Sprockhövel. Ein Arzt in Sprockhövel ruft über Facebook um Hilfe. Schutzmasken fehlen und kosten Wucherpreise. Patienten bringen das Personal in Gefahr.

Nur noch verständnislos und sauer ist Dr. Carsten Wach, Urologe im Gesundheitszentrum Sprockhövel. Praxen könnten sich nicht richtig gegen das Coronavirus schützen. Er fühlt sich mit seinen Mitarbeitern und anderen Ärzten alleingelassen und findet dann doch Hilfe - an unerwarteter Stelle.

FFP 2 Schutzmasken nicht zu bekommen

Seit mehr als drei Wochen versucht er in diesen Coronavirus-Zeiten, „zum Schutz meiner Patienten, meiner Mitarbeiter und mir selbst sogenannte FFP 2 Schutzmasken zu bekommen. Leider sind diese bis 2021 nicht zu bekommen. Auch die großspurig versprochenen eine Million Masken von Gesundheitsminister Laumann sind 'noch' nicht eingetroffen“, schreibt er in einem Facebook-Eintrag.

Selbst Ärzte kämen nicht an dringend benötigten Schutz wie Masken und passende Desinfektionsmittel. Dass so eine Situation in Deutschland möglich ist, sei unvorstellbar. Dabei hat er alles in Bewegung gesetzt. „Ich habe letzte Woche an Herrn Laumann geschrieben und die prekäre Lage geschildert. Eine Antwort habe ich nicht bekommen. Ich habe mich an die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung gewandt – ohne Erfolg.“

Hilferuf auf Facebook

Wach startete einen Hilferuf über Social Media und fragte, wer noch Masken im Keller gehortet habe und sie zu vernünftigen Preisen verkaufen könne, möge sich bitte melden. Sein Ruf wurde erhört. Dankbar ist er der Firma Carlack Schwunck, die 40 Masken in die Praxis gebracht hat. „Herzlichen Dank, ich bin überwältigt“, schreibt er.

Die Hälfte der Masken habe er sofort an Hausärzte weitergegeben, die die Masken noch viel nötiger brauchten, sagt der 46-Jährige.

Patienten kommen krank in die Praxis

Leider gebe es auch immer noch Menschen, die eben nicht den Rat befolgen, zuerst in einer Arztpraxis anzurufen, wenn sie Symptome haben. Entweder aus Angst oder Unwissenheit tauchen sie dann doch plötzlich zur Behandlung auf. „Erst in der vergangenen Woche kam ein Patient zu uns, der hustete, Schüttelfrost und Fieber hatte. Und wir stehen dann da und haben weder für die Patienten, noch für uns irgendeinen Schutz.“

Früher habe man das Kanonenfutter, Kamikaze oder Himmelfahrtskommando genannt, sagt der Arzt, der sich von der Politik völlig alleingelassen fühlt. Wenn man die Reden höre oder im Fernsehen die Beiträge der Politiker sehe, könne man es fast nicht mehr glauben. Das habe mit der Realität absolut nichts zu tun.

Schwarzmarkt für Schutzmasken

„Man muss sich das mal vorstellen. Ich habe hier fünf Mitarbeiter. Wir müssen zwar nicht bei jedem Patienten eine Maske anlegen, aber ab und zu ist eben doch dringend nötig. Und wenn diese Masken vom Atem durchfeuchtet sind, dann muss man sie wegschmeißen.“ Wie lange man damit auskomme, könne man sich ja denken.

Auf dem Schwarzmarkt hätten die Masken, die nach Regierungsangaben angeblich längst vorhanden sind, mittlerweile einen Preis von 20 Euro pro Stück. „Normalerweise sind die Preise dafür ohnehin schon recht sportlich“, sagt Carsten Wach. Bei einem Großhändler habe er weitere 30 Stück bestellt. Wann die allerdings kommen, stehe zurzeit noch in den Sternen.

Ansteckung über Tröpfchen

Vorsicht ist weiterhin geboten. Nicht nur beim Husten oder Niesen, auch beim normalen Ausatmen herrscht Ansteckungsgefahr.Denn der Erreger wird durch Tröpfcheninfektion übertragen.

Wirklich dankbar ist der Sprockhöveler Arzt der Spender-Firma, die diese Masken normalerweise beim Lackieren von Autos einsetzt, um Stäube zu filtern. „Wenn jemand, der mit dem Coronavirus infiziert ist, hustet, spuckt er Aerosole aus. Die Viren verteilen sich und er steckt möglicherweise drei weitere an. Auf diese Weise können sich die Viren enorm und unbegrenzt weiter vermehren. Genau das verhindern diese Masken.“

Handeln bei Krankheitssymptomen

Wer befürchtet, sich mit dem Coronavirus angesteckte haben, sollte nicht die Arztpraxen aufsuchen. Stattdessen sollten Betroffene zunächst anrufen, um andere nicht zu gefährden.

Auskunft erteilt auch das Bürgertelefon des Kreisgesundheitsamtes. Dort kann zudem entschieden werden, ob ein Abstrich nötig ist, der dann durch Mitarbeiter eines der mobilen Diagnosezentren abgeholt wird. Das Bürgertelefon für Gesundheitsfragen ist erreichbar unter 02333/ 4031449, täglich von 8 bis 18 Uhr.

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