Jahre alt, gleich neben ihr gelandet. „Zu dem Stück habe ich seitdem eine besondere Beziehung.“ Das Lieblingsstück ihres Mannes ist ein so genannter Nautilus, ebenfalls aus dem Jura-Zeitalter: „Der ist etwa 180 Millionen Jahre alt und nach ungefähr 15 Stunden Arbeit sieht der wieder richtig toll aus“, findet Karl Sandmann. Was später mal mit ihren Fundstücken passiere, wissen sie nicht: „Verwandte werden sie sich wohl auch als Dekoration in den Garten legen“, vermutet Ilka Sandmann.

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