Sprockhövel. Der Märkische Reit- und Fahrverein Hasslinghausen öffnet seine Ställe im Zuge der Corona-Lockerungen. Junge Pferdenarren kommen gerne.

Reiten kann schon sehr aufregend sein. Besonders am ersten Tag des Ferienspaßes auf dem Reiterhof, wenn man gleich nach einer kurzen Einweisung Platz genommen hat auf dem Ponyrücken und über eine Stunde am Stück über den Platz gehoppelt ist. Da ist es dem kleinen Mädchen einfach passiert, peinlich. „Gut, dass du Wechselwäsche dabei hast“, sagt Sabine Thamm mütterlich, und die Kleine geht in Begleitung ihrer Schwester zur Umkleide. Alles halb so schlimm, gleich wird sie wieder dabei sein.

Zehn Kinder kommen anstatt der üblichen 20

Der Märkische Reit- und Fahrverein Hasslinghausen (MRuFV) bietet wieder wochenweise eine schöne Beschäftigung mit Pferden an, seit Montag sind es neun Kinder im Alter von acht bis elf Jahren, die Thamm und einige Betreuer in die Welt des Reitsports einführt. Der größere Anteil der Reitschüler ist auf dem Gelände an der Friedhofstraße 3 schon bekannt. „Es sind Schülerinnen und Schüler, die auch sonst zum Reitunterricht kommen und hier nun eine Woche intensiv über das Reiten hinaus alles rund ums Pferd lernen können“, informiert Sabine Thamm.

In der Mittagspause wird getobt

Sabine Thamm leitet den Ferienspaß-Kursus an der Friedhofstraße 3. Zehn Kinder sind zu der Aktion gekommen.
Sabine Thamm leitet den Ferienspaß-Kursus an der Friedhofstraße 3. Zehn Kinder sind zu der Aktion gekommen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

So beginnt der Ferienspaß-Tag mit Satteln und Trensen, bevor es bei stabilem Wetter wie am Montag raus zur Reitstunde geht. „Hier ist das Ziel, dass das zugeteilte Pferd gut geführt wird“, sagt Sabine Thamm. Die wenigen echten Anfänger werden eine Zeit lang einzeln von Thamm an der Longe geführt. Das ist eine große Herausforderung, denn zwischen Reitschüler und Pferd muss sich eine Beziehung entwickeln. Vor dem Mittagessen dann wird abgesattelt und geputzt, in der Pause dürfen die Kinder toben und spielen, „ein Alternativprogramm eben zu der sehr konzentrierten und disziplinierten Reiterei am Vormittag“, sagt Sabine Thamm. Nachmittags wird auch mal ohne Sattel geritten und es wird die Geschicklichkeit getestet. „Entscheidend ist, dass die Kinder hier auf den Geschmack kommen und lernen, außer für sich auch für ein ihnen anvertrautes Lebewesen wie das Pferd Verantwortung zu übernehmen“, berichtet Thamm.

Corona hat alles lahmgelegt

150 Euro bezahlt jedes Kind für die Woche beim MRuFV. Sabine Thamm und mit ihr der gesamte Verein ist froh, dass sie diese Wochenaktionen wieder Kinder aufnehmen können, wenn auch nur zehn anstelle der sonstigen 20. „Die Corona-Zeit hat hier fast den gesamten Betrieb lahm gelegt“, berichtet Thamm. Drei Monate war quasi geschlossen, dann hat der Verein bei der Stadt ein Hygienekonzept eingereicht, das akzeptiert wurde. Seither können die Vereinsmitglieder und Besitzer von Pferden wieder in begrenzter Zahl aufs Vereinsgelände kommen. „In den Ställen und den Gängen haben wir ein Einbahnstraßenprinzip eingeführt, dann begegnet man sich nicht so viel“, sagt Thamm. Das Casino ist gesperrt, entsprechend gibt es für die Ferienspaßkinder kein Mittagessen vom Verein, das müssen sie sich in diesem Jahr mitbringen.

Lilly hilft den Ferienspaß-Teilnehmern

Seit zwei Wochen gibt es wieder eine Erlaubnis für Kontaktsport, es geht aufwärts. Doch Ferienspaß für zehn Kinder wäre wohl zu keiner Zeit möglich, wenn nicht Jugendliche wie die zwölfjährige Lilly der Leitungsebene wie Sabine Thamm zur Seite stehen würde. Die Wuppertaler Schülerin kommt seit anderthalb Jahren nach Haßlinghausen, um hier Reitstunden zu nehmen. „An Turniersport bin ich nicht interessiert“, sagt sie, es interessiere sie mehr, nahe bei Tieren zu sein und Freunde zu gewinnen. „Im Ferienspaß kümmere ich mich um Teilnehmer, die noch unsicher sind.“

Verein wurde 1926 gegründet

Im Jahre 1926 kamen Pferdebegeisterte aus Zucht und Sport zur Gründung des Märkischen Reit- und Fahrvereins Hasslinghausen e.V. zusammen. Damit gehört der Verein zu den Ersten, die nach der Gründung des Provinzial-Verbandes dem Ruf von Gustav Rau gefolgt sind.

Aus kleinen Anfängen hat sich in der über 75-jährigen Geschichte ein über die Region hinaus bekannter Verein entwickelt. Er gehört damit zu den größeren Vereinen in Westfalen.