Sprockhövel. Der Mischlingshund Billy besucht mit Frauchen Gabriele Kröger regelmäßig die Senioren im Sprockhöveler Matthias-Claudius-Haus. Was dort passiert.
Ein echter Spanier ist Billy. Charakterstark, charmant, liebenswert und trotz allen Stolzes auch verschmust. Und wer so viele gute Eigenschaften hat, der muss der Welt etwas davon abgeben. Und das tut der neunjährige Podenco-Jack-Russel-Mischling: Er geht mit seinem Frauchen einmal in der Woche ins Altenheim, um Glück zu verschenken.
Billy ist ein immens geduldiger Schmusehund für viele Menschen im Matthias-Claudius-Haus
Dank Gabriele Kröger, die den schlanken Spanier aus dem andalusischen Tierschutz bekommen hat, ist das früher eher ängstliche Tier ein gelassener Vertreter seiner Art geworden, ein immens geduldiger Schmusehund für viele Menschen im Matthias-Claudius-Haus am Perthesring 25. Die 50-jährige Besitzerin, die vor Jahren an Krebs erkrankte, suchte vor einiger Zeit eine Aufgabe, um anderen Menschen das Leben ein bisschen zu erleichtern und Abwechslung in den Alltag zu bringen. „Ein Hund kann einem so viel Kraft geben, davon wollte ich anderen etwas mitgeben“, sagt sie.
Die erforderliche Wesensprüfung schaffte Billy problemlos
Auf einem Spaziergang mit ihrem Vierbeiner lernte sie zufällig eine Dame kennen, kam mit ihr ins Gespräch und hörte davon, dass die Malteser immer Menschen mit Hunden suchen, die Lust haben, wöchentlich einen Besuch zum Beispiel im Altenheim zu machen. Das brauchte man Gabriele Kröger nicht zweimal zu sagen. Sie war begeistert – und Billy schaffte die erforderliche Wesensprüfung problemlos. Wenn der Vierbeiner das Matthias-Claudius-Haus betritt, fühlt er sich wie zu Hause. Das merkt man.
Auch heute macht Billy seine Runde. Gabriele Kröger hat von Einrichtungsleiterin Andrea Flessa eine Liste mit Namen bekommen. Das sind die Personen, die heute gerne von Billy besucht werden möchten. Die Liste ist lang.
Eine Seniorin gibt dem Hund Leckerlis
Viola Brand (76) hat Spaß an dem Podenco-Mischling. Sie kann kaum mehr sehen, sitzt gemeinsam mit anderen Bewohnern im Gemeinschaftsraum. Als Gabriele Kröger mit Billy erscheint, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Viola Brand bekommt Leckerchen in die Hand – und schon pirscht sich Billy an sie heran, nimmt vorsichtig die Leckerlis aus der Hand der 76-Jährigen und lässt sich geduldig von dieser kraulen.
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Vertrauen hatte Viola Brand dabei nicht immer zu Hunden. „Mein Schulweg führte an einer Schreinerei vorbei, an der stets ein Hund herausgeschossen kam, vor dem ich Angst hatte“, erzählt sie. Und fügt hinzu: „Ich bin ohne Tier aufgewachsen und habe eigentlich immer Angst vor Hunden gehabt. Aber nicht vor Billy.“ Sagt’s – und krault diesem die Ohren.
Ein Senior wartet schon, um mit dem Mischling einen Spaziergang über den Flur zu machen
Plötzlich steht ein älterer Herr vom Tisch auf, er kann kaum gehen, spricht nicht. Gabriele Kröger legt ihrem Vierbeiner nun ein Geschirr um, denn der Senior wartet schon, um mit dem Mischling einen Spaziergang über den Flur zu machen. Natürlich unter den wachsamen Augen der Hundebesitzerin und einer Heim-Mitarbeiterin. Billy, der sonst bei Spaziergängen auch mal gern Gas gibt, zuckelt gemächlich – genau im Tempo des Heimbewohners – mit, als sei ausgerechnet er der Erfinder der Geduld.
Nur ungern gibt der Senior die Leine später wieder aus der Hand. Aber es warten noch eine ganze Reihe an Bewohnern auf Billy. Ein paar Streicheleinheiten für Hundis Fell und ein paar für die Seele der alten Menschen. Was für eine geniale Symbiose.
„Billy macht wirklich Spaß“
Unten im Gemeinschaftsraum freut sich Irmgard Unverzagt über den Mischling. „Eigentlich kenn’ ich ja nur Katzen. Aber Billy ist so ein lieber Kerl, der macht wirklich Spaß“, strahlt die 92-Jährige, die im Rollstuhl sitzt und geistig völlig fit ist.
>>> BESUCHER AUF VIER PFOTEN
„Unsere Besucher auf vier Pfoten haben sich bewährt“, sagt Dirk Schürmann, Leiter Soziales Ehrenamt der Malteser in Essen und zuständig für den Besuchsdienst mit Hund. „In der Diözese Essen sind mittlerweile fünfzig Besuchshunde mit ihren Hundeführern im Einsatz. Auf diese Weise helfen wir, dass Menschen nicht sozial völlig isoliert sind“, sagt der Hundebesitzer.
Dankbar ist er den Ehrenamtlichen, die mit ihren Vierbeinern alten Menschen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und allein lebenden Senioren oder Pflegebedürftigen Zeit schenken. Dadurch kommt ungeahnte Kommunikation wieder auf. „Hunde sind in der Lage, Körper, Geist und Seele tief zu berühren.“
Die Ausbildung neuer Teams findet in Kooperation mit professionellen Hundetrainern statt. Kontakt: 0800/100 41 04.