Sprockhövel. Bevor Straßen NRW in Sprockhövel mit dem zweiten Bauabschnitt für die L70n in Angriff nehmen kann, müssen noch Probleme gelöst werden.

Einfach ist anders. Vor dem Bau des zweiten Abschnitts der Umgehungsstraße L 70n muss der verantwortliche Baulastträger Straßen NRW noch Lösungen für große Probleme finden. Eine der Herausforderungen ist das Haus, das am nächsten an der neuen Trasse stehen wird und im 18. Jahrhundert erbaut wurde.

Gewölbe dienst der Statik des Hauses

Denn es hat einen Gewölbekeller, der mit Lehm gebaut wurde und durch das Wasser im Hang feucht gehalten wird – und gehalten werden muss. Denn dieses Gewölbe dient der Statik des Hauses. Ein Gutachten muss zuerst klären, wie nach der Fertigstellung der Umgehungsstraße die Wasserzufuhr für den Gewölbekeller dauerhaft gewährleistet werden kann. Doch die Verantwortlichen bei Straßen NRW bringt das nicht aus der Ruhe. „In diesem Jahr stehen ohnehin zunächst andere Arbeiten an. Es wird von der Stadt ein Parkplatz gebaut, von Straßen NRW wird eine Lärmschutzwand und ein Regenrückhaltebecken erstellt“, erklärt Andreas Berg, Pressesprecher von Straßen NRW, Regionalniederlassung Südwestfalen, in Hagen.

Großer Wall statt Blick ins Grüne

Ein Blick auf das Gelände des zweiten Bauabschnitts der L70n.
Ein Blick auf das Gelände des zweiten Bauabschnitts der L70n. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Was die Besitzerin des alten Hauses am Hang mit zwei Teichen, das mitten im Grünen liegt, besonders bekümmert, ist die Führung der neuen Straße im zweiten Bauabschnitt zur Haßlinghauser Straße. Denn, wo jetzt im Sommer Wiesen blühen und sehr alte Bäume stehen, wird auf Dauer ein großer Wall zu sehen sein. Auch der schöne ausladende Kirschbaum muss weichen. Der Blick wird nicht mehr nur ins Grüne gehen, sondern auch auf eine Lärmschutzwand treffen. Die Trasse wird in einem Abstand von maximal 20 bis 25 Meter vor ihrer Haustüre herführen, schätzt die betagte Hausbesitzerin, die die riesige Baustelle und die Auswirkungen durch die Straße vor ihrem Geburtshaus fürchtet. Was ihr außerdem zu schaffen macht, ist der „nicht vorhandene Kontakt mit Straßen NRW, der im September 2018 einfach abgerissen sei. Man hänge in der Luft, möchte wissen, wie es jetzt weitergeht, aber das Prozedere ist wirklich sehr zäh“, sagt die Tochter der Hausbesitzerin.

Personelle Engpässe bei Straßen NRW

„Es ist richtig, dass wir seit längerem personelle Engpässe haben“, bestätigt Andreas Berg. „Wir wissen auch, dass es sich in dem Haus um einen Gewölbekeller handelt, der feucht gehalten werden muss und deswegen ein Gutachten notwendig ist. Bereits im Oktober 2018 war ein Gutachter vor Ort, der aber nicht ins Haus gelassen wurde. Warum, wissen wir auch nicht.“ Notwendig seien auch Bohrungen, um den Baugrund und die Bodenbeschaffenheit in gewissen Tiefen zu untersuchen. Immer wieder gebe es da Überraschungen. „Wenn der Boden zum Beispiel zu weich ist, muss er mit Pfählen bestückt werden“, erklärt Pressesprecher Andreas Berg. „Und es muss natürlich vorher untersucht werden, in wieweit sich der Bau der Trasse auf die Wasserversorgung dieses Hauses auswirkt.“

Zweiter Bauabschnitt 2020 eher unwahrscheinlich

Eher unwahrscheinlich sei, dass in diesem Jahr mit dem Bau des zweiten Trassenabschnittes angefangen wird. Denn die anderen Arbeiten – Parkplatz, Lärmschutzwand und Regenrückhaltebecken – müssen auf jeden Fall zuerst entstehen, betont Berg.

INFO
Für den ersten Bauabschnitt der L70n legte Straßen.NRW eine Winter-Zwischenpause ein. Im Baustellenbereich der Hauptstraße/Wuppertaler Straße floss der Verkehr einige Zeit ohne Ampel.

Mittlerweile wird wieder weitergearbeitet. Aber die gesamte Maßnahme des ersten Bauabschnitts verzögert sich um einige Monate. Straßen.NRW geht jetzt davon aus, dass sich die Arbeiten bis in den Mai hinziehen.