Sprockhövel. SPD-Ortsverein und Kunst- und Kulturinitiative wollen an die Schauspielerin aus Sprockhövel erinnern. Im Fernsehen spielte sie u.a. in “Derrick“.

Bald 30 Jahre ist es her, dass die deutsche Schauspielerin Ursula von Reibnitz gestorben ist und ihre letzte Ruhestätte auf dem evangelischen Friedhof in Herzkamp gefunden hat. "Das Andenken an diese große Theaterlegende, die von 1967 bis zu ihrem Tod in Sprockhövel gelebt hat, muss wachgehalten werden", fordert Udo Unterieser von der Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel (KuKI).

Mangelndes Interesse der Sprockhöveler Politik

Die Fraktion des SPD-Ratsherrn hat daher schon vor vielen Monaten in den politischen Gremien eine Initiative zur Einrichtung eines Ehrengrabs für Ursula von Reibnitz auf den Weg gebracht; weil die Liegezeit der gebürtigen Berlinerin bereits abgelaufen war, hat der SPD-Ortsverein das Grab für weitere 20 Jahre gekauft. Das Interesse der Sprockhöveler Politik, das Andenken der Theater-Mimin, die im benachbarten Wuppertal am Schauspielhaus über Jahrzehnte große Erfolge gefeiert hatte, zu wahren, sei nicht besonders ausgeprägt, formuliert es Unterieser betont zurückhaltend. „Eine Initiative, eine Straße hier in Herzkamp nach ihr zu benennen, ist gescheitert“, berichtet Adelheid Herbst von der KuKI.

Bewegtes Leben als Schauspielerin

In der Spätphase der Weimarer Republik hatte die Reibnitz die Schauspielerei auf höchstem Niveau an der berühmten Max-Reinhardt-Schule in Berlin gelernt, spielte in der Zeit vor der Nazi-Machtergreifung im Theater und auch schon im Film mit Hans Moser und unter dem Regisseur Otto Preminger. "Ich war naiv und unpolitisch", zitiert Stadtarchivarin Karin Hockamp die Reibnitz in einer Broschüre anlässlich einer Ausstellung zu Ehren der Künstlerin zum zehnten Todestag 2000 in der Sparkasse.

In französischer Kriegsgefangenschaft

Sie litt wohl weniger persönlich unter den Nationalsozialisten als unter dem Theatersterben in der Vorkriegszeit, wechselte von Engagement zu Engagement, spielte Hoffmannsthals „Jedermann“, die Penthesilea, Maria Stuart, in Don Carlos und "Der Widerspenstigen Zähmung" – bis in die Kriegszeit bekommt die Reibnitz an wechselnden Orten im Reich immer wieder Gelegenheiten, großes Theater zu spielen, darunter im Prinz von Homburg und in Minna von Barnhelm. Eine Zeitlang unterrichtet sie an der Essener Folkwangschule, kurz vor Kriegsende gerät sie in französische Kriegsgefangenschaft.

Fernsehkarriere nach dem Krieg

In der Nachkriegszeit wird Ursula von Reibnitz einem breiten Publikum durch Fernsehproduktionen bekannt, sie spielt an der Seite von Lilo Pulver, Volker Lechtenbrink, Wolfgang Kieling und Horst Tappert in "Derrick". Hinzu kommen Hörspiele von Francis Durbridge, wo sie bei Paul-Temple-Krimis mitwirkt. Die Begegnung mit Regisseur und Brecht-Schüler Peter Palitzsch bringt eine weitere künstlerische Entwicklung für Ursula von Reibnitz: "Herr Puntila und sein Knecht Matti" von Brecht führt die Schauspielerin ans Schauspielhaus Wuppertal, weitere Stücke des großen Dichters folgen, darunter auch die Welturaufführung von "Arturo Ui".

Kreisen um Wuppertal

Die Reibnitz kreist immer wieder um Wuppertal, besonders Generalintendant Arno Wüstenhöfer lässt nichts unversucht, die große Darstellerin auf Dauer ans Haus zu binden, was 1965 schließlich gelingt. Ein festes Engagement bekommt sie aber erst – nach einem Theaterskandal in den Siebzigern – 1979. "Man schätzte ihre Sprachkultur", erinnert sich Udo Unterieser. Ihre allerletzte Rolle spielte die durch Krankheit zunehmend eingeschränkte Reibnitz in der Fernsehserie "Der Landarzt".

Künsterlin wohnte in Häuschen am Waldrand

Die Herzkamperin Adelheid Herbst hat Ursula von Reibnitz in ihren letzten drei Jahren vor ihrem Tod kennengelernt, da wohnte die starke Raucherin schon lange in ihrem Häuschen am Waldrand in Schee. "Sie war eine landesweit geliebte Schauspielerin, der ehemalige Ministerpräsident Johannes Rau aus Wuppertal hat ihr zu jedem Geburtstag Blumen geschickt." Auch zur Begründerin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch, hielt sie Kontakt. Ursula von Reibnitz war sehr tierlieb und naturverbunden, unvergessen bleibt ihre Unterstützung einer Initiative gegen die Ausbreitung eines Golfplatzes in Sprockhövel.

Grabstein soll umgesetzt werden

Ihre letzte Ruhestätte befindet unscheinbar am unteren Rand des Friedhofes, die KuKI plant, das Ehrengrab für Interessierte künftig besser auffindbar zu machen. "Wir werden den Grabstein umsetzen lassen, damit er sichtbar wird", sagt Adelheid Herbst. Auch soll eine Info-Tafel am Grab Auskunft geben über das Leben von Ursula von Reibnitz.

Kontakt zu Verwandten der Reibnitz

Die KuKI hat Kontakt zu weitläufiger Verwandtschaft der prominenten Sprockhövelerin.

Einer ist Diplomat, ein andere Maler und Bildhauer. Es wird angestrebt, dass sich die Verwandten am Unterhalt des Ehrengrabes beteiligen.