Sprockhövel. Der mehrfach ausgezeichnete Weizenwhisky der Destillerie und Brennerei Habbel kostet 98 Euro. Fleißigste Mitarbeiterin ist die Hefe.
Einen ganz eigenen Blick auf Luxus hat Michaela Habbel von der Destillerie und Brennerei Habbel. Für die 31-Jährige, die seit 2013 in der Geschäftsführung ist, ist Luxus zum Beispiel die Zeit, die Whisky braucht, um reif zu werden. Zehn Jahre, zwölf Jahre, 14 Jahre warten, bis die kostbaren Tropfen verkauft werden können – aus wirtschaftlicher Sicht echter Luxus.
Was der jungen Geschäftsfrau aus dem Erfolgsunternehmen besonderen Spaß macht: mit der Natur zu arbeiten. Rohstoffe wie Getreide und Roggen kommen aus der Region Haßlinghausen und aus den Wäldern der Genossenschaft.
In das elterliche Unternehmen einzusteigen, habe sie sich gut überlegt. Was sie jetzt beruflich macht, betreibt sie mit Leidenschaft. Sie verfügt zum Beispiel über spezielle Kenntnisse der Whiskyherstellung.
Zum Standardgeschäft zählen Obstbrände, Liköre, Gin
Im ersten Schritt wird Getreide gemahlen – vor Ort. Der zweite Schritt erfolgt im Maischebottich, in dem zum gemahlenen Getreide Wasser und Hefe kommt.
„Die Hefe ist unser fleißigster Mitarbeiter“, betont die 31-Jährige, die außer der Hefe insgesamt zwölf Mitarbeiter auf dem Hof hat. Dann kommt das Gemisch in den Gärtank und nach zwei bis drei Tagen geht es in die Destillierblase namens Pot Still, in der gebrannt und der Alkohol herausdestilliert wird.
„Was übrig bleibt, ist die Schlempe, ein Getreidebrei, der wiederum an Rinder verfüttert wird“, klärt die Fachfrau auf. Natürlich müsse man wirtschaftlich stark genug sein, um die Herstellung von Whisky finanzieren zu können, räumt sie ein. Das Standardgeschäft von Hebbel seien aber Produkte wie Obstbrände, Liköre und Gin.
„Whisky ist ein Produkt zum Entschleunigen“
Ursprünglich sei das Unternehmen eine Kornbrennerei gewesen. Vater Michael Habbel, der die Brennerei in den 1960er-Jahren vom Vater erbte, habe sein Hobby zum Beruf gemacht und schon in den 1970er-Jahren von Korn auf Obst umgestellt. Ein weiteres Produkt aus Vaters Leidenschaft ist ein Whisky, der 1977 destilliert wurde.
„Der ist Deutschlands ältester Whisky und wurde mehrfach auf internationalen Messen ausgezeichnet“, sagt Michaela Habbel stolz. Von diesen Flaschen gibt es noch eine überschaubare Anzahl. „Es ist ein echtes Sammlerstück, ein Weizenwhisky, im Ex-Bourbonfass gereift – mild, weich, elegant. Er kostet 98 Euro.“
Whisky sei ein Produkt zum Entschleunigen. Dabei sei das Alter nicht das einzige Kriterium für den Preis. Bei Habbel gibt es durchaus Flaschen, die deutlich teurer sind als der Whisky von 1977. Es zählt auch der Aufwand, den der Hersteller mit der Produktion eines Whisky habe. Und der kann ganz unterschiedlich ausfallen.
Pro Jahr werden 100 Fässer produziert
In den Anfängen ihrer Whisky-Herstellung wurde ein Fass pro Jahr produziert, heute sind es hundert Fässer à 200 Liter, deren Inhalt irgendwann in vielen Jahren von den Genießern und Kennern gekauft werden kann. Im übrigen gibt es eine Spirituosenverordnung, die ganz klar vorschreibt, wie lange ein Whisky reifen muss, bis er würdig ist, diesen Namen überhaupt zu tragen.
„Nach dem EU-Spirituosengesetz muss ein Whisky mindestens drei Jahre und einen Tag alt sein und einen Alkoholgehalt von mindestens 40 Prozent haben“, erklärt die 31-Jährige. „Denn Alkohol ist ein Geschmacksträger und so wichtig wie für Köche das Salz.“ Habbel ist die größte Obstbrennerei in der Region – eine der wenigen, die aus früheren Jahrzehnten noch übrig geblieben sind.