Sprockhövel. Die Stadtverwaltung Sprockhövel im Ausnahmezustand: Morgens tagt der Krisenstab, neue Arbeitsbedingungen gibt es für den Bauhof und die Politik
Die sechs Sprockhöveler, die in der Statistik des Ennepe-Ruhr-Kreises als Corona-Erkrankte geführt wurden, gelten jetzt als geheilt. Doch die gute Nachricht aus dem Kreisgesundheitsamt am Donnerstagmittag wird überschattet durch die Kunde von jetzt acht Neuerkrankten - zwei mehr als am Mittwoch. „Wir freuen uns aber über die genesenen Mitbürger“, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt, Volker Hoven.
Krisenstab wurde vor Corona gegründet
Im Rathaus lernen die Beschäftigten zurzeit, mit zum Teil stark veränderten Arbeitsbedingungen zurecht zu kommen. So kommt täglich in der Frühe der bereits im Januar gebildete Krisenstab („Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ SAE) unter Leitung des Beigeordneten zusammen, um voll digitalisiert die Lage zu beraten, auch die Corona-Beauftragte der Stadt, Corinne Romahn, ist eingebunden. „Kollegen in wichtigen Funktionen wurden vorbeugend nach Hause geschickt, sie sind aber über ihre Laptops und Videokonferenzen an allen wesentlichen Entscheidungsprozessen beteiligt“, berichtet Hoven. Das sei eine völlig neue Erfahrung von Kommunikation.
Bauhof arbeitet im Zweischichtbetrieb
Besondere Vorkehrungen wurden auch für existentiell wichtige Infrastruktur im Stadtgebiet getroffen – etwa die Wartung der über die Stadt verteilten Pumpstationen. „Die Mitarbeiter des Bauhofes sind jetzt in zwei Schichten organisiert, die wöchentlich im Wechsel arbeiten“, sagt Hoven. Sollte also ein Mitarbeiter des Bauhofes sich mit dem Corona-Virus infizieren, müsste nur eine der beiden Mitarbeitergruppen in Quarantäne geschickt werden und der Bauhof bliebe einsatzfähig.
Umrüstung der Glückauf-Halle
So liegen wesentliche Entscheidungen in den Händen des Krisenstabs. Doch die Volksvertreter, die zurzeit coronabedingt keine Gremiensitzungen abhalten können, sollen wieder ihre Handlungsfähigkeit zurückbekommen, die kommunale Selbstverwaltung müsse aufrechterhalten werden, sagt Hoven. So werden in der Glückauf-Halle aktuell Vorkehrungen getroffen, bei Bedarf Ausschuss- oder Ratssitzungen dort abhalten zu können. „Wir stellen in großen Abständen zueinander Tische und Stühle in der Halle auf, so dass Sitzungen, auch für die Fraktionen, wieder möglich sind“, erläutert der Beigeordnete. Bis auf Weiteres soll dieses Angebot bestehen bleiben.
Keine Elternbeiträge für April
Eine wichtige Entscheidung hat die Politik auch trotz Corona-Einschränkungen getroffen: Sprockhöveler Eltern müssen für April keine Beiträge für die Kindergärten, den Offenen Ganztag und Verpflegung bezahlen, das wurde mit den Unterschriften der meisten Fraktionsvorsitzenden als Dringlichkeitsentscheidung besiegelt. „Die Eltern sind zurzeit bei der Betreuung ihrer Kinder völlig auf sich gestellt, da wollten wir sie nicht auch noch finanziell belasten“, so Hoven.
Förderantrag für Haßlinghausen stockt
Probleme bei der Verwaltungsabläufen ergeben sich hingegen bei einigen großen Projekten: Eigentlich stünde jetzt bei der Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes für Haßlinghausen die Bürgerbeteiligung an. „Das ist ein Teil unseres Förderantrags, und wir können ihn derzeit nicht umsetzen“, sagt Volker Hoven. So müsse die Meinung der Bürgerschaft zu einem späteren Zeitpunkt eingeholt werden.
Info
Ein ähnliches Problem ergibt sich bei Bebauungsplänen.
Auch hier müssen Pläne öffentlich ausgehängt und Bürgermeinungen berücksichtigt werden. Verstöße gegen diese Formvorschriften könnten Bebauungspläne juristisch angreifbar machen.