Sprockhövel. . Über 120 Teilnehmer kamen am Samstag zum Grünen-Büro, um von dort aus den Spaziergang über die künftige Trasse der L 70 n mitzumachen.
Über Stock und Stein, aber auch durch triefend nassen Waldboden führte am Samstagnachmittag der L 70 n-Spaziergang. Eingeladen hatten die Grünen, um Interessierten einen Einblick zu geben, woher die beschlossene Ortsumgehung Mittlerer Ring konkret führen wird. Mit einer Hand voll Interessenten hatten die Grünen gerechnet. Aber es kam: ein Ansturm auf den Treffpunkt Grünen-Büro von über 120 Bürgern. Da hieß es zunächst einmal für Dutzende: Wir müssen draußen bleiben.
Die Grünen reagierten flexibel und teilten in Gruppen auf, weil im kleinen Büro zunächst die Pläne erörtert werden sollten, damit den Interessierten ein Überblick darüber gegeben werden konnte, wohin ihr Spaziergang führt.
Die Diskussionen waren laut, Fakten orientiert, kontrovers
Die Grünen Alexander Karsten, Matthias Chantrain und Fraktionsvorsitzender Thomas Schmitz übernahmen Theorie und Praxis. Am Eicken c, hinter Rewe, ging es los über die Glückauf-Trasse/Wuppertaler Straße. Auf dem Spazier- und Radweg, der Umgehungstrasse werden soll, waren die Diskussionen laut, Fakten orientiert und kontrovers. Aber von allen Seiten sachlich und fair. Wutreden oder Besserwisserei war weder auf der einen, noch auf der anderen Seite zu hören.
Dagegen kam von geplagten Anwohnern der Von-Galen-Straße der Wunsch, es noch erleben zu dürfen, dass Busse, Lastwagen, Pkw und der ständig zunehmende Paketverkehr spürbar weniger durch die kleine Anwohnerstraße düsen. „Wir wünschen uns schon seit Jahren, dass die Belastung endlich aufhört und eine Trasse gebaut wird“, sagte ein Ehepaar, das seinen Namen nicht nennen wollte. „Aber, ob die Trassenführung genau dort, wo sie geplant ist, wirklich vernünftig ist, da haben wir Zweifel.“
Entlastung für die Bürger auch auf der Hauptstraße wäre wünschenswert
Auch die Grünen machten deutlich, dass eine Entlastung für die Bürger auch auf der Hauptstraße wünschenswert ist. Aber sie haben ebenfalls Bedenken, ob die Trasse, so wie sie kommen soll, tatsächlich ein Segen mit dem gewünschten Effekt sein wird. Die Grünen überraschten bei der gesamten Diskussion mit ganz anderen als den erwarteten Argumenten. Es ging nicht darum, dass keine Bäume für eine neue Straße gefällt werden dürfen, bestimmte Vogelarten oder Insekten dort leben.
„Die Trasse wird kommen, aber vielleicht haben wir noch kleine Möglichkeiten, Veränderungen vorzunehmen. Ansonsten gibt es ja nur noch ein Bürgerbegehren“, erklärte Alexander Karsten. Ob die nötigen Stimmen für ein solches Begehren überhaupt zusammenkämen, da hatten die meisten Zweifel.
Gefühl dafür vermitteln, wo die Trasse hinkommt
Denn Haßlinghausen sei gar nicht betroffen, ebenso wenig wie Hiddinghausen, die Stadtteile dort würde das mit großer Sicherheit überhaupt nicht interessieren. Diese Stimmen fielen mit großer Sicherheit schon mal weg, war die Überzeugung der meisten.
„Ich wollte Ihnen, egal, ob Sie dafür oder dagegen sind, ein Gefühl dafür vermitteln, wo die Trasse hinkommt“, betonte Karsten. Den Grünen geht es um Fragen wie: Zieht eine neue Straße nicht automatisch noch mehr Verkehr an? Wird die Hauptstraße wirklich entlastet? Sind die (von Grünen geschätzten acht Millionen) Euro für etwas über einen Kilometer Straße gerechtfertigt? Wohin soll der jetzt so intensiv genutzte Spazier- und Radweg verlegt werden? Und vor allem: Wie kommen später hunderte von Schülern auf Dauer sicher zur Schule?
>>> INFO: Grüne wollen mehr Qualität anstatt mehr Ansiedlungen
- Überwältigt und stolz waren die Grünen, dass ihre Veranstaltung auf so enorm viel Interesse stieß. Damit hatten weder die Teilnehmer, noch die Partei selbst gerechnet. Grünen-Fraktionschef Thomas Schmidt ließ seinen grundsätzlichen Gedanken über die zukünftige Entwicklung Sprockhövels noch einmal freien Lauf.
- „Wenn man sich die Einwohnerzahl ansieht, stellt man fest, dass sie sich von 1975 bis jetzt, mit ein paar Kurven zwar, aber nicht extrem nach oben entwickelt hat. 1975 waren es 24 000 Bürger, 2015 waren es 25 200 Bürger.“ Da dürfe man sich fragen, ob es nicht sinnvoller sei, in Qualität zu investieren anstatt in mehr Ansiedlungen und Straßen.