Sprockhövel. Peter Hillmann aus Sprockhövel muss manche Orte jetzt meiden. Er ist an COPD erkrankt und gehört damit zur besonders gefährdeten Risikogruppe.

Bei Peter Hillmann (78) wurde vor rund sechs Jahren COPD festgestellt. Die chronische Erkrankung der Lunge ist nicht heilbar und geht mit Atemnot und Husten einher. Seit das neuartige Corona-Virus auch in Deutschland grassiert, sind er und seine Frau Marie-Luise noch vorsichtiger, wenn sie unterwegs sind. Die Glückauf-Trasse als Ausflugsziel müssen beide deshalb aktuell meiden.

Zu viele Menschen auf der Glückauf-Trasse

Peter Hillmann benötigt, um seinen Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, rund um die Uhr eine externe Sauerstoffzufuhr. Mit seiner Frau wohnt er in Niedersprockhövel. Von dort unternehmen sie gerne Fahrten; Marie-Luise mit ihrem E-Mobil und Peter Hillmann mit seinem elektrischen Rollstuhl.

Der Rückweg ihrer kleinen Runde entlang der Alten Poststraße und Richtung Bredenscheid führte sie eigentlich immer über ein Stück Trasse, doch die ist für das Paar aktuell nicht befahrbar. Der Grund: Zu viele Menschen. „Da ist es teilweise so eng, dass man den Mindestabstand von anderthalb Metern nicht einhalten kann. Und mit unseren Rollstühlen können wir auch nicht eben zur Seite springen“, erklärt Hillmann das Problem.

Ansteckung kann den Tod bedeuten

Da sich das Virus durch die Tröpfcheninfektion verbreitet, rät das Robert-Koch-Institut zum Abstandhalten. Gerade für Hochrisikopatienten, wie Hillmann, kann eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 den Tod bedeuten.

Kürzlich versuchten er und seine Frau, den üblichen Weg zu nehmen. Aber offenbar lockte das Frühlingswetter und die mangelnden Alternativen viele Menschen auf die Glückauf-Trasse. Der COPD-Patient kann verstehen, dass die Menschen raus in die Natur wollen. Deshalb sucht er sich jetzt andere Rollstuhl-gerechte Wege in der Nähe - wie zum Beispiel die Innenstadt von Niedersprockhövel. Hier ziehe es nämlich deutlich weniger Menschen seit den Kontakteinschränkungen hin, hat Hillmann beobachtet.

Sauerstoff immer griffbereit

Lange kann der 78-Jährige ohnehin nicht vor die Tür, „wegen der Luft“. Zum einen ist er Pollenallergiker, was seine Atmung aktuell zusätzlich belastet. Zum anderen hält er es mit seinen Atemproblemen nur gut eine Stunde draußen aus - und auch hier führt er Sauerstoff in einer Flasche für unterwegs mit. Auffüllen könne er die aber nur zu Hause, wo eine große Flasche steht, die 45 Liter Sauerstoff enthält, die auf minus 186 Grad heruntergekühlt sind.

Im 24 Quadratmeter großen Wohnzimmer der Hillmanns misst ein Gerät regelmäßig die Raumluft und zeigt an, wann zu wenig Sauerstoff vorhanden ist. Jede Stunde öffnet das Paar das Fenster, damit Frischluft in den Raum strömen kann.

Keine Besuche im Krankenhaus

Insgesamt erlebe er seine Mitmenschen als sehr umsichtig. Jemand gehe für ihn und seine Frau einkaufen und lege die Lebensmittel vor die Wohnungstür, freut sich der Sprockhöveler. Und auch draußen hielten sich die meisten Menschen an die Regeln.

Die Pandemie schränke ihn im Alltag aber noch weiter ein als es seine COPD-Erkrankung schon tue. Eigentlich sei jetzt die Zeit, in der er raus könne. „Unter zehn Grad und über dreißig Grad ist schlecht, da bekomme ich keine Luft“, so der 78-Jährige.

Auch als er kürzlich im Krankenhaus war, bekam er die Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen zu spüren. Seine Frau durfte ihn nicht besuchen, bloß telefonisch konnten sie Kontakt halten. „Ich durfte keinen Besuch empfangen, das war nicht schön.“ „Wir sind jetzt noch mehr eingeengt“, fast Hillmann die Situation zusammen. „Das ist zwar stressig. Aber wir meistern das ganz gut.“

Über die Krankheit COPD

COPD bezeichnet als Sammelbegriff eine Gruppe von Erkrankungen der Lunge, die durch Husten, Auswurf und Atemnot gekennzeichnet sind. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 6,8 Millionen an COPD erkrankt.

Eine Selbsthilfegruppe für COPD-Erkrankte gibt es in Hattingen. Ansprechpartner sind Heike und Jens Lingemann (02324/ 999000 oder patientenorganisation@lungenemphysem-copd.de). Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Gruppentreffen derzeit aber ausgesetzt. Auch das Symposium Lunge in Hattingen ist für 2020 abgesagt.